Hamburg. Hamburgerin Franziska Penno bestreitet am Freitag ihr Debüt über die Triathlon-Langstrecke. Ohne Zuschauer, ohne Mitstreiter. Warum?

Das kalte Wasser der Dove Elbe und der beißende Wind am Elbdeich, davor hat sie am meisten Respekt. Zwar ist ein strahlender Spätsommertag mit Temperaturen von mehr als 20 Grad angesagt. Aber wer aus Hamburg oder, so wie Franziska Penno, aus Sparrieshoop im Kreis Pinneberg stammt, der verlässt sich ungern auf die Wetterprognosen. Und da das Wetter das Einzige ist, das sie nicht beeinflussen kann, bleibt nur das Daumendrücken, dass zumindest Petrus ein Herz für die Verwegenen hat.

Verwegen, daran gibt es keinen Zweifel, ist das, was Franziska Penno sich vorgenommen hat für diesen Freitag. Um 7 Uhr wird die 34-Jährige an der Regattastrecke in Allermöhe in die Dove Elbe springen, um 3,8 Kilometer zu schwimmen. Anschließend geht es zum Oortkatensee, der Start- und Zielpunkt sowohl für die 45-km-Radstrecke als auch für die 10,5-km-Laufrunde ist, die sie jeweils viermal absolvieren wird. Geht all das gut, dann wird Franziska Penno nach geschätzten elf bis zwölf Stunden Tortur ihren ersten Ironman-Triathlon absolviert haben.

Warum sie dies allein tut, ohne Zuschauer und ohne Mitstreiter, ist sie oft gefragt worden in den vergangenen Wochen, von ihren Eltern, ihrer Schwester, ihren Freunden. Die Antwort auf diese Frage mag banal klingen, und doch ist sie einleuchtend: Weil sie es will. Und weil es so geplant war. „2020 sollte mein Jahr werden. Und ich will mir das nicht kaputtmachen lassen“, sagt sie.

Traum vom ersten Ironman in Alleinregie

Fünf Jahre ist es her, dass Franziska Penno in Hamburg ihren ersten Dreikampf erlebte. Damals war es die olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Rad, 10 km Laufen) – aber die Idee, es irgendwann über die Langstrecke (3,8 km/180 km/42,195 km) zu schaffen, war in ihren Kopf gepflanzt worden. 3,8 Kilometer hat sie bislang nur im Schwimmbecken abgespult.

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Bei den Cyclassics in Hamburg hat sie zweimal die 100-km-Distanz geschafft, ihren einzigen Marathon lief sie 2019 in Frankfurt am Main. Aber spätestens, als sie im vergangenen Jahr einen Freund zum bekanntesten Ironman der Welt nach Hawaii begleiten durfte, wusste sie: „Das will ich auch!“

Also meldete sie sich für einen Wettkampf nahe Rimini (Italien) an, der am 19. September ausgetragen werden sollte. Sie nahm sich mit Manuela Dierkes eine in der Szene bekannte Trainerin, schaffte sich Ausrüstung im Wert von rund 8000 Euro an und stieg ins Training ein. Als Mutter einer zwei Jahre alten Tochter und mit einem Partner, der als Rennradfahrer zwar viel Verständnis für ihren Sport mitbringt, aber wie sie als Fitnesstrainer in einem zeitintensiven Beruf arbeitet, war die Koordination des Trainingspensums eine Herausforderung. Doch da sie für das kommende Jahr andere Pläne hat, stand nach der coronabedingten Absage des Italien-Events fest, dass sie sich ihren Traum vom ersten Ironman in Alleinregie erfüllen wird.

Pennos Durchhaltewillen hat auch einen ernsten Hintergrund

Der Durchhaltewillen der ausgebildeten Sportlehrerin und Heilpraktikerin, die mit Partner und Tochter in Hoheluft wohnt, hat auch einen ernsten Hintergrund. Franziska Penno leidet an Achalasie, einer seltenen Erkrankung, bei der der untere Speiseröhrenschließmuskel nicht richtig öffnet.

Nach mehreren Operationen hat sie seit fünf Jahren einen Schrittmacher in der Speiseröhre, dennoch plagen sie regelmäßig Schmerzattacken, die aus heiterem Himmel kommen und bis zu zwei Stunden andauern. „Aber ich bin ein Powermensch und habe mir geschworen, dass ich mir von meinem Körper nicht diktieren lasse, was ich schaffen kann“, sagt sie.

Ob sie ihn schaffen wird, ihren ersten Ironman, weiß sie nicht. Die Zeit ist nachrangig, sie wird das Rennen weder offiziell werten noch aufzeichnen lassen. Ihre Trainerin begleitet sie im Wasser, ihr Partner fährt während des Marathonlaufs auf dem Fahrrad mit und versorgt sie mit Nahrung, Familie und Freunde stehen am Oortkatensee bereit, um während der Radrunden für Verpflegung und den nötigen seelischen Beistand zu sorgen. Franziska Penno glaubt, dass es nicht ihr letzter Ironman sein wird. Aber sie will den ersten erst einmal hinter sich bringen, um sicher zu sein.