Hamburg. Der ehemalige Weltklasse-Beachvolleyballer setzt auf lokale Standorte, soziale Medien – und starke Frauen.

Zuschauer sind nicht zugelassen, wenn Deutschlands beste Beachvolleyballer von heute an bis zum Sonntag am Bundesstützpunkt Alter Teichweg das letzte Mal vor ihren Meisterschaften am Timmendorfer Strand (4. bis 6. September) ihre Form testen. David Klemperer wird dennoch wieder ausgewählte Gäste begrüßen, will der neue Geschäftsführer der Deutschen Volleyball Sport GmbH (DVS) doch seine Sportart möglichen Sponsoren umgehend näherbringen. Und das geht am besten im Kontakt mit den Athleten.

Klemperer (40) war selbst mal einer, Weltklasse im Sand. Mit dem heutigen Männer-Bundestrainer Eric Koreng (39) wurde er 2008 Olympiafünfter, ein Jahr später WM-Vierter. Ehrgeiz zeichnete ihn schon als Spieler aus, den wird er jetzt umso mehr brauchen. Sportarten außerhalb des Fußballs in Deutschland zu vermarkten ist bekanntlich eine Herausforderung. „Als Spieler habe ich die DVS immer dafür kritisiert, dass sie nicht genug für uns tue, nun stehe ich in der Pflicht, dies zu ändern“, sagt der Di­plom-Kaufmann. Bis Ende Juli arbeitete er in Quickborn in der Marketing-Abteilung des Volleyballsponsors comdirect, einer Commerzbank-Tochter. Obwohl die DVS ihren Sitz an der Verbandszen­trale in Frankfurt/Main hat, bleibt Klemperer in Hamburg wohnen, „weil Beachvolleyball inzwischen hier zu Hause ist“.

Nähe ist ein Schwerpunkt seines Konzeptes

Volleyball zu verkaufen verlangt Kreativität, Beharrlichkeit, eine gewisse Frustrationstoleranz, gerade in schwierigen Zeiten wie diesen. Doch Klemperer sagt auch: „Wir klagen auf einem relativ hohen Niveau. Der deutsche Volleyball ist sportlich erfolgreich, in der Halle und am Strand in den Medien gut vertreten, es bestehen viele lokale und regionale Partnerschaften mit Unternehmen.“ Diese zu stärken sieht er als eine seiner Hauptaufgaben an. „Wir haben nicht die Reichweite des Fußballs, wir haben aber rund 40 Standorte in Deutschland für Hallen- und Beachvolleyball. Das ist ein beachtliches Netzwerk mit hoher lokaler Kompetenz, das für viele Firmen sehr interessant sein dürfte.“

Nähe ist ein weiterer Schwerpunkt seines Konzeptes. Athleten zum Anfassen, Talkrunden vor und nach Spielen, professionelle Auftritte in den sozialen Medien, Live-Streaming – die Möglichkeiten seien längst nicht ausgereizt, weiß Klemperer. „Und wir haben viele Sportlerinnen und Sportler, die auch etwas zu sagen haben.“ Er selbst äußert sich in dem Podcast „Shorts – Strandpunkte mit Julius Brink“. Brink (38) war 2012 Olympiasieger mit Jonas Reckermann (41).

Wichtiges Alleinstellungsmerkmal

Den Vorwurf, er vermische dabei private mit geschäftlichen Interessen, weist Klemperer zurück: „Der Podcast war lange vor meiner Tätigkeit bei der DVS geplant, der Verband hat ihn weiter genehmigt. Wir plaudern über Beachvolleyball, nicht über Vermarktung oder Interna.“

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Mit einem anderen zeitgemäßen Thema glaubt Klemperer, künftig digital und analog großflächig punkten zu können. Volleyball habe gegenüber allen anderen Mannschaftssportarten ein im heutigen gesellschaftlichen Diskurs wichtiges Alleinstellungsmerkmal: Frauen- und Männervolleyballspiele, egal ob in der Halle oder im Sand, sind gleichermaßen attraktiv, ansehnlich, niveauvoll und spannend. „Zu keinem Frauensport kommen ähnlich viele Zuschauer wie zum Volleyball“, sagt Klemperer. Er liegt damit auf einer Linie mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), das eine „Gender Equality“ (Gleichheit der Geschlechter) einfordert. Vorteil (Beach-)Volleyball. Für seine umfangreichen Aufgabenfelder sucht Klemperer jetzt engagiertes Personal. Er will dafür von Fall zu Fall auch wieder externe Agenturen einspannen.