Hamburg. Radprofi aus Buchholz absolviert drei Trainingslager in Spanien und steigt erst Ende Februar in die Wettkampfsaison ein.

Wie schön wäre es, unter Australiens Sommersonne zu schwitzen, während Deutschland im Norden vom Winde verweht und im Süden vom Schnee begraben wird? Nikias Arndt hat diese Frage eindeutig beantwortet. Während sieben seiner Mannschaftskameraden am anderen Ende der Welt in die Radsportsaison 2019 starten, arbeitet der 27-Jährige aus Buchholz in der Nordheide lieber mit den anderen 19 Kollegen vom Team Sunweb im Trainingslager im spanischen Calpe an seinen athletischen Grundlagen.

Nun ist das Wetter in Spanien mit aktuell rund 15 Grad immerhin deutlich erträglicher als hierzulande. Doch Arndts Entscheidung, in diesem Jahr auf die Rennen in Down Under zu verzichten, die er in den vergangenen Saisons bestritt, hatte nur am Rande klimatische Gründe. Vielmehr ist die Konzentration auf die Trainingsarbeit eine Lehre aus dem Frühjahr 2018, in dem der Wahl-Kölner mit einem gravierenden Formtief zu kämpfen hatte. Bedingt auch durch anhaltende Probleme mit der Nasennebenhöhle, die sich letztlich nur durch eine Operation beheben ließen, brach er bei den Klassikern Mailand-Sanremo Mitte März und der Flandern-Rundfahrt Anfang April körperlich ein.

Verschärftes Intervalltraining

In diesem Jahr soll sich das nicht wiederholen. „Ich habe gelernt, dass ich mehr auf den Körper achten und lieber mal einen Tag länger pausieren muss. Ich erhoffe mir durch die veränderte Wettkampfplanung eine bessere Form bei den Klassikern, bei denen ich deutlich bessere Ergebnisse von mir erwarte“, sagt Arndt, der als ersten Höhepunkt der Saison das Eintagesrennen Paris – Roubaix am 14. April auserkoren hat. Um die erwarteten Ergebnisse einzufahren, wird der 188 Zentimeter große Athlet, der bei Sunweb bis 2020 unter Vertrag steht, in drei aufeinander aufbauenden, jeweils einwöchigen Trainingsblöcken an der Sunweb-Basis in Calpe an der Form feilen. Noch bis zu diesem Freitag liegt der Fokus darauf, durch viele Trainingskilometer die Grundlagenausdauer zu verbessern.

Anschließend urlaubt Arndt für eine Woche mit seiner Freundin in Murcia, wo er nebenbei individuell trainieren möchte. Nach einem zweitägigen Klassikertest in Belgien (22./23. Januar) geht es erneut nach Calpe, wo verschärftes Intervalltraining und Teambuilding im Vordergrund stehen, ehe vom 10. bis 18. Februar das dritte Camp ansteht. Erst danach wird Arndt bei der UAE Tour in den Vereinigten Arabischen Emiraten (25. Februar bis 2. März) sein Wettkampfdebüt geben.

Etappensieg bei der Tour de France im Visier

Nachdem der Allrounder im vergangenen Jahr in den Kapitänspool des Teams aufgestiegen war, wird er auch in dieser Saison wieder als Road Captain fungieren. „Das vergangene Jahr hat mir gezeigt, dass mir diese Rolle liegt, weil ich gespürt habe, dass ich als Führungsfahrer akzeptiert werde und meine Ansagen fruchten“, sagt er. Entsprechendes Feedback von Topfahrern wie Tom Dumoulin (Niederlande) habe ihm viel Selbstvertrauen gegeben.

Dennoch will er in diesem Jahr nicht nur für die Umsetzung der Teamtaktik zuständig sein. „Es wird auch Rennen geben, in denen ich selbst auf Ergebnis fahren darf“, sagt er. Ein Etappensieg beim Jahreshöhepunkt Tour de France (6. bis 28. Juli), auf die er sich mit einem Höhentrainingslager in Frankreich und der Tour de Suisse (15. bis 23. Juni) vorbereiten wird, bleibt sein größter Traum. Gelingt dieser, würde für Nikias Arndt die Sonne scheinen – ganz egal, wie das Wetter ist.