Hamburg. Der Hamburger Schwergewichtsboxer trainiert mit Johnathon Banks und will den Schritt vom Talent zum Herausforderer gehen.

Wie ein Kind kurz vor der Bescherung Heiligabend, so fühle er sich vor jeder Trainingseinheit. „Ich bin jeden Tag aufgeregt, weil es immer etwas Neues gibt. Kein Training ist wie das andere, ich lerne menschlich und sportlich enorm dazu“, sagt Adrian Granat. Der Mann, dem der schwedische Schwergewichtler in Diensten des Hamburger Profistalls EC Boxing dieses Lob zuschreibt, sitzt mit unbewegter Miene neben seinem neuen Schützling. Johnathon Banks weiß, dass er die Fähigkeit hat, Boxer besser zu machen. Darüber zu reden sieht er nicht als vorrangige Aufgabe. Er will, dass seine Sportler Taten sprechen lassen.

Banks (35) wurde Trainer von Wladimir Klitschko, nachdem dessen Chefcoach Emanuel Steward im Oktober 2012 starb, und blieb es, bis der Dreifachweltmeister seine Karriere im August 2017 beendete. Trotz seines noch jungen Alters gilt der US-Amerikaner als immens fachkompetent. Klitschko schätzte vor allem Banks’ Fähigkeit zu Analyse und tiefschürfendem Gespräch, und das hat auch Granat schätzen gelernt. „Wir reden nicht nur über Boxen, sondern auch über das Leben an sich, und er hat zu vielen Dinge eine interessante Meinung“, sagt der 26-Jährige.

„Er weiß noch gar nicht, wie gut er ist“

Erstmals waren sich die beiden vor drei Jahren in Hamburg begegnet, als Granat mit Dillian Whyte Sparring machte. Banks lud Granat anschließend ein, um Klitschko auf dessen Duell mit dem Briten Tyson Fury vorzubereiten. „Ich habe damals gesehen, dass der Junge ein Naturtalent ist. Er weiß noch gar nicht, wie gut er ist“, sagt der Coach. Allerdings müsse Granat nun den Schritt vom Talent zum Herausforderer der Champions gehen. „Talent hat ihn durch die Tür gebracht. Aber um im Raum zu bleiben, braucht er etwas Besonderes“, sagt er.

Anfang 2017 wurde Granat schon als möglicher Klitschko-Nachfolger gepriesen. Dann verlor er im März in seiner Heimat Malmö durch K. o. in Runde eins gegen den Hamburger Alexander Dimitrenko. Es war die erste Niederlage nach zuvor 14 Siegen – und für den 202-cm-Mann ein Weckruf zur richtigen Zeit. „Ich war einfach nicht bereit, habe mich aber von dem Hype anstecken lassen. Jetzt muss ich zeigen, dass ich daraus gelernt habe“, sagt er. Gelegenheit dazu gibt es am 21. April, wenn er in Sundsvall gegen seinen Landsmann Otto Wallin antritt, erstmals mit Banks in seiner Ecke. Das Duell wird in Schweden als „Jahrhundert-Kampf“ vermarktet. „Der größte Kampf ist immer der nächste, der ansteht, denn wenn du nicht in Topform bist, kann er dein letzter sein“, sagt Banks. Adrian Granat hat versprochen, auf ihn zu hören.