Hamburg. Die Doppelspezialistin gilt als eines der größten Badmintontalente in Deutschland. Das will sie bei der DM beweisen.

Die Rasanz ist es, die sie fesselt. Dass man nicht nur auf den Beinen und mit den Armen schnell sein muss, sondern auch im Kopf. „Wenn ich den Topstars zuschaue, bin ich fasziniert davon, was die machen“, sagt Leona Michalski. Noch lägen Welten zwischen den Besten der Welt und ihr. „Aber ich glaube, dass ich es schaffen kann, auf ein ähnliches Niveau zu kommen.“

Zu den größten deutschen Talenten im Badminton, der schnellsten Ballsportart der Welt, zählt Leona Michalski ohne Frage. Die 17-Jährige aus Gelsenkirchen trainiert seit vier Jahren am Stützpunkt Hamburg und lebt im Internat der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg. Als Doppelspezialistin war sie aus dem Westen gekommen, hatte sich aufgrund der besseren Trainingsmöglichkeiten und ihres guten Gefühls während der Probewoche an der Eliteschule für Hamburg entschieden, obwohl vor ihrer Haustür, in Mülheim an der Ruhr, der Bundesstützpunkt der besten deutschen Frauen beheimatet ist.

Einzelspiel verbessert

Aber seit sie im Dezember vergangenen Jahres den deutschen Einzelmeistertitel in der Altersklasse U 19 abräumte, ist Leona Michalski gar nicht mehr so sicher, ob sie sich als Doppelspezialistin bezeichnen soll. „Ich denke, dass Doppel und Mixed weiterhin meine besten Disziplinen sind. Aber ich habe im vergangenen Jahr wirklich große Entwicklungsschritte im Einzel gemacht und fühle mich damit auch sehr wohl“, sagt sie.

Bei den deutschen Meisterschaften der Erwachsenen, die von diesem Donnerstag bis Sonntag in Bielefeld stattfinden, rechnet sich Leona Michalski deshalb auch in allen Disziplinen etwas aus. 2019, bei ihrem ersten Auftritt im Seniorenlager, erreichte sie auf Anhieb im Einzel und Doppel das Viertelfinale. „Das möchte ich mindestens wiederholen“, sagt sie. Im Doppel tritt sie an der Seite von Emma Moszczynski (Landau) an, da ihre Hamburger Partnerin Thuc Phuong Nguyen (16) am Knie verletzt ist. Im Mixed ist Aaron Sonnenschein (Mülheim) ihr angestammter Partner.

Beeindruckende Entwicklung

Worin ihre beeindruckende Entwicklung der vergangenen Monate begründet liegt, kann Leona Michalski klar benennen. Mithilfe eines Ernährungsberaters habe sie seit Januar 2019 acht Kilogramm abgenommen. „Dadurch bin ich viel beweglicher geworden und kann mehr und härter trainieren, weil ich besser regeneriere“, sagt sie. Zudem arbeite sie regelmäßig mit einem Mentalcoach – um die mentale Belastung von 14 wöchentlichen Trainingseinheiten und Turniereinsätzen an den Wochenenden besser zu verkraften. Außerdem zählen zwei Einheiten Yoga pro Woche zum Entspannungsprogramm.

Ben Caldwell (37) ist seit drei Jahren verantwortlicher Landestrainer in Hamburg. Auch der Brite glaubt, dass Leona Michalski viele Wege offen stehen. „Sie ist in ihrer Altersklasse die Nummer eins in Deutschland und hat sich in den vergangenen acht Monaten bemerkenswert verbessert. Durch unseren Fokus auf das Einzel hat sie auch im Doppel und Mixed enorm an Beweglichkeit gewonnen“, sagt er. Ein wichtiger Faktor sei auch die menschliche Reife, die sie auszeichne. „Es hat mir sehr gut getan, mit dem Wechsel nach Hamburg auf mich allein gestellt gewesen zu sein, auch wenn es mir anfangs schwergefallen ist“, sagt sie.

Lehramtsstudium geplant

Tatsächlich wirkt Leona Michalski im Gespräch deutlich älter als ein Teenager, sie spricht klar, strukturiert und selbstsicher. Nach dem Abitur im Sommer 2021 wolle sie voraussichtlich an den Bundesstützpunkt Saarbrücken wechseln, wo die besten Doppel- und Mixedspieler trainieren. Ein Lehramtsstudium für Mathe und Sport in der Grundschule hat sie geplant. Und dann ist da ihr Fernziel, die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Spätestens dort will sie zu den Topstars gehören, denen sie jetzt noch ehrfürchtig zuschaut.