Hamburg/Los Angeles. Fury eroberte mit seinem couragierten Auftritt die Herzen der Fans. Nach dem Remis streben die Schwergewichtsboxer einen Rückkampf an.

Es ist nach großen Boxkämpfen ein gewohntes Bild, dass sich die Protagonisten in ihren Ringecken beide als Sieger feiern lassen. In der Nacht zu Sonntag hatten diese Bilder allerdings ihre Berechtigung, denn nach einer eindrucksvollen Schwergewichts-WM im Staples Center von Los Angeles gab es zwar keinen Sieger, aber letztlich nur Gewinner.

Die drei Punktrichter hatten das Duell um die WBC-Krone zwischen Titelverteidiger Deontay Wilder (33/USA) und Tyson Fury (30/England) unentschieden gewertet – 115:113 für Wilder, 114:112 für Fury sowie 113:113 lauteten die Ergebnisse. Damit bleibt in der Box-Arithmetik Wilder weiterhin Champion.

Wichtiger aber war, dass die zwölf actionreichen Runden die neue Spannung in der Königsklasse des Berufsboxens untermauerten und dass beide Kämpfer ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit wahrten – Wilder ist in nun 41 Profikämpfen unbesiegt, Fury in 28.

Alkohol, Depressionen und Übergewicht: Fury hatte es selten einfach

Wilder durfte sich nach zwei Niederschlägen in den Runden neun und zwölf, von denen sich Fury bemerkenswert schnell erholte, als moralischer Sieger sehen und hatte den knappen Vorsprung auf einem Punktzettel etwas mehr verdient als sein mit 2,06 Metern fünf Zentimeter größerer Widersacher. Fury jedoch eroberte mit seinem couragierten Auftritt erneut die Herzen vieler Fans; wie schon im November 2015, als er in Düsseldorf überraschend den damaligen Dreifachweltmeister Wladimir Klitschko besiegte.

Er ist ein Phänomen, dieser Tyson Fury, der schon härtere Niederschläge weggesteckt hat als Wilders Haken im Ring. Alkohol- und Drogenprobleme, schwere Depressionen mit Selbstmordgedanken, eine Dopingsperre, massives Übergewicht – all das trat am Sonntagmorgen in den Hintergrund, während der Brite sich einmal mehr als Bewegungskünstler präsentierte. Fury dominierte die erste Kampfhälfte, ehe Wilder mit brachialer Schlaghärte und physischer Stärke kontern konnte.

Der Niederschlag in der letzten Runde rettete ihm seinen Titel. Nun wollen beide zum Rückkampf antreten, wahrscheinlich im Frühjahr in England, ehe der Sieger WBA/IBF/WBO-Weltmeister Anthony Joshua (29/England) herausfordert. „Wir haben unser Herz gegeben, lasst es uns noch einmal tun“, sagte Wilder. „Ich bin sicher, dass wir noch einmal eine große Show liefern werden“, sagte Fury.