Winsen/L. Der Engländer führt nach dem ersten Tag. Kuchar und Reed mit Problemen. Bester der 17 Deutschen war Max Rottluff.

„Das war eine der besten Runden, die ich in diesem Jahr gespielt habe.“ Paul Casey wusste gar nicht, wohin mit seiner Freude. Wind, Regen, Sonne, Kühle, Feuchte – alles egal an diesem ersten Tag der Porsche European Open für den Engländer. 66 Schläge, sechs unter Platzstandard und die alleinige Führung. Der Weltranglisten-17. trotzte allen Widrigkeiten vor allem auf den hinteren neun Löchern, wo er fünf Birdies spielte. „Es ist so ein verdammt schwerer Kurs hier“, sagte der 42-Jährige noch, „ich bin sehr zufrieden.“

Konnte er wirklich sein. Alles hat das „Grüne Monster“, wie Altrocker Alice Cooper den Nordkurs einst nannte, den Profis zu Turnierbeginn abverlangt. Und nicht jeder kam mit den schwierigen Bedingungen so gut zurecht wie Casey und der Zweite Matthias Schwab aus Österreich. Der 24-Jährige, der erst im zweiten Jahr auf der European Tour spielt, benötigte nur einen Schlag mehr als Casey.

Bester der 17 Deutschen war der Düsseldorfer Max Rottluff (68 Schläge) auf dem geteilten dritten Platz. „Ich habe sehr solide gespielt und hatte auch Glück bei langen Putts“, sagte der 26-Jährige, der sein Geld in den USA in der „Zweiten Liga“ verdient. Max Schmitt und Max Kieffer benötigten dagegen sieben Schläge mehr. Marcel Siem erwischte dagegen einen ganz schwachen Tag. Nur der Franzose Victor Dubuisson war noch schlechter im Feld der 150 Starter.

Unberechenbarer Platz

Wie unberechenbar sich der Platz teilweise spielte, mussten auch die US-Stars Matt Kuchar und Patrick Reed erfahren. Sie mühten sich sichtlich mit Rough und Regen. Zwei Schläge über Par stehen bei ihnen in der Scorecard, sie müssen heute kämpfen, um am Wochenende weiter dabei sein zu können.

Pianoklänge aus dem Public Village wehten an den ersten Abschlag herüber, als Kuchar, Schmitt und der Däne Lucas Bjerregaard um 13.10 Uhr ihre Arbeit auf dem Porsche Nordkurs aufnahmen. Kuchar nahm sich auf dem Weg zum Abschlag ganz cool noch Zeit für Autogramme und Selfies, als seine Mitspieler bereits in ihre Aufzeichnungen schauten und Probeschwünge machten. Der 41 Jahre alte Amerikaner hat schließlich schon alles gesehen in dieser Golfwelt, da macht ihn ein Turnier in Germany nicht wirklich nervös. „Wir verbinden das Turnier mit einem kleinen Familienurlaub in Europa“, erzählte der Mann aus Florida vor dem Start. Vor zwölf Jahren war er schon einmal auf Gut Kaden bei den damaligen Deutsche Bank Open am Start, angeblich erinnert er sich noch an Hamburg: „Ich hatte hier eine wunderbare Zeit, die Stadt ist beeindruckend.“

Der stets freundlich wirkende Kuchar hatte die größte Zuschauergruppe am Nachmittag um sich, man kennt ihn. Und die aus den USA bekannten „Kuuuuuch“-Rufe schallten am Ende auch auf den Green Eagle Golf Courses über die Grüns.

Starker Seitenwind

Gerade als Kuchars Gruppe loslegen wollte, war Xander Schauffele mit seinem Tageswerk schon zu Ende. Der Weltranglisten-Neunte mit einem deutschen Vater und amerikanischer Sozialisation ist der Star einer neuen Werbekampagne von Porsche und auch deshalb als eines der Zugpferde des Turniers vorgesehen. Diese Rolle konnte der 25-Jährige am Donnerstag noch nicht vollständig ausfüllen. Schauffele notierte 73 Schläge. „Der starke Seitenwind hat das Spiel sehr schwierig gemacht.“

Das norddeutsche Herbstwetter hatte natürlich auch die Zuschauer abgeschreckt. Die Hardcore-Golffans waren natürlich dabei, die besonders Erfahrenen erkannte man an den Golfschuhen, die sie wegen des feuchten Geländes abseits der Wege trugen. Sie begleiteten die Stars und waren beruhigt, als Kuchar gleich auf der ersten Bahn einen Ball nicht traf sondern den Boden davor. „Beruhigend, dass das auch diesen Profis passiert“, sagte eine Zuschauerin.

Norddeutscher Ekel-Herbst

Einige hatten es sich mit Klappstühlen und Schirmen am Spielfeldrand bequem gemacht und kommentieren fachkundig die Spielergruppen. Die Tribüne hinter dem 18. Loch allerdings war überwiegend verwaist, auch die Liegestühle vor Bühne und Großbildwand im Public Village waren alles andere als gefragt. Nach Dauerregen 2017 und Saharahitze im Vorjahr herrschte zum Turnierauftakt nun norddeutscher Ekel-Herbst.

Heute soll sich das Wetter beruhigen. Mal sehen, wie viele Golf- und Fußballfans in Trikots der deutschen oder der niederländischen Fußballnationalmannschaft den Weg nach Winsen finden. Sie haben wegen des EM-Qualifikationsspiels am Abend freien Eintritt.

1. Runde: 1. Casey (England) 66 Schläge; 2. Schwab (Österreich) 67; 3. MacIntyre (Schottland) 68; Rottluff (Düsseldorf) 68; Stow (England) 68; 6. Björk (Schweden) 69; … 9. Pieters (Belgien) 70; ... 13. Ritthammer (Nürnberg) 71; 23. Hammer (Ötigheim) 72; ...37. Schultes (Grünbach) 73; 49. Fleer (Neuss) 74; Foos (Karlsruhe) 74; … 76. Heinzinger (Garmisch-Partenkirchen) 75; Kieffer (Düsseldorf) 75; Schmitt (Andernach) 75; ...106. Arkenau (Bremen) 77; Knappe (Paderborn) 77, Staben (Hamburg) 77); 145. John (Sankt Leon-Rot) 80; 146. Siem (Ratingen) 81.