Hamburg. Ein Mangel an Talent war es nicht, der seine junge Karriere ins Stocken brachte.Traum von WM-Kampf im Volksparkstadion.

Nie hätte er erwartet, dass er sie jemals vermissen würde, die Besserwisser am Ring. „Aber am Sonnabend würde ich mich sogar freuen, wenn jemand reinrufen würde, was ich alles schlecht mache“, sagt Albon Pervizaj. Der Einzige, der das tun wird, ist sein Cheftrainer Christian Morales, denn Publikum ist nicht zugelassen, wenn in der Verbandshalle am Braamkamp die zweite Auflage der „Giants Newcomer Session“ auf dem Programm steht. Die Serie richtet sich an Neulinge im Profiboxgeschäft, die in Hamburg eine Bühne für Aufbaukämpfe erhalten sollen. Teil eins hatte Anfang August stattgefunden.

Nun ist Albon Pervizaj zwar beileibe kein Neuling. 14 Profikämpfe hat der 25 Jahre alte Schwergewichtler bestritten, seit er sich im März 2017 zum Abgang aus dem Amateurlager entschlossen hatte. Aber weil er nach seiner ersten und bislang einzigen Niederlage im November 2019 gegen den Bosnier Dusan Veletic (25) keine Zukunft mehr im Berliner Sauerland-Team hatte, war der Wechsel zurück in seine Heimatstadt unter Morales’ Fittiche durchaus ein Neustart. Aktuell ist er ohne Promoter, hat einen Managervertrag mit der Agentur Pyx. „Ich habe den Resetknopf gedrückt. Mit dem, was war, habe ich meinen Frieden gemacht. Jetzt lenke ich all meine Kraft auf das, was kommt“, sagt er.

Pervizaj galt als bequem und trainingsfaul

Ein Mangel an Talent war es nicht, der seine junge Karriere ins Stocken brachte. Vielmehr galt der 191 Zentimeter lange Athlet als bequem und trainingsfaul. Diesen Makel glaubt er in den vergangenen Monaten getilgt zu haben. Dank der harten Aufbauarbeit unter Athletikcoach René Clasen fühle er sich fit wie noch nie zuvor. „Ich glaube, dass ich körperlich einen sehr großen Schritt nach vorn gemacht habe. Mittlerweile mache ich sogar das Athletiktraining, das ich früher gehasst habe, mit Spaß.“

Sein größter Fehler, sagt Albon Pervizaj, sei gewesen, dass er eine im Mai 2019 erlittene Lungenentzündung nicht ernst genug genommen habe. „Ich war über Monate total fertig, wollte aber den Kampf gegen Veletic unbedingt. Ich wollte glänzen, hatte aber nicht genug Kondition“, sagt er, und die Punktniederlage vor einem Jahr gegen einen Mann, den er angesichts seiner eigenen Ansprüche bei allem Respekt beherrschen muss, unterstrich seine Einschätzung. „Ich wollte zu viel und habe dafür bezahlt. Zum Glück haben mich mein Umfeld und die Trainingsgruppe von Herrn Morales aufgefangen“, sagt er.

Traum von WM-Kampf im Volksparkstadion

Am Sonnabend will Pervizaj gegen Hasan Kurnaz (32/Wipperfurth) nachweisen, dass er zurück ist auf dem Erfolgsweg. Sein Comebacksieg Anfang August war ein Muster ohne Wert, Gegner Erik Wenzek (20/Leipzig) gab bereits in Runde eins auf. Diesmal sind acht Runden angesetzt, „und ich weiß, dass ich die mit hohem Tempo boxen kann“, sagt er. Albon Pervizaj hatte, als er Profi wurde, den Traum von einem WM-Kampf im ausverkauften Volksparkstadion. Auch wenn er am Sonnabend davon kaum weiter entfernt sein könnte, will er diesen Traum nicht aufgeben.