Hamburg. Reform soll bis zum Beginn der Feldsaison 2020/2021 umgesetzt werden. Verband unterstützt die Pläne. Entscheidung im Mai.

Diskutiert wird die Idee im kleinen Kreis seit November 2017, am Wochenende nun nahm sie rasant an Fahrt auf. Am Rande der Endrunde um die deutsche Hallenmeisterschaft trafen sich in Mülheim (Ruhr) rund 20 Vertreter der Hockey-Bundesligisten, um den Rahmen für ein Projekt abzustecken, das in einer Erhöhung der Unabhängigkeit, Professionalisierung, Vermarktung und Agilität des erfolgreichsten olympischen Mannschaftssports Deutschlands resultieren soll. Die Ersten und Zweiten Bundesligen der Damen und Herren wollen sich aus dem Dachverband, dem Deutschen Hockey-Bund (DHB), lösen und einen eigenen Ligaverband (LV) gründen.

Was in den größten deutschen Teamsportarten wie Fußball, Handball, Basketball, Eishockey oder Volleyball teils seit vielen Jahren mit gutem Erfolg praktiziert wird, soll nach dem Willen der Arbeitsgruppe, die das Projekt vorantreibt, von der Feldsaison 2020/21 an auch dem Hockey helfen. Auf dem Bundestag am 25. Mai soll darüber abgestimmt werden, ob ein Ligaverband gegründet wird. Ein entsprechender Antrag müsste bis zum 22. Februar eingereicht werden. „Ein eigener Verband würde zur Professionalisierung beitragen, weil er Entscheidungswege vereinfacht und Kompetenzen besser verteilt“, sagt Horst Müller-Wieland, Präsident des Uhlenhorster HC aus Hamburg, und neben Dirk Wellen (Krefeld) und Hanns-Peter Windfeder (Mülheim) treibende Kraft des Vorhabens.

Entscheidungsprozesse vereinfachen

Die Gründung eines LV würde dazu führen, dass alle Vereine der Ersten – aktuell je zwölf Damen- und Herrenteams im Feld sowie je viermal sechs Damen- und Herrenteams in der Halle – und der Zweiten Bundesliga –, zweimal zehn im Feld sowie viermal sechs in der Halle bei den Herren, zweimal zehn im Feld bei den Damen – Pflichtmitglieder in einem eingetragenen Verein (e. V.) werden. Die Abwicklung des wirtschaftlichen und sportlichen Geschäftsbetriebs soll über eine GmbH, deren Anteilseigner der e. V. ist, durchgeführt werden. Dies soll bewirken, dass die Mitgliedsvereine von zentralen Aufgaben entlastet werden und mit einer Stimme gegenüber externen Partnern wie einem potenziellen Ligasponsor sprechen. Außerdem können Entscheidungsprozesse vereinfacht und in höherer Frequenz stattfinden, da nicht mehr, wie in der aktuellen Betriebsform, alle DHB-Mitgliedsvereine über die Belange der Bundesligen mitzubestimmen hätten.

Um die kleinen Vereine von der Entwicklung nicht abzukoppeln, sollen in den kommenden Monaten umfangreiche Gespräche innerhalb der Landesverbände geführt werden. „Wir müssen und wollen alle mitnehmen. Nichts ist bislang in Stein gemeißelt, es ist ein offener Prozess, der nun beschleunigt werden muss“, sagt Müller-Wieland, der betont, dass man die Gründung eines LV nicht als Abkapselung vom DHB verstünde, sondern als eine für beide Seiten positive Weiterentwicklung.

Nationalteams weiter vom Verband vermarktet

Beim Dachverband sieht man dies genauso. „Wir würden nicht seit November 2017 die Arbeit einer Bundesliga-Reformkommission unterstützen, wenn wir diesen Ansatz nicht unterstützten“, sagt DHB-Präsident Wolfgang Hillmann. Die in Mülheim entstandene Dynamik werde man weder befeuern noch bremsen. „Der Ansatz für die Gründung eines Ligaverbands kommt von den Vereinen, die unser Souverän sind. Daher begleiten wir den Prozess und glauben, dass er sich auf einem guten Weg befindet.“ Teilbereiche wie das Schiedsrichter- und Schiedsgerichtswesen, die Traineraus- und Fortbildung, das Disziplinarwesen sowie die Betreuung und Vermarktung der Nationalmannschaften sollen im Hoheitsbereich des DHB verbleiben. Die Planung und Verwaltung des Spielbetriebs sowie die Organisation von Meisterschaftsendrunden fiele in die Kompetenz des LV. Über alle Felder, auf denen sich Aufgaben überschneiden, soll ein Rahmenvertrag geschlossen werden, der das Miteinander zwischen DHB und LV juristisch regelt.

Interessant dürfte das Thema der Abstellung von Nationalspielerinnen und -spielern werden. Wegen der umfangreicheren Anforderungen des Weltverbands drohten die Vereine zuletzt den Zugriff auf ihre Besten einzubüßen. Die Einführung der Pro League, die für die deutschen Teams am 10. Februar in Australien startet, hatte dazu geführt, dass die hierfür nominierten Auswahlakteure die Hallensaison nicht spielen konnten. „Die Abstellung der Nationalspieler wird im Grundlagenvertrag ebenso geregelt werden wie viele andere Dinge. Bislang war sie noch kein Thema“, sagt Horst Müller-Wieland.