Hamburg. Die Bereitschaft, alles zu geben, war bei den Damen des Clubs an der Alster nicht da. Nun müssen sie gegen den Titelträger ran.

Der Frust regierte am Sonnabendmittag in der Hockeyhalle am Rothenbaum. Wutentbrannt brüllten sich Viktoria Huse und Anne Schröder nach der 3:4-Niederlage im letzten Gruppenspiel gegen den russischen Meister Dinamo Elektrostal an.

Ein letzter Pass von Abwehrchefin Huse hatte Spielmacherin Schröder nicht erreicht, darüber gerieten die beiden Nationalspielerinnen vom Club an der Alster dermaßen in Streit, dass die wegen ihrer Schwangerschaft zum Zuschauen verurteilte Teamkollegin Lisa Altenburg ihr kugelrundes Bäuchlein zwischen die Zankenden schieben musste, um für Entspannung zu sorgen.

Energie wird Alster brauchen

„So ein Konflikt ist förderlich, der setzt Energie frei“, sagte Alster-Cheftrainer Jens George, nachdem er seine Mannschaft ins Gebet genommen hatte. Energie wird Alster brauchen, um beim Europapokal der Landesmeister in eigener Halle der Favoritenrolle noch gerecht zu werden.

Im Halbfinale trifft Georges Auswahl nun am Sonnabendabend um 18.50 Uhr auf den niederländischen Titelträger Laren, der sich in Vorrundengruppe B mit drei Siegen überlegen durchsetzte. Elektrostal, das aus der Region Moskau stammt, darf als Gruppensieger im zweiten Semifinale (20.15 Uhr) gegen den Club de Campo Madrid antreten.

Ein Remis hätte Alster nach den Siegen vom Freitag (8:0 gegen Grodno aus Weißrussland, 3:1 gegen Sumchanka aus der Ukraine) gereicht, um Gruppensieger zu werden. Doch weil der beste Angriff der vergangenen Bundesligasaison reihenweise Chancen liegen ließ und sich die Defensive in der Kontersicherung naiv anstellte, kamen die sehr bissig verteidigenden und blitzschnell konternden Russinnen verdient zu ihrem dritten Sieg.

Unerwarteter Dämpfer für die Hockey-Damen

„Die hatten eine sehr starke Torhüterin, wir waren nicht zwingend genug und haben zu langsam umgeschaltet“, sagte George. Den unerwarteten Dämpfer hält der 50-Jährige für heilsam, sofern es dem Team gelänge, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. „Ich glaube, viele haben gedacht, dass wir den Europacup im Vorübergehen gewinnen.

Die nötige Bereitschaft, alles zu geben, war noch nicht da. Gegen Laren, die sehr reif und technisch stark agieren, wird es nicht einfacher. Aber ich denke, dass diese Niederlage der Weckruf war und wir jetzt wissen, dass wir alles investieren müssen, um hier den Titel zu holen“, sagte er.

Körperlich mehr investieren

Das glaubt auch Viktoria Huse, die zwei Strafecken verwandelte. Das dritte Tor steuerte Hanna Valentin bei. „Wir müssen körperlich mehr investieren, denn jetzt kommen die K.-o.-Spiele, da geht es um alles oder nichts“, sagte Huse.

Der Streit mit Anne Schröder war da schon abgehakt, die beiden Leistungsträgerinnen standen nebeneinander in der Mixed Zone und gaben gemeinsam Interviews. „Emotionen gehören dazu, das ist bei uns normal. Aber wir haben das schnell geklärt und werden beide versuchen, es im Halbfinale gegen Laren besser zu machen“, sagte sie.