Winsen an der Luhe. Bei den Porsche European Open führt zur Halbzeit der Schotte MacIntyre mit vier Schlägen Vorsprung.

War ja klar, irgendwie. Dieser letzte Putt aus rund zehn Metern, der fiel dann auch noch rein. Wie von selbst. „Ich hatte das Gefühl, ich muss nur auf das Grün kommen, und dann geht es wie von allein“, sagte Bernd Ritthammer nach seinem Galaauftritt am Freitagnachmittag bei den Porsche European Open in Winsen: „Heute war alles ganz leicht.“ 66 Schläge notierte der Münchner nach zwei Runden und geht nun mit sieben Schlägen unter Par an diesem Sonnabend in der letzten Gruppe auf die dritte Runde. Nur einer war noch besser als der 32 Jahre alte Deutsche: Robert MacIntyre, ein 23 Jahre alter Schotte, der in seinem ersten Jahr auf der European Tour nach Platz vier bei den British Open im Ruf eines „Supertalents“ steht und dem Feld bereits einigermaßen enteilt ist.

Mit elf Schlägen unter Par liegt der Linkshänder in Führung. Am Freitag zauberte er eine fehlerfreie Runde von 65 Schlägen auf den Par-72-Kurs. „Ich habe so gut abgeschlagen wie das ganze Jahr nicht“, staunte MacIntyre über seine ebenfalls bogeyfreie Runde. „Ich muss jetzt sehen, dass ich so weitermache. Aber es ist noch viel Golf zu spielen.“

Die beiden Führenden kamen unter den letzten Spielern des 147-köpfigen Feldes ins Clubhaus. Sie einte die „Gnade des späten Starts“. Denn am Nachmittag waren die Verhältnisse auf den Green Eagle Golf Courses deutlich besser als am Vormittag. „Es war angenehmer zu spielen, der Wind hatte abgenommen, und es wurde wärmer“, sagte Ritthammer, „die Spieler am Vormittag hatten es sicher schwerer – aber das macht mir nichts.“

Zur richtigen Zeit am richtigen Loch

„Es kommt darauf an, zur richtigen Zeit am richtigen Loch zu sein.“ Das sagte der erfahrene europäische Ryder-Cup-Kapitän Padraig Harrington und hatte damit recht. Paul Casey, der Führende des ersten Tages, war deshalb gar nicht glücklich. Dabei liegt der Engländer mit 139 Schlägen und einer Runde von eins über immer noch auf dem geteilten dritten Platz, sechs Schläge hinter Mac­Intyre. „Es macht so nicht viel Spaß“, sagte Casey, der am Vormittag mit heftigen Winden zu kämpfen hatte. „Ich spiele lieber bei guten Bedingungen.“

Die Länge des Platzes in Kombination mit den Böen hatte den Spielern am Morgen sehr zugesetzt. „Ich habe noch nie so viele lange Schläge auf das Grün gebraucht wie hier“, klagte der amerikanische Weltranglisten-16. Patrick Reed, der es knapp ins Wochenende geschafft hat, „der Kurs ist rau.“ Mit 6898 Metern ist der Platz der längste auf der European Tour. „Es gibt nur ein Par-fünf-Loch, wo man angreifen kann“, sagte US-Star Matt Kuchar. Er hat mit vier Schlägen über Par den Cut knapp verpasst.

„Gut so“, meinte der europäische Ryder-Cup-Kapitän Padraig Harrington, aus Irland jedoch zu den Bedingungen, „es muss auch manchmal schwierig sein.“ Kuchar sieht das auch so: „Golf ist nicht nur Spaß, sondern auch immer eine Herausforderung. Und dieser Kurs ist eine Herausforderung.“ Dennoch haben die Verantwortlichen teilweise die Abschläge weiter nach vorn gesetzt und damit viel Länge rausgenommen. Der Österreicher Matthias Schwab (22), der nach einer Par-Runde mit fünf Schlägen unter Par ebenfalls geteilter Dritter ist, kam mit der Herausforderung gut zurecht, möchte es dennoch lieber etwas kürzer haben: „Es war sehr anstrengend, fünf Stunden Spielzeit finde ich zu lang.“

Fairways und Grüns treffen

Casey hätte die Abschläge gerne noch weiter nach vorne gezogen. „Dann hätten wir auch die Möglichkeit, mehr anzugreifen“, sagte der 42-Jährige, „so ist man eigentlich nur im Verteidigungsmodus und versucht Par zu spielen.“

All das galt am Nachmittag aber nicht mehr. Als Erstes ließ der Karlsruher Dominic Foos (22) aufhorchen, der normalerweise sein Geld auf der zweitklassigen Challenge Tour verdient. Mit 67 Schlägen, der drittbesten Runde nach MacIntyre und Ritthammer arbeitete er sich auf den geteilten achten Platz vor. „Ich hoffe, den Zuschauern am Wochenende noch mehr bieten zu können“, sagte Foos, „man muss hier einfach die Fairways und Grüns treffen.“

Fünf von 17 gestarteten Deutschen sind am Wochenende im Turnier noch dabei, darunter in dem Mannheimer Marc Hammer sogar ein Amateur. Marcel Siem spielte Freitag zwar zwei Schläge unter Par, nach seiner schwachen Auftaktrunde von 80 Schlägen reichte es aber nicht mehr. Auch Maximilian Kiefer verpasste den Cut.

Ritthammer könnte seine Saison retten

Für Ritthammer aber bietet sich nun die Chance, seine Saison zu retten. In der Jahreswertung der Europäischen Tour belegt er Platz 169, lediglich die besten 110 erhalten die Spielberechtigung für das kommende Jahr. Eine gute Platzierung in Winsen würde Ritthammer sehr helfen: „Es ist eine gute Gelegenheit, etwas für mich zu tun und die Qualifikations-Turniere zu vermeiden“, weiß er. Dennoch will er locker rangehen am Sonnabend in der letzten Gruppe mit MacIntyre. „Das kann sehr nett werden, wir kennen uns von der Challenge Tour, haben auch schon mal zusammengespielt“, erzählte Ritthammer: „Der Robert ist ein sehr entspannter Typ.“

European PGA Championship (2,0 Mio. Euro/Par 72), Stand nach 2 von 4 Runden: 1. MacIntyre (Schottland) 133 Schläge (68+ 65); 2. Ritthammer (Nürnberg) 137 (71+66); 3. Casey (England) 139 (66+73); Migliozzi (Italien) 139 (71+68); Schwab (Österreich) 139 (67+72); 6. Björk (Schweden) 140 (69+71); Wiesberger (Österreich) 140 (71+69); am Cut gescheitert: u. a. Staben (Hamburg) 149 (77+72).