München. Wunschkandidat des Rekordmeisters hat “Knie“. Bayern-Profis drängen Club-Chefs zum Handeln. Sanés kleiner Bruder als Trostpreis?

Mit dick bandagiertem Knie stand Leroy Sané im Londoner Wembley Stadion. Ein Bild, das dem FC Bayern 930 km entfernt in München nicht gefallen haben dürfte. Der "Knie-Fall" des 23-Jährigen bringt möglicherweise den Königstransfer des deutschen Fußball-Rekordmeisters auf der Zielgeraden doch noch in Gefahr – als wäre im anhaltenden Wechselpoker um Sané nicht schon alles kompliziert genug.

Eine genaue Diagnose stand am Montag zunächst noch aus. Manchester Citys Trainer Pep Guardiola hatte am Sonntagabend nach dem 5:3 im Elfmeterschießen gegen den FC Liverpool im Spiel um den Community Shield noch vorsichtig Entwarnung gegeben. „Der erste Eindruck war nicht gut, aber ich glaube, es ist nicht schlimm“, sagte er. Er müsse jetzt abwarten „was die Ärzte sagen, aber ich glaube, ihm geht es gut“.

Sané und die Bayern sollen sich einig sein

Dass Guardiola („Wir möchten, dass er bleibt“) Sané überhaupt einsetzte, überraschte viele Beobachter. Es war ein Risiko, da der Transfer angeblich kurz vor dem Abschluss stand. So aber verdrehte sich Sané kurz nach Spielbeginn das rechte Knie und musste ausgewechselt werden.

Wie es weitergeht, ist offen. Sané soll sich mit den Bayern, die am Dienstag ins Trainingslager an den Tegernsee aufbrechen, schon geeinigt haben. Die Vereine feilschen angeblich noch um die Ablösemodalitäten. Klar ist nur: Der 21-malige Nationalspieler kostet die Bayern über 100 Millionen Euro, so viel Geld hat noch nie ein Verein in der Bundesliga für einen neuen Spieler ausgegeben. 2016 war Sané für 50 Millionen von Schalke zu City gewechselt.

Noch hoffen Sanés Kollegen in Manchester auf einen Verbleib des Flügelspielers. „Wenn er geht, wäre das schlecht für uns. Er ist einer der besten jungen Spieler der Welt“, sagte Kevin de Bruyne.

Bayern-Profis fordern zum Handeln auf

In München dagegen sehnen sich die Stars nach Sané und weiteren Verstärkungen. „Die jungen Spieler haben Potenzial. Aber man braucht Spieler, die kommen und der Mannschaft direkt helfen“, mahnte Torjäger Robert Lewandowski nach dem 0:2 im Supercup bei Borussia Dortmund erneut.

Auch Joshua Kimmich, Thomas Müller und Kapitän Manuel Neuer forderten die Bosse um Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic zuletzt auf, für das große Ziel Champions League auf dem Transfermarkt noch einmal tätig zu werden. Bisher hat der FC Bayern nur Lucas Hernández (Atletico Madrid/80 Millionen), Benjamin Pavard (Stuttgart/35) und Jann-Fiete Arp (Hamburg/3) verpflichtet.

Weiter Spekulationen um Timo Werner

„Dass wir was machen müssen, wissen wir“, sagte Salihamidzic erst am Sonnabend wieder. Doch eine Woche vor dem DFB-Pokalspiel bei Regionalligist Energie Cottbus am kommenden Montag drängt die Zeit, der Druck wächst.

Auch Trainer Niko Kovac macht sich wiederholt Gedanken über seinen Kader, der aktuell nur 17 Feldspieler umfasst. „Wir wissen auch, dass uns in der jetzigen Situation nicht allzu viel passieren darf“, sagte er besorgt. Entsprechend bemühen sich die Münchner weiter händeringend um neue Stars.

Selbst der erhoffte Transfer von Sané wäre bei den großen Ambitionen der Münchner zu wenig, zumal die Zukunft von Jerome Boateng nach wie vor offen ist. Spekulationen gibt es weiterhin um RB Leipzigs Timo Werner.

Sanés kleiner Bruder als Trostpreis?

Zudem vermeldeten spanische Medien vor knapp drei Wochen bereits eine Einigung mit dem spanischen U21-Europameister Marc Roca von Espanyol Barcelona. Die Katalanen sollen aber auf die festgeschriebene Ablöse von 40 Millionen für den zentralen Mittelfeldspieler pochen. Das ist den Bayern zu viel.

Die Ähnlichkeit ist offensichtlich: Leroys kleiner Bruder Sidi Sané.
Die Ähnlichkeit ist offensichtlich: Leroys kleiner Bruder Sidi Sané. © Imago/Eibner

Vielleicht gibt es immerhin einen Trostpreis. Die Münchner sollen laut Kicker Interesse an Sidi Sané von Schalke 04 haben, dem 16-jährigen Bruder von Leroy. Der Stürmer spielt seit 2011 für die Gelsenkirchener.

Gerüchte um ein mögliches Bayern-Interesse gab es schon in der Vergangenheit. Laut „Bild“ haben die Münchner bislang aber weder ein Angebot für Sidi Sané abgegeben noch Gespräche mit Schalke geführt.