Ehrenrat fällt ein Urteil. Aufregung um Teutonia-Spieler Sembolo und Toksöz. Buchholz rutscht in der Fair-Play-Wertung ab.

Beeindruckendes Altona. „Da oben kriegt uns jetzt keiner mehr weg!“ - die Ansage von Altonas Torschützen Vincent Boock war klar an Teutonia 05 gerichtet. Die Teutonen hatten mit einem 2:1 in Meiendorf vorgelegt, Oberliga-Spitzenreiter Altona zog mit einer beeindruckenden Leistung gegen den TSV Sasel nach, wahrte seinen Vorsprung von zwei Punkten.

Ohne Rücksicht auf Verluste! Sasels Torwart Tuffour lässt für die Sicherung der Kugel Mitspieler Take und Altonas Metidji (r.). durch die Lüfte fliegen.
Ohne Rücksicht auf Verluste! Sasels Torwart Tuffour lässt für die Sicherung der Kugel Mitspieler Take und Altonas Metidji (r.). durch die Lüfte fliegen. © Andre Matz | Andre Matz

Mit dem 2:0-Endstand war Sasel noch gut bedient, denn insbesondere in der ersten Halbzeit besaß Altona 93 eine gute Chance nach der anderen. Vor allem Marco Schultz sorgte ständig für Gefahr. Alles läuft jetzt auf ein echtes Finale um die Oberligameisterschaft und die Qualifikation für die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord am letzten Spieltag hinaus, wenn Altona 93 im Derby auf Teutonia 05 trifft.

Francky Sembolo (l.), hier noch im Osnabrücker Trikot in einem Testspiel gegen den HSV.
Francky Sembolo (l.), hier noch im Osnabrücker Trikot in einem Testspiel gegen den HSV. © Witters

Schlaf und Mamis Suppe. Große Aufregung herrschte bei Altonas Konkurrent Teutonia 05 vor und nach dem 2:1-Erfolg beim Meiendorfer SV. Nach dem Abpfiff wollte Stürmer Francky Sembolo rustikal einen angetrunkenen MSV-Fan zur Rede stellen, der ihn während der Begegnung mehrfach als „Spasti“ beleidigt und dem Deutsch-Kongolesen schwache Leistungen bei dessen Engagement beim VfL Osnabrück vorgehalten hatte. Mehrere Teutonen-Verantwortlichen bremsten Sembolo, als dieser den MSV-Anhänger vom Platz zerren wollte.

Bereits vor dem Spiel angeblich in der Kabine zusammengeklappt war Teutonias Mittelfeldspieler Deran Toksöz. Er musste aus der Startaufstellung gestrichen und von seinem Vater nach Hause gefahren werden. Auf Abendblatt-Nachfrage am Sonntag relativierte Toksöz die ersten Online-Meldungen: „Mir war nur schlecht aufgrund einer verschleppten Grippe. Zusammengebrochen bin ich nicht. Daheim habe ich den ganzen Sonnabend bis 23 Uhr geschlafen, dann hat meine Mutter mir Suppe gemacht und ich habe am Sonntag bis 7 Uhr durchgeschlafen. Nun spüre ich, wie ich wieder zu Kräften komme.“

Erster Teil des Condor-Wunders? Es geschehen noch Fußballwunder, denn Oberligist SC Condor hat ein Fußballspiel gewonnen. Ausgerechnet in der Auswärtspartie beim Kellerkonkurrenten HEBC, bei der die erwartete Niederlage einen nahezu uneinholbaren Rückstand von zehn Zählern ergeben hätte, spielten die Raubvögel groß auf, siegten mit 4:2. Die zuvor fast pechschwarze Bilanz von Condors im Winter verpflichteten Trainer Florian Neumann, der in neun Partien nur einen Punkt holte, schmückt nun der erste Sieg - und auf einmal sind es nur noch vier Punkte bis zur Rettung. „Schon in der letzten Woche beim 2:5 gegen Meiendorf waren wir in der ersten halben Stunde besser, wären mit einem Sieg dran gewesen. Ich bemühe einfach mal zwei Fußball-Floskeln: Wir geben nicht auf. Abgerechnet wird zum Schluss“, so Neumann.

Rotes Buchholz. Wahrhaft schockierende Szenen spielten sich in der Oberliga-Partie zwischen dem SC Victoria und dem TSV Buchholz 08 (3:1) ab. Die Gäste, Abo-Meister beim freundlich & fair-Preis, kassierten zwei (!) Platzverweise. Andreas Metzler sah Gelb-Rot für wiederholtes Foulspiel (79.), Lukas Kremer für seine Notbremse sogar glatt Rot (90.+2). „Der erste Feldverweis ist unstrittig, den zweiten finde ich ein bisschen schade. Schiedsrichter Fabian Porsch hat regelkonform gehandelt, aber das Spiel war bei 3:1 doch entschieden und es gab Elfmeter. Da wäre auch eine Gelbe Karte schön gewesen“, sagte der Buchholzer Trainer Thorsten Schneider. Ob die Fair-Play-Wertung in der Rückrunde nun noch gewonnen werden kann? „Es wird auf jeden Fall schwieriger. Wir werden ganz schön abgerutscht sein“, seufzte Schneider.

Bewährung für Grandt. Der Ehrenrat des Oberligisten HSV Barmbek-Uhlenhorst hat eine Entscheidung im Fall Detlef Grandt gefällt. Der ehemalige Barmbeker Fanbetreuer stand im Mittelpunkt des Skandals um vom Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes als rassistisch eingestufte Ausrufe in der Oberligapartie gegen den Meiendorfer SV am 17. Februar. Die MSV-Spieler hatten den Platz aus Protest gegen Rassismus verlassen (Abendblatt berichtete).

Meidendorfs Kevin Heitbrock (l.) und Lawrence Schön gingen nach den Rufen in den BU-Fanblock.
Meidendorfs Kevin Heitbrock (l.) und Lawrence Schön gingen nach den Rufen in den BU-Fanblock. © Andre Matz

Nach Abendblatt-Informationen darf Grandt spätestens ab dem 1. Oktober wieder BU-Heimspiele an der Dieselstraße sehen. Dies zunächst für ein Jahr auf Bewährung. Zudem übernimmt er 200 Euro der 1000 Euro Geldstrafe, die das Sportgericht den Barmbekern auferlegte. Aus dem Verein tritt Grandt zunächst aus, die Ehrennadel für besondere Verdienste wurde ihm aberkannt. Der Wiedereintritt in den Club ist für Grandt bei erfolgreicher Bewährung jedoch ebenso möglich wie eine erneute Zuerkennung der einstweilen eingezogenen Ehrennadel. Der BU-Vorstand will das Ergebnis erst auf der heutigen Jahreshauptversammlung des Vereins kommentieren. Grandt sieht sich vom Vorwurf des Rassismus als entlastet an.