Hamburg. Platz drei für Alster-Damen und UHC-Herren: Erstmals seit 1990 kein deutscher Triumph im Hallen-Europapokal. Das sind die Gründe.

Es war eine Demonstration der Stärke, der Leidenschaft, der technischen Finessen gar. Aber es war eben leider nur das Spiel um Platz drei, und deshalb fiel der Jubel im Lager der Hockeydamen des Clubs an der Alster nach dem 7:0-Sieg gegen Spaniens Meister Club de Campo Madrid entsprechend verhalten aus. Der Titel beim Hallen-Europapokal der Landesmeister in eigener Halle war fest eingeplant gewesen.

Die Enttäuschung darüber, dass am Sonntagnachmittag die Damen vom niederländischen Champion MHC Laren nach dem 3:1-Finalsieg über Dinamo Elektrostal aus Russland den Pokal durch die Halle am Rothenbaum trugen, konnte im Alster-Lager niemand verbergen.

Erstmals seit 1990 kein deutscher Titelträger

Es war ein historisches Wochenende für das deutsche Hockey, und das mit zwei Hamburger Hauptdarstellern. Weil zeitgleich in Wien auch die Herren des Uhlenhorster HC mit Rang drei das gesteckte Ziel verpassten, gibt es erstmals seit Beginn der Austragung des Landesmeister-Wettbewerbs unterm Dach 1990 keinen deutschen Titelträger. Bei den Damen war es nach 2013, als Rot-Weiß Köln Dritter wurde, sogar erst das zweite Mal, dass kein deutsches Team den Titel gewann.

Man könnte dieses Szenario als Zufall abbuchen, als Betriebsunfall, der sich in den kommenden Jahren locker ausbügeln lässt. Jens George, Cheftrainer der Alster-Damen, wollte es sich so einfach allerdings nicht machen. „Wir müssen uns daran gewöhnen, dass wir unsere Vormachtstellung im Hallenhockey eingebüßt haben und keinen Titel mehr im Vorbeigehen mitnehmen“, sagte der 50-Jährige.

Körpereinsatz und Cleverness

Das, was vorausschauende Coaches seit Jahren predigen, dass die Spitze breiter wird und andere Nationen, insbesondere die Osteuropäer, die Niederlande und Österreich, stetig aufholen, hat sich auf Nationalmannschaftsebene längst verfestigt. Bei den Herren ist Österreich Welt- und Europameister, bei den Damen konnten die Niederlande die deutsche Dominanz mehrfach brechen. Nun hat sich diese Erkenntnis auch auf Clubebene bewahrheitet.

Alster verlor nicht nur sein Halbfinale gegen den späteren Titelträger Laren am Sonnabendabend verdient mit 3:5, sondern auch sein „Endspiel“ um den Gruppensieg mit 3:4 gegen Elektrostal. Der UHC scheiterte im Halbfinale nach Penaltyschießen am euphorisierten Gastgeber Arminen Wien, der das Endspiel 1:3 gegen Partille Göteborg aus Schweden verlor. Doch während sich die „Uhlen“ durch eigene Fehler selbst aus dem Titelrennen kegelten, war bei Alster ein Defizit in der physischen Härte unübersehbar.

War es gegen Elektrostal auch ein Schuss Überheblichkeit (George: „Wir dachten, es würde irgendwie gehen.“), der zur Niederlage führte, zeigten die erfahrenen Niederländerinnen Georges junger Auswahl, in der keine Spielerin Europapokalerfahrung aufweisen konnte, vor allem in puncto Körpereinsatz und Cleverness die Grenzen auf. Immerhin konnte die Mannschaft gegen Madrid bereits einen schnellen Lerneffekt nachweisen.

Zu viele Termine beim Hockey

Die Gründe für den Abwärtstrend sind vielschichtig. Nirgendwo auf der Welt wurde Hallenhockey, das vor allem der technischen und taktischen Ausbildung zuträglich ist, so ernsthaft praktiziert wie in Deutschland. Daraus resultierte ein so umfangreiches Ligensystem mit einer Fülle an Titelkandidaten wie in keinem anderen Land. Seit einigen Jahren jedoch können die besten Spieler des Landes nur noch sporadisch oder gar nicht am Ligabetrieb in der Halle teilnehmen. Grund dafür ist die vom Weltverband FIH vorgegebene Terminfülle im Feldhockey, die die Nationalspieler auch im Winter bindet.

So wurde in diesem Jahr das neue Format Pro League eingeführt, das die deutschen Auswahlteams aktuell auf eine Reise nach Ozeanien und Argentinien führt. Alster musste deshalb mit Hanna Granitzki, Hannah Gablac und Kira Horn drei wichtige Stützen ersetzen, deren Fehlen im Spielaufbau und beim Ablauf der Strafeckenausführung besonders ins Gewicht fiel.

Die anderen Teams sind eingespielter

Dazu kommt, dass in anderen Nationen die Landesmeister oftmals fast identisch mit den Hallen-Nationalteams sind oder es, wie in den Niederlanden, eine strikte Trennung zwischen Hallen- und Feldhockey-Nationalkadern gibt. Außerdem werden außerhalb Deutschlands nationale Hallenhockeytitel oft in Turnierform ausgespielt. „Dadurch sind unsere Gegner meist viel eingespielter und kennen vor allem das Format besser als wir“, sagte UHC-Cheftrainer Benedikt Schmidt-Busse, der die Verantwortung für die Niederlage allerdings nicht von sich weisen wollte. „Hätten wir unser Leistungslimit erreicht, hätten wir gewonnen.“

Dennoch sagte Jens George: „Das deutsche Hockey muss sich klar werden, wo wir in der Halle hinsteuern. So, wie es zuletzt gelaufen ist, werden Jahre ohne Titel die Regel werden.“