Hamburg. Der Hamburger Zweitligist hat mit Vertretern der ELF bereits über die Schaffung möglicher Synergien gesprochen.

Seit in der vergangenen Woche die Pläne öffentlich wurden, dass im Sommer 2021 eine neue Europaliga im American Football (ELF) mit Hauptsitz in Hamburg den Betrieb aufnehmen soll (Abendblatt berichtete), wird unter Insidern des US-Nationalsports diskutiert. Und das, wie zu erwarten war, kontrovers und auch teils hitzig. In einer Pressemitteilung warnte der Vorstand der vom American Football Verband Deutschland (AFVD) organisierten, höchsten nationalen Spielklasse German Football League (GFL) vor den Folgen einer einschneidenden Veränderung.

„Auf der Grundlage unserer Erfahrungen sind wir aktuell und mittelfristig durchaus skeptisch bezüglich der Finanzierbarkeit einer reinen Profiliga. Hierzu gab es auch in der Vergangenheit schon verschiedene Versuche, die allesamt wirtschaftlich nicht erfolgreich waren“, sagte GFL-Ligavorstand Carsten Dalkowski. Auch wenn der als ELF-Commissioner mit der Entwicklung und Umsetzung der Idee beschäftigte Hamburger Patrick Esume (46), als Moderator und Experte der Pro-Sieben-Sendung „ran NFL“ Deutschlands anerkanntester Footballexperte, betont hatte, den Amateurbetrieb nicht schädigen zu wollen, begreife die GFL die neue Liga als Mitbewerber um Spieler, Fans und Sponsoren. „Es ist offensichtlich, dass bei diesem Ansatz die Gewinnerzielung im Vordergrund steht und nicht die Förderung und Entwicklung des Sports, seiner Strukturen und aktiven Sportler“, sagt GFL-Ligavorstand Axel Streich.

ELF erlaubt nur zwei Importspieler pro Team

Bei den Hamburg Huskies, die als höchstklassiger Verein der Stadt in der GFL 2 aktiv sind, kann man derlei Bedenken zwar nachvollziehen. Dennoch sagt Jojo Liebnau, Mitglied im dreiköpfigen Vorstand des rund 400 Mitglieder starken Clubs: „Die ELF ist ein spannendes Projekt, dem wir aufgeschlossen gegenüberstehen.“ Es habe in dieser Woche bei einem Treffen mit ELF-Verantwortlichen positive Gespräche darüber gegeben, Synergien im Nachwuchs- und Trainerbereich zu schaffen. Liebnau (38) verantwortet bei den Huskies eins der stärksten Nachwuchsprogramme Norddeutschlands.

Klar ist, dass die Huskies nicht Franchisenehmer für das in Hamburg geplante ELF-Team werden. Esume, der als Spieler und Coach GFL-Meister war und für die Premierensaison mit sechs bis sieben deutschen Standorten und dem polnischen Team Wroclaw Panthers plant, führt aktuell Gespräche mit diversen Kandidaten. Die Huskies dagegen haben ihre Mannschaft bereits für die GFL-2-Saison 2021 gemeldet, für die an diesem Sonntag der Meldeschluss abläuft. Natürlich könne es sein, dass man zwei bis drei Coaches und einige Spieler an die neue Franchise verliere, da die ELF nur zwei Importspieler pro Team erlaubt und deshalb die besten 300 deutschen Footballer aus den GFL-Standorten abwandern könnten, um professionell zu spielen. „Aber unser Ziel ist ganz klar, alle unsere Teams zu erhalten und weiter zu verbessern“, sagt Jojo Liebnau.

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Ein ähnliches Ziel haben auch die Elmshorn Fighting Pirates. Der Verein aus dem nordwestlichen Hamburger Umland war 2019 in die GFL aufgestiegen. Nachdem die Saison 2020 coronabedingt abgesagt wurde, wollen die Schleswig-Holsteiner 2021 einen neuen Anlauf wagen. „Wir werden uns fristgerecht um die GFL-Lizenz bewerben“, sagt Chefcoach Jörn Maier. Offensive Coordinator Andreas Nommensen, der viele der Spieler nach Elmshorn gelockt hatte, Runningback-Coach Sören Hauff und Sportdirektor Max Paatz haben sich allerdings dazu entschieden, Esume, der als Defense-Coach ebenfalls zum Trainerstab der Piraten zählte, in die ELF zu folgen. Auch Teile der Mannschaft drohen abzuwandern. „Dennoch arbeiten wir beharrlich daran, 2021 in der GFL zu spielen“, sagt Maier.