Hamburg. Alster-Damen und UHC-Herren müssen sich im Hallenhockey-Europapokal auf ausgesprochen defensive Gegner einstellen.

An seiner Vorbereitung Grundlegendes zu verändern, dafür sah Jens George keine Veranlassung. Am Montag stand regeneratives Yoga auf dem Programm für die von ihm trainierten Hockeydamen des Clubs an der Alster. Am Dienstag wurde vereinsintern gegen die männliche Jugend B geübt, um Tempo und Körpereinsatz zu simulieren. An diesem Mittwoch steht das Abschlusstraining an, dann soll es losgehen. „Wir machen alles wie sonst, auch vor einem Finalturnier“, sagt George. Ob der Erfolg ihm recht gibt an diesem Wochenende, wenn Alster an der Hallerstraße Gastgeber für den Hallen-Europapokal der Landesmeister ist, bleibt abzuwarten.

Klar ist, dass sich sportlich einiges verändern wird, denn zwischen nationalem und internationalem Hallenhockey gibt es gehörige Unterschiede. Da wäre zuvorderst die Spielzeit zu nennen. Vor zweieinhalb Wochen, als Alster bei der Endrunde um die deutsche Meisterschaft in Mülheim (Ruhr) das Finale im Penaltyschießen gegen den Düsseldorfer HC verlor, wurden Halbfinale und Finale an zwei aufeinanderfolgenden Tagen über zweimal 30 Minuten ausgetragen. Die Europacup-Endrunde sieht am Freitag und Sonnabend je zwei Spiele und im Optimalfall am Sonntag (14.30 Uhr) das Finale vor, allerdings wird jeweils über nur zweimal 20 Minuten gespielt.

Die verkürzte Spielzeit verändert die taktische Ausrichtung. Gegen spielstarke Teams wie Alster versuchen alle Gegner, am eigenen Schusskreis Beton anzurühren und über Konter zum Erfolg zu kommen. „Man muss sofort Vollgas geben und versuchen, die Gegner unter Dauerdruck zu setzen, darf aber auch nicht die Kontersicherung vernachlässigen“, sagt Alsters Nationalspielerin Anne Schröder (24). „Wenn man bei verringerter Spielzeit in Rückstand gerät, ist es deutlich schwieriger, das umzubiegen“, sagt George. Der 50-Jährige legt deshalb besonderen Wert auf die Standardsituationen. „Strafecken sind die beste Gelegenheit, um gegen tief stehende Gegner trotzdem zu Toren zu kommen. Deshalb müssen wir da besonders sorgfältig sein“, sagt er. Mit Viktoria Huse (23), Emily Kerner (20) und Hanna Valentin (24) stehen drei Eckenspezialistinnen im Kader.

Besondere Herausforderung in der Gruppenphase

Eine besondere Herausforderung wartet in der Gruppenphase auf Alster, da alle drei Gegner – Ritm Grodno (Weißrussland/Fr., 12.30 Uhr), MSC Sumchanka (Ukraine/Fr., 18.30 Uhr) und Dinamo Elektrostal (Russland/Sa., 12.30 Uhr) – aus Osteuropa kommen. Die Landesmeister aus diesen Nationen sind nahezu identisch mit den Nationalteams, entsprechend gut eingespielt und erfahren im Hallenhockey, das in Osteuropa traditionell eine wichtigere Rolle als die Feldvariante spielt. „Das sind alles sehr körperbetonte Teams, die ein intensives Defensivhockey spielen. Die müssen wir mit Dauerdruck bearbeiten, um Lücken zu finden“, sagt Anne Schröder. Sie spielt wie all ihre Teamkolleginnen zum ersten Mal einen Hallen-Europapokal, konnte aber mit der Hallen-Nationalmannschaft bereits Erfahrungen gegen osteuropäische Teams sammeln.

Eine etwas veränderte Ausgangs­lage bietet sich den Herren des Uhlenhorster HC, die zeitgleich ihren Landesmeistercup in Wien bestreiten. Das Team von Cheftrainer Benedikt Schmidt-Busse (42), das in Bestbesetzung an diesem Mittwochabend die Reise nach Österreich antritt, hat mit RW Wettingen (Schweiz/Fr, 9 Uhr), AH&BC Amsterdam (Niederlande/Fr, 15 Uhr) und Partille Göteborg (Schweden/Sa, 9 Uhr) deutlich spielstärkere Gegner vor der Brust. „Vor allem Amsterdam wird sich nicht nur hinten reinstellen“, hofft Schmidt-Busse, dessen Team vor drei Wochen in Mülheim im Halbfinale gescheitert war.

Kleine Differenzen

Auch er setzt aufgrund der verkürzten Spielzeit auf die Strafeckenverwertung. Außerdem hat er, um höherfrequent wechseln zu können, einen vierten Aufbauspieler zugunsten eines fünften Stürmers gestrichen. Diese Überlegung treibt auch Jens George um. In der Liga hatte er überwiegend nach jeweils rund fünf Minuten in Zweierblocks in Abwehr und Angriff gewechselt. „Jetzt könnte ich mir vorstellen, dass es besser ist, alle zwei bis drei Minuten eine Spielerin durchzutauschen“, sagt er.

Eine Größe, auf die kein Trainer Einfluss hat, bleiben die Schiedsrichter. „International wird anders gepfiffen, da gehen manchmal Dinge durch, die in der Bundesliga sofort abgepfiffen werden. Darauf werden wir uns einstellen müssen“, sagt er. Angesichts all dieser kleinen Differenzen zwischen nationalem und internationalem Hallenhockey ist es wahrscheinlich die beste Lösung, wenigstens die Vorbereitung so zu belassen, wie sie gelernt ist.