Melbourne. Hamburger darf erst nach Mitternacht jubeln. Auch Kohlschreiber und Siegemund raus. Petkovic verliert mit Olympiasiegerin.

Das deutsche Tennis-Aufgebot bei den Australian Open wird immer kleiner. Am vierten Turniertag schieden Philipp Kohlschreiber, Maximilian Marterer und Laura Siegemund in der zweiten Runde aus. Der dreimalige Achtelfinalist Kohlschreiber unterlag in einem hart umkämpften Match am Donnerstag dem Portugiesen João Sousa 5:7, 6:4, 6:7 (4:7), 7:5, 4:6.

Von den sieben gestarteten deutschen Herren schaffte am vierten Turniertag einzig Alexander Zverev den Sprung unter die letzten 32. Dabei musste der Hamburger allerdings eine Zitterpartie überstehen – doch nach 3:46 Stunden rang der Weltranglistenvierte schließlich den Franzosen Jérémy Chardy 7:6 (7:5), 6:4, 5:7, 6:7 (6:8), 6:1 nieder. Zverev verwandelte um 0.15 Uhr Ortszeit seinen zweiten Matchball.

Becker lobt Zverevs Jubel-Verhalten

Zwischendurch war Zverev gegen Chardy der Verzweiflung nahe.
Zwischendurch war Zverev gegen Chardy der Verzweiflung nahe. © dpa

Zuvor hatte der 21-Jährige schon im vierten Satz einen Matchball vergeben. "Er hat genau richtig reagiert und sich nicht zu überschwänglich gefreut", urteilte Deutschlands Tennischef Boris Becker im Anschluss bei Eurosport über den Rotschopf, der in den vergangenen beiden Jahren in Melbourne ebenfalls große Mühe in der zweiten Runde gehabt hatte.

Am Sonnabend trifft Zverev nun auf den Australier Alex Bolt. Der 155. der Weltrangliste war durch eine Wildcard ins Hauptfeld gekommen und bezwang am Donnerstag völlig überraschend den an Position 29 gesetzten Franzosen Gilles Simon. "Das wird ein sehr interessantes Match", sagte Zverev, der 2017 und 2018 beim Grand-Slam-Auftakt Down Under jeweils in der dritten Runde ausgeschieden war.

Kohlschreiber verliert nach 4:18 Stunden

Phlipp Kohlschreiber streckte sich in der zweiten Runde nach 4:18 Stunden vergeblich.
Phlipp Kohlschreiber streckte sich in der zweiten Runde nach 4:18 Stunden vergeblich. © Imago/Hasenkopf

Kohlschreiber musste sich Sousa an einem schwül-heißen Tag nach 4:18 Stunden geschlagen geben. Ein Aufschlagverlust zum 1:2 im fünften Satz und eine verpasste Chance, zum 4:4 auszugleichen, brachten die Entscheidung. Zum Anfang des vierten Satzes war die Partie für mehr als eine Stunde wegen Regens unterbrochen, auch danach gab es immer wieder Pausen, weil es tröpfelte.

Der auf Weltranglistenplatz 71 geführte Nürnberger Marterer verlor 6:7 (8:10), 6:7 (8:10), 7:5, 4:6 gegen den an Nummer 28 gesetzten Franzosen Lucas Pouille. Der 23 Jahre alte Linkshänder bot über weite Strecken eine gute Leistung in der engen Partie, konnte aber in beiden Tiebreaks Satzbälle nicht nutzen. Nach 3:22 Stunden nutzte Pouille seinen ersten Matchball.

Laura Siegemund insgesamt nicht unzufrieden

Siegemund scheiterte als vorletzte der sechs deutschen Tennis-Damen in der zweiten Runde. Nach dem 3:6, 4:6 gegen die Weltranglisten-27. Hsieh Su-Wei aus Taiwan ist nur Angelique Kerber in Melbourne in Runde drei dabei. Die Wimbledonsiegerin trifft am Freitag zur deutschen Vormittagszeit im letzten Spiel des Tages in der Rod-Laver-Arena auf die australische Außenseiterin Kimberly Birrell.

Am Ende blieb Laura Siegemund (l.) nur das Glückwunsch-Bussi.
Am Ende blieb Laura Siegemund (l.) nur das Glückwunsch-Bussi. © dpa

Siegemund war über den verpassten Sprung in die dritte Runde zwar enttäuscht, aber insgesamt nicht unzufrieden. „Für mich ist das trotzdem ein großer Erfolg. Ich bin auch zufrieden, wie ich heute gespielt habe“, sagte die Metzingerin. Nach einem 2017 erlittenen Kreuzbandriss versucht Siegemund seit ihrer Rückkehr, an alte Form anzuknüpfen. Derzeit ist die Schwäbin die Nummer 110 der Weltrangliste, dürfte aber einen Schritt nach vorn machen.

Siegemund macht zu viele Fehler

Zwei Tage nach ihrem überraschenden Erfolg gegen die frühere Weltranglisten-Erste Victoria Asarenka aus Weißrussland konnte Siegemund nicht ganz an diese Leistung anknüpfen. Gegen die 33-jährige Hsieh, die sie bestens aus gemeinsamen Doppel-Auftritten kennt, lag Siegemund nach nur sieben Minuten schon 0:3 zurück. „Sie ist eine Spielerin, gegen die fühlst du dich nie wohl. Man kriegt fast nie einen Ball, der angenehm ist.“

Gegen die sehr konstant agierende Asiatin machte die 30-Jährige zu viele Fehler, um es nach 2016 zum zweiten Mal unter die letzten 32 der Australian Open zu schaffen. Siegemund stemmte sich nach dem 2:5 im zweiten Satz zwar gegen das Aus, doch nach 1:33 Stunden musste sie sich der letztjährigen Achtelfinalistin geschlagen geben.

Petkovic scheitert an der Seite von Puig

Andrea Petkovic (vorne) und Monica Puig verloren glatt in zwei Sätzen.
Andrea Petkovic (vorne) und Monica Puig verloren glatt in zwei Sätzen. © Getty Images

Andrea Petkovic kehrte drei Tage nach ihrer Aufgabe im Einzel, als sie wegen starken Schwindels nicht weiterspielen konnte, auf den Platz zurück. Im Doppel schied die Darmstädterin an der Seite von Einzel-Olympiasiegerin Monica Puig aus Puerto Rico aber aus. Gegen Eri Hosumi aus Japan und Alicja Rosolska aus Polen hieß es 5:7, 4:6. Puig hatte 2016 im Olympia-Endspiel von Rio Angelique Kerber geschlagen.

Die 23-malige Grand-Slam-Siegerin Serena Williams hat sich unterdessen auch in ihrem zweiten Match in Melbourne keine Blöße gegeben. Die 37 Jahre alte US-Amerikanerin gewann gegen Eugenie Bouchard aus Kanada 6:2, 6:2 und erreichte ohne Satzverlust die dritte Runde. Williams hatte kaum mehr Mühe als beim 6:0, 6:2 zum Auftakt gegen Tatjana Maria (Bad Saulgau).

Steffi Graf stellt Prognose für Williams

Für Deutschlands Tennis-Ikone Steffi Graf ist es nur eine Frage der Zeit, bis Williams den Grand-Slam-Rekord der Australierin Margaret Court (24 Titel) einstellen wird. "Ich weiß nicht, ob sie es hier schafft, aber ich glaube absolut daran, dass es ihr gelingen kann", sagte Graf der Tageszeitung Herald Sun bei einem ihrer seltenen Besuche in Melbourne.

Am Sonnabend bekommt es Williams mit Dajana Jastremska aus der Ukraine zu tun. Die langjährige Weltranglistenerste gibt ihr Comeback bei den Australian Open, die sie 2017 bereits in der achten Woche schwanger zum siebten Mal gewonnen hatte. Im vergangenen Jahr pausierte Williams Down Under nach der Geburt ihrer Tochter Olympia.