Hamburg. Die Herren des Clubs haben die beste Abwehr, die Damen den besten Sturm. Am Sonnabend steht das Viertelfinale an.

Ein wenig unappetitlich ist es schon, als Zuschauer hinter seinem Tor zu stehen. Mark Appel weiß das, es tut ihm auch leid, aber er kann nicht anders. In jeder Spielunterbrechung, in der Zeit bleibt, den Helm abzunehmen, spuckt der Hockey-Nationalkeeper auf einen Lappen, der hinten rechts im Netz liegt. Torhüter haben eine Macke, heißt es im Leistungssport oft, und das ist seine. „Mir hilft das, um ein paar Sekunden aus dem Tunnel auszubrechen“, sagt der 24-Jährige.

Alles, was hilft, um Topleistung abzurufen, ist willkommen an diesem Sonnabend (16.15 Uhr, Hallerstraße), wenn Mark Appel mit den Bundesligaherren des Clubs an der Alster zum Viertelfinale um die deutsche Hallenmeisterschaft gegen Rot-Weiß Köln antritt. Der Vizemeister von 2018, der die Nordgruppe gewann, trifft auf den Meister von 2017, der im Westen hinter Uhlenhorst Mülheim, das am Sonnabend um 15 Uhr den Nordzweiten Uhlenhorster HC empfängt, nur Zweiter wurde. In den Torwart und seine Künste setzt Cheftrainer Joachim Mahn große Hoffnungen. Immerhin war die Abwehr in der Hauptrunde das Prunkstück des Teams. Mit 55 Gegentoren wies Alster im Vergleich des Topquartetts den mit Abstand besten Wert auf.

Torhüter hervorragend in Form

Mark Appel mag mit seinem Gespucke zwar eine Macke haben, ist ansonsten aber ein höchst umgänglicher, sympathischer und realistischer Typ. Man könne wohl sagen, „dass die Saison für mich nicht ganz schlecht gelaufen ist“, sagt er breit grinsend, „aber die Hauptlast tragen die Jungs vor mir. Wie die sich bei der Eckenabwehr in jeden Schuss werfen, oder wie sich jeder für den anderen einsetzt und alle als Einheit zusammenstehen, das ist für mich ein riesiger Ansporn, auch alles aus mir herauszuholen“, sagt er.

Mahn (55), der Alsters Herren 20 Jahre als Cheftrainer betreute, nach drei Jahren Pause zur Hallenserie wieder übernahm und vor allem den Teamgeist neu aufleben ließ, will aus dem Defensivverbund zwar auch niemanden hervorheben. Seinen Torhüter lobte er jedoch nach vielen Spielen auffällig oft – und das zu Recht. „Was Mark gehalten hat, war überragend“, sagt er. Appels Reflexe, gepaart mit seinem offensiven Führungsstil, mit dem er die Abwehr vor ihm dirigiert, machen aus dem Finanzwesenstudenten, der im Sommer aus Krefeld nach Hamburg wechselte, einen kompletten Torhüter, der an seiner Entwicklung Alsters Torwarttrainer Jimi Lewis (44) den Löwenanteil zuschreibt.

Menschlich gesehen

Es gibt noch eine weitere Macke, die Appel pflegt. „Für mich steht es immer 0:0, egal ob ich ein Tor kassiere oder wir eins schießen“, sagt er. Nach seinem Wechsel habe er sich diese Strategie mit Alsters Mentalcoach erarbeitet, sie helfe ihm dabei, immer hungrig zu bleiben und sich von Rückschlägen nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Es gehe sogar so weit, „dass ich im Spiel wirklich nicht weiß, wie es steht, und mich dann nach Abpfiff wundere, wenn ich auf die Anzeigetafel schaue“, sagt er.

Damen mit optimaler Ausbeute

Verwunderung beim Blick auf das Endergebnis kennen auch Alsters Damen. Nach fünf von zehn Hauptrundenpartien konnten sie auf der Habenseite eine zweistellige Zahl finden, was dazu führte, dass der Nordtitel mit der optimalen Ausbeute von 30 Punkten und 104 geschossenen Toren eingefahren wurde. „Die 100-Tore-Marke wird im Damenhockey nicht oft geknackt“, sagt Cheftrainer Jens George (49), der angesichts von nur 22 Gegentoren auch die beste Abwehr stellt.

Dass seine Mannschaft, zumal als Titelverteidiger, vor dem Viertelfinale gegen Uhlenhorst Mülheim (Sa., 14 Uhr, Hallerstraße) als erster Titelkandidat gilt, sei eine Rolle, mit der man leben müsse. Könne man auch, sagt Hanna Valentin, mit 19 Saisontoren Topscorerin. „Dennoch werden wir mit Sicherheit nicht überheblich an die Aufgabe gehen“, sagt die Stürmerin, für die das Duell mit dem Westzweiten ein Treffen mit der Vergangenheit ist. Im Sommer 2017 war die Studentin der Unternehmenskommunikation aus Mülheim nach Hamburg gewechselt. „Natürlich ist es blöd, sein altes Team rauszukegeln, aber wir wollen Meister werden“, sagt sie.

Beeindruckende Offensivstärke

Den Grund für die beeindruckende Offensivstärke sieht die Torjägerin in der Tiefe im Kader. „Bei uns ist in jedem Training 100 Prozent Einsatz gefordert, wenn man aufgestellt werden will. Wir pushen uns gegenseitig total und haben eine enorme Qualität im Kader, obwohl wir ein so junges Team sind“, sagt die mit ihren 24 Jahren älteste Spielerin im Aufgebot.

Der erneute Titelgewinn wäre die perfekte Motivation für den Hallen-Europacup, den Alster drei Wochen nach der Final-Four-Endrunde in Mülheim (26./27. Januar) am Rothenbaum ausrichtet. Ein Selbstgänger ist er aber nicht. Westmeister Düsseldorfer HC, der im Viertelfinale (Sa., 14 Uhr) den Harvestehuder THC empfängt, hat auch alle Hauptrundenspiele gewonnen und ist heiß auf die Revanche für die Finalniederlage im vergangenen Jahr.