Krefeld. Hockeyteam vom Rothenbaum gewinnt auch die Meisterschaft auf dem Feld mit 3:1 im Finale gegen den UHC.

Die Gewissheit über ihren größten Triumph hatten die Hockeyspielerinnen des Club an der Alster bereits. Was noch fehlte, war dieses große blaue Stoffdreieck mit der goldenen Schrift darauf. „Wir wollen den Wimpel sehen, wir wollen den Wimpel sehen“, grölten die Spielerinnen, als sie auf dem Siegerpodest des Krefelder Kunstrasens standen. Die Aussicht, das Objekt der Begierde bald in Empfang nehmen zu können, verlieh ihnen eine zweite, ach was: eine dritte Luft.

Die ersten beiden waren zuvor ja bei saunaähnlichen Zuständen auf dem Grün im Endspiel um die deutsche Meisterschaft draufgegangen. Aber für das Gehopse und Gejohle auf dem Siegerpodest, als Verbandspräsident Wolfgang Hillmann den Wimpel Viktoria Huse endlich übergab, war doch noch Kraft da. Genug sogar, ihn bis tief in die Nacht zu feiern: den ersten Feldtitel für die Damen des Club an der Alster.

Zwölf Sekunden waren im Endspiel gegen den Uhlenhorster HC noch zu spielen, das Alster mit 3:1 (0:1) gewann, als sich auch Jens George sicher war: Das Ding nimmt uns keiner mehr. Der Trainer der Alsteranerinnen ballte die Fäuste, umarmte alle um sich herum befindlichen Assistenten, während sich auf dem Kunstrasen seine Spielerinnen zu einem riesigen Menschenknäuel ineinander verhakten.

„Meisterschaft ist Meisterschaft“

„Ich kann es noch gar nicht realisieren“, sagte George, 49 Jahre alt und seit beinahe 20 Jahren für die Damen vom Rothenbaum verantwortlich. Als Spieler wurde er selbst mit dem Club Champion, nun trainiert er den Doublesieger des Jahres 2018. „Meisterschaft ist Meisterschaft“, erklärte George und fügte augenzwinkernd hinzu: „Auf dem Feld hat ein deutscher Titel eine größere Bedeutung. Das ist wichtig, dass ich diesen Makel aus meiner Trainerlaufbahn beseitigen konnte.“

Bedanken konnte er sich bei den Torschützinnen Huse (43. Minute/Strafecke), Carlotta Sippel (47.) und Marie Jeltsch (56.), die die UHC-Führung von Janne Müller-Wieland (17.) noch drehten. Dass Lisa Altenburg unter den Torschützinnen fehlte, war verwunderlich und erklärbar zugleich. Die Nationalstürmerin, vor der Saison etwas überraschend vom UHC zu Alster gewechselt, füllte im George-Team die Rolle der Anführerin aus.

„Lisas Siegeswillen ist unnachahmlich in der Bundesliga“, schwärmte ihr Trainer, „man braucht Leute, die mehr wollen. Wenn die anderen mitziehen, kann man auch sowas wie heute erreichen.“ Altenburgs Selbstvertrauen war bereits siegbringend, als sie am Tag zuvor im Halbfinale gegen den Düsseldorfer HC nach vergebenem Versuch erneut zum Penalty antrat und zum entscheidenden 4:3 (1:1) verwandelte. Auch der UHC hatte sein Halbfinale gegen den Mannheimer HC erst im Penaltyschießen mit 4:3 (0:0) gewonnen.

Jetzt geht es nach Mallorca

Die Routine und Abgezocktheit holte sich Altenburg nicht zuletzt in den Jahren zuvor beim Stadtrivalen. „Es ist schon komisch, gegen die alte Mannschaft zu spielen“, sagte die 28-Jährige später, „ich habe aber versucht, es soweit wie möglich von mir wegzuhalten.“ Das ist geglückt, und die zweite Kernaufgabe neben dem Toreschießen, die Mitspielerinnen um sich herum mitzureißen und besser zu machen, erfüllte sie damit auch. In diesem Finale hatten auch Benedetta Wenzel oder Hanna Valentin vorzügliche Szenen in der Offensive.

Für Altenburg und Anne Schröder war der Sieg über Uhlenhorst nun der dritte Titel des Jahres nach denen bei der Hallen-WM und -DM. Für beide steht Ende Juli noch mit der Nationalmannschaft die Feld-WM in London auf dem Programm: „Daran denke ich gerade gar nicht“, sagte Schröder. „es ist so schön, jetzt mit den Mädels aus dem Club diesen Titel hier zu holen.“ Zur Belohnung geht es übrigens mit der gesamten Truppe noch vor der WM zum Partymachen nach Mallorca, die Prämie hatte George bereits vor der Endrunde in Krefeld mit dem Vorstand ausgemacht.

Mit dem Alster-Sieg endete zugleich die Uhlenhorster Domäne mit drei Sommertiteln in Serie. „Wir ärgern uns massiv“, klagte Janne Müller-Wieland. Trainer Claas Henkel erklärte den späten Leistungseinbruch mit der Europapokalbelastung vor zwei Wochen: „Da haben wir auf dem höchsten Level gespielt, das wir je hatten: Amsterdam besiegt, mit Den Bosch im Finale auf Augenhöhe. Hier haben wir gemerkt, dass der Tank nicht mehr ganz voll war.“

Katharina Otte wird persönlich geehrt

Die Damen vom Wesselblek spürten zudem den Umbau im Kader. Neben Altenburg fehlte im Sturm Charlotte Stapenhorst, die aber zur neuen Saison aus den Niederlanden zurückkehren wird. Henkel sprach von einem „Umbruch auf höchstem Niveau, den wir auch dieses Jahr wieder machen“.

Katharina Otte, zur besten Spielerin des Turniers ausgezeichnet, werde ihre Karriere wohl beenden, Jana Teschke die Hinrunde nicht zur Verfügung stehen. „Es gibt genug für mich zu tun“, sagt Henkel, seit fünf Jahren die UHC-Mädels verantwortlich. Ein Angriff auf Alster in der neuen Saison ist in der Ansage inbegriffen.

Die Herren des Harvestehuder THC verloren ihr Halbfinale gegen Titelverteidiger Rot-Weiss Köln vor 7054 Zuschauern mit 2:8 (2:4). Das Endspiel gewann Uhlenhorst Mühlheim dann mit 3:2 (1:1) gegen Köln.