Hamburg. Die Talente des Jahres: Schwimmer Rafael Miroslaw, Badmintonspielerin Thuc Phuong Nguyen, UHC-Hockey-Jugend.

Sie sind die Zukunft des Hamburger Sports. Am Dienstagabend wurden in der Aula der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg in Dulsberg der Schwimmer Rafael Miroslaw, die Badmintonspielerin Thuc Phuong Ngu­yen, die männliche UHC-Hockey-A-Jugend und die Judotrainerin Zarah-Leoni Riecken ausgezeichnet. Auf dem Siegerfoto fehlte allerdings Miroslaw. Die Nationale Anti-Doping-Agentur hatte ihn während des Auftritts von Lotto King Karl zur Blutentnahme gebeten. Und die kann nun mal nicht warten. Beim anschließenden Büfett konnte er den Flüssigkeitsverlust jedoch wieder auffüllen.

TV-Moderatorin Andrea Kaiser führte vor 300 geladenen Gästen launig durchs Programm, obwohl sie erst am Freitag für den verhinderten Johannes B. Kerner eingesprungen war. Die Preise überreichten in Anwesenheit von Sportsenator Andy Grote (SPD) Ruder-Weltmeister Torben Johannesen (25), Hockey-Nationalspielerin Lisa Altenburg (30), die Beachvolleyball-Vizeweltmeister Julius Thole (22) und Clemens Wickler (24), an Krücken nach Sportunfall im Urlaub, sowie Marvin Willoughby, Sportchef des Basketball-Bundesligaclubs Hamburg Towers. Die Sieger erhielten 1500, die Zweiten 1000, die Dritten 500 Euro. Die Gelder sind an Ausgaben für sportliche Zwecke gebunden. Für Musik sorgten Lotto King Karl (Gesang) mit Jörn Heilbutt (Gitarre) und die junge Hamburger Soul-Sängerin Zoe Wees, ehemals Schülerin am Alten Teichweg.

Eric Johannesen der bisher prominenteste Sieger

Björn Lengwenus, Direktor der Eliteschule des Sports, hatte mit Ingrid Unkelbach, der Leiterin des benachbarten Olympiastützpunktes (OSP), die Wahl zu Hamburgs Talenten des Jahres reanimiert. Zuletzt waren die Nachwuchssportler der Stadt 2007 feierlich ausgezeichnet worden. Bisher prominentester Sieger war 2004 der spätere Ruder-Olympiasieger und -Weltmeister Eric Johannesen. Die Neuauflage der Gala wurde auch möglich dank des finanziellen Engagements der Hamburger Dependance der Barclaycard. Über die Platzierungen entschieden rund 30.000 User, die beim Onlinevoting ihre Stimme abgaben, und die fünfköpfige Jury, bestehend aus OSP-Chefin Unkelbach, Jonas Leder (Direktor Landessportamt Hamburg), Mark Borchert (Hamburger Sportbund), Manfred Schäffer (Eliteschule des Sports) und Christian Kühn (Geschäftsführer/CFO Barclaycard).

Rafael Miroslaw, 18 Jahre alt, 85 Kilo Muskelmasse verteilt auf 1,86 Meter Körpergröße, ist schon dort angekommen, wo andere Jugendliche erst hinwollen. Bei den Schwimm-Weltmeisterschaften Ende Juli im südkoreanischen Gwangju war er auf den Moment genau fit, steigerte seine Bestzeit über 200 Meter Freistil auf 1:46,86 Minuten und hatte großen Anteil daran, dass sich die deutsche 4x200-Meter-Freistilstaffel für das WM-Finale und die Olympischen Spiele 2020 qualifizierte. Im Endlauf belegte das Quartett Platz acht.

Miroslaw gilt als Olympiakandidat für Tokio

Am Olympiastützpunkt gilt Miroslaw als Olympiakandidat für Tokio, vor allem aber für die Spiele 2024 in Paris. Schon bei den Jugendspielen 2018 in Buenos Aires kraulte er für Deutschland, bei der Junioren-EM Anfang Juli 2019 in Kasan (Russland) gewann er Gold mit der 4x100-Meter-Freistilstaffel. Unkelbach schwärmt von seiner Leistungsbereitschaft und Willensstärke. Hamburgs Cheftrainer Veith Sieber sagt: „Er hat den perfekten Schwimmerkörper und sich in den vergangenen zwei Jahren nicht nur so entwickelt, wie wir es erwartet, sondern wie wir es erhofft hatten.“

Badmintonspielerin Thuc Phuong Nguyen (16) ist in allen Wettbewerben immer eine der Jüngsten – und trotzdem immer eine der Besten. Die Jugend-Nationalspielerin, Stammkraft beim Hamburger Zweitligaclub Horner TV, ist aktuell die Nummer eins ihres Jahrgangs in Europa. Bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften gewann sie alle drei möglichen Titel – im Einzel, Doppel und Mixed; beim internationalen Jugendturnier in Bourges (Frankreich) siegte sie im Einzel und Mixed. Nguyen, die täglich vier Stunden trainiert, gehört bereits dem Perspektivkader des Deutschen Badmintonverbandes an. „Ich will zu Olympia“, sagt sie. „Das ist für mich das ultimative Ziel, auf das jeder Leistungssportler hinarbeitet.“ Paris 2024 hat sie im Visier. Dann wäre sie 21.

Ehrenamtliches Engagement ist wichtig

Die männliche A-Jugend des Uhlenhorster HC bestätigte vergangenes Jahr mit dem deutschen Hallentitel und Platz zwei bei der Feldmeisterschaft ihres Jahrgangs ihre Ausnahmestellung im deutschen Hockey. Das Team spielt zum großen Teil seit 2006 zusammen, wurde seitdem viermal deutscher Meister – und es weiß zu feiern, wie die Jungs bei ihrer Ehrung auf der Bühne betonten.

Sport und Leistungssport funktionieren nicht ohne ehrenamtliches Engagement. Deshalb wird bei der Nachwuchsgala stets auch ein soziales Talent geehrt. Zarah-Leoni Riecken (17) baut seit mehr als zwei Jahren die Judosparte des jungen Sportvereins Alter Teichweg mit auf, trainiert wöchentlich eine Kindergruppe und absolvierte dieses Jahr die Trainer-C-Ausbildung.