Hamburg. Das Stadion wird für zehn Millionen Euro komplett saniert – acht Millionen davon kommen vom Chef des Hamburger Unternehmens ECE.

Der Mann, der die Zukunft des Tennisturniers am Rothenbaum absichert, tat am Donnerstagmittag das, was er immer tut, wenn ihm die Lobeshymnen zu schrill werden: Er versuchte, seinen Beitrag kleinzureden. „Ich bin glücklich, dass ich mich beteiligen darf und dass sich die anderen Partner auch einbringen“, sagte Alexander Otto. Den Vorschlag, den Centre-Court an der Hallerstraße in Alexander-Otto-Stadion umzubenennen, lehnte der 51-Jährige lächelnd ab. „Das wäre nicht in meinem Sinne. Der Sport soll im Vordergrund stehen“, sagte er.

Traditionsreicher Ort

Bescheidenheit ist eine Zier. Aber dass der Sport an einem der traditionsreichsten Orte der Stadt zumindest in einem absehbaren Zeitrahmen von zehn bis 15 Jahren im Mittelpunkt stehen kann, ist vor allem dem Unternehmer und Stifter Alexander Otto zu verdanken. Nachdem im Oktober 2018 in einer historischen Übereinkunft zwischen den am Rothenbaum beteiligten Partnern Deutscher Tennis-Bund (DTB), Club an der Alster, Stadt und den Veranstaltern der Beachvolleyball- und Tennisturniere eine gemeinsame Instandsetzung der Anlage beschlossen worden war, gab es am Donnerstag Details zu verkünden. Das wichtigste: Von den rund zehn Millionen Euro, die die Modernisierung kostet, übernimmt Otto, dessen Unternehmen ECE in die Planung und Durchführung einbezogen ist, bis zu acht Millionen per privater Spende. „Seine Bereitschaft, sich zu engagieren, hat die Planungen erst ermöglicht. In dieser Dimension ist das außergewöhnlich“, sagte Sportsenator Andy Grote (50). Die Stadt und der DTB beteiligen sich jeweils mit bis zu einer Million Euro an der Modernisierung.

Otto spielt ebenfalls Tennis

Otto, selbst leidenschaftlicher Tennisspieler, erklärte sein Engagement damit, dass er in den vergangenen Jahren „ein beklemmendes Gefühl beim Gang über die veraltete Anlage“ verspürt habe. Deshalb sei ihm wichtig, dass nicht nur notdürftig das für die reibungslose Durchführung des Tennisturniers nötige mobile Dach über dem Centre-Court renoviert werde, was seit Jahren überfällig ist. „Mir liegt am Herzen, dass wir die Anlage für die nächsten 15 Jahre zukunftsfähig machen“, sagte er.

Neues Textil für das Dach

Dazu soll im ersten Schritt bis zum Start der Beachvolleyball-WM (28. Juni bis 7. Juli) die innere Textilmembran (rund 3500 Quadratmeter) des 1997 in Betrieb genommenen Dachs inklusive der Steuertechnik erneuert werden. Im zweiten Schritt ist dann nach Ende des Herrentennisturniers (20. bis 28. Juli) innerhalb eines Jahres eine Komplettrenovierung geplant. Diese umfasst den Austausch der äußeren Dachmembran, die Erneuerung der Sitzplätze im Stadion, das von 12.800 auf 10.000 Plätze verkleinert wird, und auf den Außencourts M1 und M2, die Modernisierung der öffentlichen Sanitärbereiche sowie der Spielerkabinen, ein „partielles Neudesign“ der Außenfassade und der Stadionumläufe, ein übersichtliches Beschilderungssystem und eine Neugestaltung der Eingangsbereiche.

"Historische Stunde"

„Für das Spitzentennis in Hamburg ist das eine historische Stunde. Dank dieser Maßnahmen können wir langfristig das Tennisturnier am Rothenbaum halten“, sagte DTB-Präsident Ulrich Klaus (68), der mit den neuen Turnierveranstaltern Sandra und Peter-Michael Reichel einen Fünfjahresvertrag mit Option auf weitere fünf Jahre geschlossen hat, in dem Hamburg als Standort verankert ist. Klaus versprach, dass der Verband, der vertraglich auch in den vergangenen Jahren zur Instandhaltung der Anlage verpflichtet war, dieser Pflicht nun wieder nachkommen wolle. „Wir hätten uns die Modernisierung nicht leisten können. Dank Herrn Otto ist dieses Problem gelöst, und wir werden dazu beitragen, das Turnier langfristig zu sichern“, sagte er. Dazu gehöre die Akquise einer Lizenz für ein zusätzliches Damenturnier, das in diesem Jahr noch nicht realisiert werden kann, aber für 2020 fest eingeplant ist.

Erbbaurecht für die Anlage

Ein solches Turnier im Mai auszutragen sei unmöglich, sagte Alster-Präsident Carsten Lütten (61), dessen Verein bis 2049 das Erbbaurecht an der Anlage besitzt. Da im Bebauungsplan die Nutzung der Anlage für Veranstaltungen auf 22 Tage beschränkt ist und Beachvolleyball mindestens eine Woche beansprucht, müsse ein Damenturnier entweder direkt vor oder nach dem Herrenevent oder mit diesem kombiniert stattfinden, da ansonsten die Auf- und Abbauzeiten den Vereinsbetrieb zu sehr behindern würden. Die im Sommer 2016 von Alster vorgestellten Pläne einer eigenfinanzierten Umgestaltung der Anlage sind mit der nun beschlossenen Modernisierung passé. Ein Einstieg des Versicherungskonzerns Allianz, den Alster bereits als strategischen Partner vorgestellt hatte, sei aber dennoch möglich. „Wir werden unsere Mitglieder und die Allianz in alle Entscheidungen einbeziehen“, sagte Lütten. Denkbar wäre, dass Allianz Namensgeber des erneuerten Stadions werden könnte.

Ein Alexander-Otto-Stadion wird es also wirklich nicht geben. Eine Alternative hatte der Mäzen aber auch schon parat: „Vielleicht könnte man eine Ballwand nach mir benennen“, sagte er.