Magdeburg. Der 23-Jährige entthronte den bisherigen deutschen Meister Roman Gorst. Peter Kadiru reist jetzt in ein besonderes Trainingscamp.

Den Titel geholt und vom Weltmeister geadelt: Der Hamburger Profiboxer Peter Kadiru ist der neue deutsche Meister im Schwergewicht. Der Junioren-Weltmeister aus dem SES-Stall entthronte am Sonnabend in Magdeburg den bisherigen Champion Roman Gorst aus Pocking mit einem einstimmigen Sieg nach Punkten. Für den 23 Jahre alten Kadiru war es der zehnte Sieg im zehnten Kampf als Profi und bereits der vierte Erfolg in diesem Jahr.

Kadiru musste nie länger als sechs Runden im Ring stehen

„Das Konzept war, ein Tempo zu halten und die ganze Zeit Druck zu machen. Das hat geklappt. Roman ist ein guter Boxer und hat versucht, mich zu kontern. Ich war bereit für die volle Distanz“, sagte Kadiru, der bisher nie länger als sechs Runden im Ring stehen musste. Nach diesmal zehn Runden sahen die Punktrichter das Top-Talent mit 99:91, 92:98 und 97:93 vorn.

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Kadiru dominierte den Kampf vom ersten Gong an, beherrschte den zuvor in sechs Profi-Kämpfen siegreichen Gorst dank Vorteilen in Größe und Reichweite. Zwar drang Kadiru oft mit der Führhand zu Gorst durch, brachte seine brachiale Rechte aber zu selten ins Ziel. Gorst war letztlich chancenlos, stand aber auch nie vor einem K.o. und zog sich achtbar aus dem Kampf.

"AJ" Anthony Joshua lädt Peter Kadiru ein

Kadiru hat unterdessen eine Einladung von Weltmeister Anthony Joshua erhalten. Der Superstar bereitet sich in Sheffield auf seine nächste Titelverteidigung im Dezember vor und will mit dem Junioren-Weltmeister aus Hamburg trainieren. „Das ist natürlich eine große Ehre für mich, und ich werde da sehr viel lernen“, sagte Kadiru. Ein genauer Termin für die Reise nach England ist noch offen.

Joshua hatte im April 2017 Wladimir Klitschko durch einen K.o.-Sieg (11. Runde) besiegt. Klitschko beendet daraufhin mit 41 Jahren seine Karriere.

Robin Krasniqi überraschend Weltmeister

Im Hauptkampf fiel Dominic Bösel um wie ein Baum. Er schlug mit dem Hinterkopf hart auf dem Ringboden auf: Während der K.o. gegangene Champion benommen auf dem Ringboden lag, feierte Robin Krasniqi seinen ebenso überraschenden wie größten Sieg seiner Karriere. Der 33-Jährige nutzte seine letzte große Chance, krönte sich in Magdeburg zum IBO-Weltmeister sowie Interims-Champion der WBA im Halbschwergewicht.

„Das ist der größte und schönste Tag in meinem Leben. Mir kann kein Geld der Welt dieses Gefühl geben. Ich kann noch tausendmal boxen, aber dieses Gefühl werde ich nie wieder vergessen“, sagte der von seinen Gefühlen überwältigte Krasniqi. Der gebürtige Kosovare hatte bereits 2013 und 2015 einen WM-Kampf verloren und war nun gegen Bösel erst als Ersatzgegner für den Australier Zac Dunn eingesprungen.

Im Vorfeld des Kampfes hatte sich Bösel selbstsicher gezeigt und von einem vorzeitigen Ende gesprochen. Es sollte sein großer Abend werden, schließlich übertrug die ARD erstmals seit sechs Jahren wieder einen WM-Kampf. Der 30-Jährige, der im November 2019 Weltmeister geworden war, kannte Krasniqi gut. Sechs Jahre hatten sie gemeinsam trainiert, viele Sparrings absolviert. Mit diesem Ende in der dritten Runde hatte Bösel nicht gerechnet. „Ich bin erschrocken. Mit so etwas rechnet man nicht“, sagte der Freyburger.

Eine harte Rechte von Krasniqi hatte den völlig offen dastehenden Bösel voll erwischt. Der entthronte Weltmeister fiel sofort um, lag mit glasigen Augen am Boden. Helfer eilten in den Ring, brachten Bösel in die stabile Seitenlage. Der fing sich schnell wieder, wurde dennoch vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.

Rückkampf vereinbart

Krasniqi feierte da bereits mit seinen zahlreichen Fans. „Wir werden feiern, bis es wieder hell ist. Dann fahren wir nach Hause“, sagte der in Augsburg lebende Wahl-Bayer und richtete noch einige tröstende Worte an Bösel: „Wir sind eine Familie und ich hoffe, dass er nicht ernsthaft verletzt ist. Er ist ein großer Kämpfer.“

Fest steht, dass es eine Fortsetzung des Duells geben wird. „Es gibt eine Vereinbarung über einen Rückkampf“, sagte Krasniqi. Wohl auch deshalb sah Bösel seine Niederlage wenige Minuten nach dem Kampf halbwegs gelassen. „Ich bin als Boxer noch jung, das erschreckt mich nicht. Ich werde nochmal angreifen“, versicherte Bösel.