Hamburg. Nach einem anonymen Brandbrief erheben nun auch vier ehemalige Nationaltrainer das Wort gegen die Verbandsführung.

Der Aufruhr im Deutschen Hockey-Bund (DHB), der Ende Januar in einem anonymen Brandbrief gegen die Verbandsführung um Präsident Wolfgang Hillmann (66) gegipfelt war, hat neue Nahrung erhalten. In der „FAZ“ richteten die früheren Nationaltrainer Peter Lemmen (Damen 2001 bis 2003), Jamilon Mülders (Damen 2012 bis 2017), Bernhard Peters (Herren 2000 bis 2006) und Markus Weise (Damen 2003 bis 2006, Herren 2006 bis 2015) in einem sachlichen, aber sehr pointierten offenen Brief deutliche Kritik an die Verbandsführung.

Das Quartett plädiert darin für eine weitgehende Neuausrichtung des Verbandes, seines Präsidiums und des Vorstandes und gegen eine Ämterhäufung, wie sie der intern stark umstrittene Vizepräsident Remo Laschet verkörpert, der die Themen Finanzen und Recht verantwortet. Auch der für den Leistungssport verantwortliche Sportdirektor Heino Knuf müsse entlastet werden, um den gestiegenen Ansprüchen im Welthockey gerecht werden zu können.

Stimmen der Nationalteams sollen gehört werden

Dazu brauche es im Vorstand stimmberechtigte Sitze für Vertreter der Nationalteams und der Bundesliga. „Wir wünschen uns für die anstehende Wahl von Präsidium und Vorstand auf dem Bundestag in Grünstadt am 25. Mai eine entsprechend aufgestellte Kandidatenmannschaft, die sich den Delegierten mit einem überzeugenden Programm zur Wahl stellt“, heißt es in dem Brief.

Sportdirektor Knuf reagierte „überrascht und in Teilen irritiert“ auf den Vorstoß der vier Topcoaches. „Ich verstehe aber die Intention, weil ich weiß, wie sehr ihnen der Sport am Herzen liegt.“ Es sei mitnichten darum gegangen, Knuf zu diskreditieren, erklärten die Initiatoren. „Uns treibt der dauerhafte Krisenmodus um, der den Verband lähmt.“

Trainer wollten "Dinge ansprechen"

Alle vier Unterzeichner hatten ihre Posten einst freiwillig geräumt, Weise und Peters waren in den Fußball gewechselt, Mülders als Nationalcoach nach China. „Wir haben alle keine Ambitionen, noch mal im DHB zu arbeiten. Es gab auch keinen Arbeitsauftrag von Dritten. Es geht uns nur um die handelnden Personen und um den Sport. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, nicht mehr wegzusehen, sondern Dinge anzusprechen“, hieß es weiter.

Im DHB wird intern seit Monaten über mangelnde Kommunikation zwischen der Führung und den Mitgliedern sowie eine falsche Ausrichtung des Verbandes für die Zukunft gestritten. In der vergangenen Woche hatte Ehrenpräsident Stephan Abel, der den Verband von 2005 bis 2015 geführt hatte, Hillmann in einem Abendblatt-Interview Führungsschwäche attestiert und ebenfalls einen Neuanfang in Präsidium und Vorstand angemahnt. Hillmann sagte: „Ich hätte mir einen deutlich konstruktiveren Dialog gewünscht. Die Art und Weise zeugt von fehlender Wertschätzung.“