Hamburg . “Open European Championships“ werden im Juli ausgetragen. Damen-EM soll folgen. Veranstalter wollen mit Roadshow werben.

Das Herren-Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum wird in diesem Sommer vom 20. bis 28 Juli bei seiner 113. Auflage zum ersten Mal in seiner traditionsreichen Geschichte als Europameisterschaft ausgetragen, als „Open European Championships“. Das gaben die neuen Lizenzinhaber der Veranstaltung, die Österreicher Sandra Reichel und ihr Vater Peter-Michael Reichel (Matchmaker Sports GmbH), am Montagmittag im Rathaus im Beisein von Sportsenator Andy Grote (SPD) bekannt. Damit dürfte die Zukunft des Turniers für die nächsten Jahre am Standort Hamburg gesichert sein.

EM-Titel kann auch ein Nicht-Europäer gewinnen

Eine Europameisterschaft gab es in der Geschichte des Profitennis noch nie, bisher wurden kontinentale Titel nur bei Junioren und Senioren ausgespielt, sagte der Russe Wladimir Dmitrijew, der Präsident von Tennis Europa (TE) mit Hauptsitz in Basel (Schweiz). Die Reichel Business Group erhielt den Zuschlag für die EM mit Deutschland als „Host Country“ und Hamburg als „Host City“.

Den Titel kann auch ein Nicht-Europäer gewinnen. Mit diesem Coup soll das Rothenbaum-Turnier, derzeit ein Event der dritten internationalen Kategorie (ATP 500) nach den vier Grand Slams und den neun Masters-Turnieren, aufgewertet und für Spieler, Sponsoren und Fernsehsender interessanter gestaltet werden. In den vergangenen Jahren hatte die Veranstaltung oft unter der Abwesenheit der weltbesten Profis gelitten, dennoch immer um die 70.000 Zuschauer angelockt.

2020 auch eine Damen-EM in Hamburg?

Zum von den Reichels erworbenen Gesamtpaket gehört auch eine Damen-Europameisterschaft. Die könnte schon im nächsten Jahr ebenfalls am Rothenbaum ausgetragen werden. Der Deutsche Tennisbund (DTB) und die Reichels hatten sich schon in den vergangenen Monaten bei der Damentennisorganisation WTA um eine Turnierlizenz bemüht, waren aber kurzfristig nicht fündig geworden.

Die Veranstaltung hätte schon in diesem Mai stattfinden sollen. Der DTB würde sich wahrscheinlich an den Lizenzkosten beteiligen, die sich auf zwei bis fünf Millionen Euro belaufen könnten. Der Verband will dafür zum Teil die Einnahmen aus den gestiegenen Lizenzgebühren für das Herrenturnier am Rothenbaum verwenden, rund 500.000 Euro im Jahr, die die Reichels an den DTB überweisen müssen. Zuletzt gab es 2002 ein Damenturnier in Hamburg.

Roadshow soll auf Turnier aufmerksam machen

In der Woche vor den „Open European Championships“ ist zudem eine U-21-EM für den weiblichen und männlichen Nachwuchs aus den 50 Mitgliedsverbänden von Tennis Europe geplant, mit einem Gesamtpreisgeld von 100.000 US-Dollar. Dabei sollen neue, kürzere Spielformate getestet werden.

Darüber hinaus wollen die Reichels im Juli an verschiedenen Plätzen in der Stadt in einer Art Roadshow mit Aktionen für Vereinsspieler und Breitensportler auf das Rothenbaumturnier aufmerksam machen. „Hamburg soll im Juli zur ,Active Tennis City’ werden“, sagte Sandra Reichel.

Rothenbaum wird für zehn Millionen Euro saniert

Das Bekenntnis der Reichels zum Tennis-Standort Hamburg wäre wohl nicht möglich geworden, hätte nicht der Hamburger Sportmäzen Alexander Otto nach einem „Rothenbaum-Gipfel“ bei Senator Grote acht Millionen Euro für die Instandsetzung und Modernisierung der Harvestehuder Anlage zwischen Haller- und Hansastraße zur Verfügung gestellt. Insgesamt zehn Millionen Euro kosten die Baumaßnahmen, die 2020 abgeschlossen werden sollen.

In diesem Jahr wird vor allem das mobile Dach bis zur Beachvolleyball-Weltmeisterschaft (28. Juni bis 7. Juli) repariert. „Ich freue mich sehr, dass die neuen Veranstalter das älteste deutsche Tennisturnier mit vielen Ambitionen und persönlicher Leidenschaft weiterentwickeln und damit langfristig in Hamburg halten wollen“, sagte Senator Grote.