Hamburg. Austrittswelle zum 30. Juni befürchtet. Die Stadt bietet jetzt Überbrückungskredite bis zu 150.000 Euro an.

Ein Gärtner kürzt die Sträucher, blauer Himmel überdeckt die Sportanlage des Winterhude-Eppendorfer Turnvereins (WET) an der Erikastraße, dort wo Eppendorf mit seinen weißen Stadtvillen am schönsten ist.

Der Fußballplatz liegt sattgrün und verlassen da, nichts regt sich auf den Tennisplätzen, und die Traglufthalle über den Courts strahlt mit ihrer weißen Kuppel mit der Sonne um die Wette. Eine Idylle – aber natürlich fühlt sich diese komplett falsch an.

Corona-Krise: Sorge um kleine Hamburger Sportvereine

Stillstand. Wie in allen Hamburger Sportvereinen. Und je länger der Stillstand anhält, desto größer wird die Sorge, dass der eine oder andere Sportverein finanziell in die Knie geht.

„Noch haben wir praktisch keine Austritte oder Forderungen auf Rückerstattung des Beitrages“, sagt Hansi Greggersen, die Geschäftsstellenleiterin des WET, „ich glaube die Leute sind noch in einer Schockperiode und müssen erst einmal das eigene Leben sortieren.“ Viele Vereine haben auch finanzielle Polster, weil die Beiträge im Voraus eingezogen wurden und schon auf den Konten liegen.

Mitgliedsbeiträge sind nicht zurückzuzahlen

„Die Härteprüfung kommt erst nach dem nächsten Austrittstermin 30. Juni“, sagt Ann-Christin Schwenke, die noch bis Monatsende Geschäftsführerin des SV Lurup ist und Sprecherin einer Interessengemeinschaft der kleineren und mittleren Hamburger Vereine: „Unsere Sorge sind die fehlenden Neueintritte.“

Einigkeit besteht bei allen Vereinen und dem Hamburger Sportbund (HSB) darin, dass Mitgliedsbeiträge in dieser Krise nicht zurückzuzahlen sind. Das Mitglied ist Teil des Vereins, es hat deshalb unvorhersehbares Unglück solidarisch mitzutragen. Ein Verein ist eben kein kommerzieller Dienstleister.

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SV Tonndorf-Lohe bietet Rückzahlung an

Der SV Tonndorf-Lohe hat seinen rund 180 Mitgliedern dennoch am Mittwoch angeboten, die Beiträge zurückzuüberweisen, solange der Sportbetrieb ruhen muss. „Wir kennen uns praktisch alle persönlich, viele Mitglieder müssen auf jeden Euro achten“, erklärt der Vorsitzende Thorsten Kittendorf den ungewöhnlichen Schritt, „wir können sicher ein halbes bis Dreivierteljahr durchhalten, wir haben ohne eigene Anlage praktisch keine Kosten.“

Das ist bei vielen anders. „Es ist erstaunlich, wie viele Vereine eigene Anlagen haben, die sie unterhalten müssen“, sagt Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD). Ein Beispiel ist der Farmsener TV, der ein eigenes Lehrschwimmbad betreibt, das er nun nicht nutzen kann.

Der Club erklärt deshalb: „Wir können auch aus juristischen Gründen der Gleichbehandlung keinem Mitglied den Beitrag erlassen. Wir machen schon jetzt ohne Beitragsentgegenkommen wöchentlich einen Verlust von 2000 Euro.“

Es fehlen auch Einnahmen aus Kursen und Gastronomie

Da schlagen neben den laufenden Kosten auch die fehlenden Einnahmen von Kursgebühren zu Buche. Sonderbeiträge für bestimmte Sportarten oder eben Kurse sind zu erstatten, wenn diese Angebote nicht durchgeführt werden können. „Die Plätze in unserer Tennistraglufthalle sind bis Ende der Wintersaison vermietet“, sagt Hansi Greggersen, „auch die Extragebühr für Kindertraining, das nicht stattfindet, müssen wir wohl zurückzahlen.“

Ein weiteres Problem für zahlreiche Vereine sind die nun ausbleibenden Pachtgebühren für die Clubgastronomie. Das „Inpetto“ beim WET ist ebenso geschlossen wie das „Clubhaus SV Lurup“. „Wir haben dem Wirt die Pacht erlassen, damit fehlen uns etwa 2000 Euro monatlich“, sagt Schwenke, „viele Clubs mit Vollgastronomie haben dieses Thema.“

„Wir telefonieren sehr viel, mit dem HSB und auch den Vereinen“, sagt Holstein, „wir wollen wissen, wo der Schuh drückt.“ Der HSB hat beschlossen, die anstehenden Einzüge seiner Beiträge und der Darlehenstilgungen für 2020 auf die zweite Jahreshälfte zu verschieben.

Stadt bietet Hamburger Vereinen Sportkredit an

Die Behörde für Inneres und Sport hat mittlerweile mit der Finanzbehörde und der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) ein Paket erstellt, um den Sport möglichst gut durch die Krise zu bringen. „Wir stellen mit dem Förderkredit Sport der IFB die notwendigen Mittel für den wirtschaftlichen Fortbestand zur Verfügung“, sagt Holstein.

Es geht um einen Sportkredit um bis zu 150.000 Euro, der für notwendige Betriebsmittel eingesetzt werden kann. Erste Anträge sollen in der kommenden Woche gestellt werden können.

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„In normalen Zeiten hilft uns der Sport, jetzt müssen wir dem Sport helfen“, sagt Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD). „Wir müssen alles dafür tun, dass wir nach Ende der Maßnahmen wie bisher über einen leistungsstarken Sportbetrieb verfügen.“