Hamburg. 10.500 Teilnehmer starten beim 18. Hamburg Wasser World Triathlon. Bundestrainer äußert sich zu Nachwuchs-Athleten.

Nina Eim steht vor ihrem aufregendem Debüt. Nicht nur, dass die 20 Jahre junge Triathletin an diesem Sonnabend im Heimrennen in Hamburg ihre Premiere in der WM-Serie feiert. Für die gebürtige Itzehoerin ist es auch der erste Karrieresprung in die 20,5 Grad warme Binnenalster. „Ich bin noch nie in Hamburg gestartet, habe oft als Zuschauerin mitgefiebert“, sagt Deutschlands in der Weltrangliste als 47. zweitbeste Kurzstrecklerin.

Damit teilt Eim ihre Unerfahrenheit mit einem Großteil der erneut 10.500 Teilnehmer (ausverkauft) des 18. Hamburg Wasser World Triathlons. 40 Prozent der Jedermänner und -frauen, die einen Anteil von 32 Prozent ausmachen, geben über die Sprintstrecke oder die olympische Distanz, im Einzel oder in der Staffel an diesem Sonnabend und Sonntag ihr Hamburg-Debüt. „Wir sind immer noch der Leuchtturm der Serie, der größte Triathlon der Welt“, betont Oliver Schiek, Geschäftsführer des Veranstalters Ironman Germany GmbH.

Weltspitze beim Triathlon in Hamburg

Doch Eim, die als U-23-Nationalkaderathletin in diesem Jahr auf erste Top-Ten- und Podiums-Ergebnisse im zweitrangigen Weltcup zurückblicken kann, teilt noch etwas mit den Breitensportenthusiasten: Der Weltspitze, die geschlossen in der Hansestadt an den Start geht, wird sie vermutlich hinterherschwimmen, -fahren und -laufen. „Unter die Top 25 zu kommen wäre schon gut“, sagt die Sportmanagementstudentin, die vor zwei Jahren vom SC Itzehoe an den Bundesstützpunkt nach Potsdam wechselte und „seitdem erst so richtig leistungsorientiert trainiert“. Auf 25 bis 30 Stunden kommt sie in der Woche.

Die Favoriten im Elite-Sprint (750 m Schwimmen, 21 km Radfahren, 5 km Laufen) auf der siebten von neun WM-Stationen sind nicht erst seit diesem Jahr andere. Bei den Frauen (Sa, 14 Uhr/ZDF) die zuletzt fünfmal in Folge siegreiche Katie Zaferes (30/USA), bei den Männern (16.30 Uhr/Zdf.de) der dreifache Weltmeister und Hamburg-Sieger Mario Mola (28/Spanien) sowie dessen Herausforderer Landsmann Fernando Alarza (28) und der Franzose Vincent Luis (30). Die deutschen Hoffnungen ruhen auf Laura Lindemann (23/Berlin), die Dritte von 2017 und Zweite des vergangenen Jahres, sowie Jonas Schomburg (25/Hannover). Als Ranglistensiebte und -25. könnten beide am Sonntag (9.30/12.45 Uhr, ARD Re-Live) die WM-Mixedstaffel anführen. Über die 4 x 300 Meter Schwimmen, sieben Kilometer Radfahren und 1,7 Kilometer Laufen werden in Hamburg seit 2013 Gold, Silber und Bronze vergeben, 2020 erstmals bei Olympia in Tokio.

Bundestrainer mahnt zu Geduld

„Unsere Athleten sind noch zu jung. Sie sind noch nicht im Hochleistungsalter angekommen. Können nicht die Umfänge trainieren, die nötig wären für die Weltspitze“, sagt Bundestrainer Faris Al-Sultan. Der Ironman-Weltmeister 2005 über die Langdistanz (3,8 km/180 km/ 42,195 km) steht seit November in der Verantwortung. Er mahnt zu Geduld. Olympia 2024 sei ein realistischeres Ziel, „wenn unsere heutigen Nachwuchsathleten im besten Alter von 26 bis 30 sind“. Zwei Jahre lang war das Amt verweist. Die Fördermittel sind der Deutschen Triathlon Union nach der Olympia-Enttäuschung 2016, als kein deutscher Mann in Rio am Start und Lindemann als Beste 28. war, um 30 Prozent gekürzt worden.

Faris Al-Sultan ist Bundestrainer der Triathleten.
Faris Al-Sultan ist Bundestrainer der Triathleten. © dpa / Thomas Frey

Längst lassen die Hawaii-Erfolge auf der Langstrecke, wo deutsche Ironmänner seit 2014 ungeschlagen sind, die früheren Erfolge auf der Kurzdistanz (WM-Sieg 2007, Olympiasieg 2008) verblassen. Längst sind Aushängeschilder wie Jan Frodeno (37) von der Kurz- zur Langstrecke abgewandert. „Verständlich“, wie Al-Sultan sagt, „jenseits der 30 Jahre lässt im Sprint die Grundschnelligkeit nach.“ Dazu lasse sich im Ironman mit Privatsponsoren mehr verdienen. Was den Münchner viel mehr stört, ist, wenn bereits der Nachwuchs zum Ironman schielt und entsprechend trainiert. „Das ist ein Riesenproblem in der Ausbildung“, sagt Al-Sultan. Vor allem die Schwimmtechnik müsse beherrscht werden, über die Kurzdistanz lasse sich der Rückstand aus dem Wasser auf der Straße ansonsten nicht mehr aufholen.

Als Nina Eim mit neun Jahren ihren ersten Triathlon meisterte, schwamm sie noch auf dem Rücken und stieg als Letzte aus dem Wasser. „Mittlerweile kann ich natürlich kraulen“, sagt sie vor ihrem Debütsprung in die Alster.