Hamburg. „Historischer Gipfel“ bei Sportsenator Andy Grote beschließt Maßnahmenkatalog zur Vitalisierung der Traditionsanlage.

Nach und nach verließen die 22 eingeladenen Teilnehmer des Rothenbaum-Gipfels gut gelaunt das alt-ehrwürdige Backsteingebäude der Innen- und Sportbehörde am Johanniswall, doch sagen wollte zunächst niemand etwas. Fragen Sie die Stadt, hieß es, aber das Lächeln aller verriet: Die fast zweistündige Gesprächsrunde, die viele später als „historisch“ bezeichneten, war zu Ergebnissen gekommen, die zuvor wohl niemand erwartet hatte.

Schluss der Querelen über Zuständigkeiten, Verantwortungen und finanzielle Beteiligungen: Die Tennisanlage im Stadtteil Harvestehude wird in den nächsten Jahren grundlegend saniert und modernisiert. Schon zur Beachvolleyball-Weltmeisterschaft, die vom 28. Juni bis 7. Juli 2019 auf dem Areal ausgerichtet wird, sollen das mobile Dach, die Schalensitze und die Sanitäranlagen erneuert sein. Die Investitionskosten gehen in die Millionen. Eine konkrete Summe steht jedoch erst nach detaillierten Planungen fest. Die sollen in den nächsten Wochen beginnen.

Auf diesen umfassenden Maßnahmenkatalog einigten sich „in erstaunlich harmonischer und konstruktiver Atmosphäre“ (ein Teilnehmer) hochrangige Vertreter der Stadt, des Sportamtes, des Bezirksamtes Eimsbüttel, des Deutschen Tennisbundes (DTB), des Clubs an der Alster, der Hamburger ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG (Einkaufszentren) und die beiden österreichischen Veranstalter der Tennis- und Beachvolleyballturniere. Innen- und Sportsenator Andy Grote hatte in seinen Amtssitz eingeladen.

Alsters Umbaupläne liegen auf Eis

„Das war der Durchbruch, ein Schulterschluss. Von dieser Runde geht ein Aufbruchssignal aus“, sagte Grote. Jetzt sei Schluss mit der Flickschusterei der vergangenen Jahre, des Stillstandes, der Rothenbaum werde nun zügig einen modernen, zeitgemäßen Anstrich erhalten, einen angemessenen Rahmen, um hier auch künftig Weltklasseturniere im Tennis und Beachvolleyball veranstalten zu können. Für 2020 will sich die Stadt um ein europäisches Olympia-Qualifikationsturnier für die Sommerspiele in Tokio bewerben. „Wir haben es endlich geschafft, alle Kräfte zu bündeln“, freute sich der Senator.

Weil die Umbaupläne des am Rothenbaum beheimateten Club an der Alster wegen Widerständen aus Mitgliederkreisen derzeit nicht umgesetzt werden können, verständigten sich die Beteiligten darauf, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, „um die in die Jahre gekommene Anlage zu vitalisieren“. Alster, das auf dem städtischen Grundstück ein Erbbaurecht bis 2049 besitzt, wollte das Tennisstadion (Kapazität: 13.200 Plätze) abreißen und eine Mehrzweck-Arena für 7500 Zuschauer an der Ecke Rothenbaumchaussee/Hallerstraße neu bauen.

Dazu wird es in den nächsten fünf bis acht Jahren nicht kommen, sollte es überhaupt einen Investor dafür geben. Deshalb bestand Handlungsbedarf, da aktuell drohte, dass Peter-Michael Reichel, der neue Lizenzinhaber des Herrentennisturniers, Nachfolger des Turnierdirektors Michael Stich, mit der Veranstaltung in eine andere deutsche Stadt abwandert.

Comeback für Damenturnier?

Diese Gefahr scheint nun gebannt. Reichel und seine Tochter Sandra arbeiten sogar weiter daran, wieder ein Damenturnier nach Hamburg zu holen. Ob das schon für den Sommer 2019 gelingt, ist fraglich. Die Reichels wollen diese Möglichkeit bislang nicht ausschließen.

Die Revitalisierung des Rothenbaums soll in zwei Schritten erfolgen, berichteten Grote und Sportstaatsrat Christoph Holstein: Möglichst noch in diesem Jahr soll das Dach erneuert oder mit der Erneuerung begonnen werden. Ein Architekt und ein Tragwerkplaner sind bereits mit einem Gutachten beauftragt worden. Kosten: rund 900.000 Euro. Auch erste Arbeiten in den Sanitärbereichen, den Umkleideräumen und bei der Modernisierung der Bestuhlung könnten demnächst gestartet werden. Im zweiten Schritt soll bis Mitte des Jahres 2020 die optische Aufwertung der Gesamtanlage erfolgen.

DTB und Sportstiftung investieren mit

Der Durchbruch in den monatelang stockenden Verhandlungen gelang, weil der Deutsche Tennisbund, seit zehn Jahren nur noch Mieter am Rothenbaum, dem Standort mit seiner hier ansässigen Geschäftsstelle weiter große Bedeutung beimessen will. Der DTB tritt jetzt als Auftraggeber und Mitinvestor der Sanierungsmaßnahmen auf.

Maßgeblich unterstützt wird das Vorhaben bei der Projektsteuerung von der ECE und der Alexander-Otto-Sportstiftung. Beide wollen sich auch finanziell engagieren. Die Innen- und Sportbehörde wird mit Rainer Hansen, pensionierter Leiter des bezirklichen Sportstättenbaus, ebenfalls einen Projektleiter beauftragen – und, falls erforderlich, „ergänzende finanzielle Beiträge leisten. Das gilt besonders im Hinblick auf die Unterstützung der beiden Veranstaltungen“, hieß es aus der Behörde.