London/Hamburg. Anthony Joshua bleibt Schwergewichts-Weltmeister. Doch er musste in einem packenden Kampf die Wende zum Sieg erzwingen.

Er ist offensichtlich nach dem Rücktritt von Wladimir Klitschko (42) das Maß der Dinge im Schwergewichtsboxen. Der Brite Anthony Joshua hat seine Titel (WBA, WBO und IBF) durch einen K.o.-Sieg (7. Runde) über das frühere Klitschko-Opfer Alexander Powetkin verteidigt. Nun kann es zu einem brisanten Aufeinandertreffen mit Tyson Fury kommen. Fury hatte völlig überraschend Klitschko nach Punkten geschlagen, war allerdings des Dopings überführt worden und unfähig, seinen Titel zu verteidigen.

Es war ein packender Boxkampf, in dem sich Joshua und Powetkin im Londoner Wembley vor 80.000 Zuschauern nichts schenkten. Der 28 Jahre alte Joshua schlug den 39-jährigen Russen in der 7. Runde k.o. Powetkin ging in dieser Runde nach schweren Trefferserien gleich zweimal zu Boden. Joshua hat nunmehr von 22 Kämpfen 21 vorzeitig gewonnen. Für Powetkin war es die zweite Niederlage in 36 Kämpfen.

Joshua zu Anfang schwer getroffen

Zu Beginn des Fights im Londoner Wembley-Stadion übernahm zunächst der frühere Weltmeister Powetkin die Initiative und überraschte Joshua mit einigen schweren Treffern. Zunächst beendete Powetkin die Ende der ersten Runde mit einem linken Uppercut, ehe er dann Joshua in der zweiten Runde mit einer harten Geraden eine blutige Nase verpasste. In der dritten Runde erschütterte Powetkin den Weltmeister mit einer neue Rechten, konnte daraus aber keinen Nutzen ziehen.

K.o. in Runde sieben. Anthony Joshua gegen Alexander Povetkin
K.o. in Runde sieben. Anthony Joshua gegen Alexander Povetkin © REUTERS | ANDREW COULDRIDGE

Danach flaute das Duell zu einem abwartenden Taktieren ab, ehe Joshua in der sechsten Runde mit schweren Treffern an den Kopf Powetkins das Kommando im Ring übernahm. In der siebten Runde ging alles recht schnell - eine Rechte an das Kinn brachte Powetkin ins Wanken. Darauf folgten schnelle Rechts-links-Kombinationen, denen der Russe nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Zwei Niederschläge innerhalb weniger Sekunden besiegelten das vorzeitige Ende des Kampfes.

Powetkin trauert vergebenen K.o.-Chancen nach

„Alexander Powetkin war ein harter Herausforderer, und das hat er auch bewiesen, aber mein Ziel war der Sieg“, sagte der Brite unmittelbar nach dem Kampf. „Mir geht es gut“, sagte Powetkin nach dem Kampf. Er habe die Gelegenheit versäumt, seinen Gegner früh zu besiegen, zitierte ihn die russische Agentur Tass. „Da kann man nichts machen, Joshua war einfach stärker.“

Die Entscheidung über seinen nächsten Gegner wollte er den Fans in den sozialen Netzwerken überlassen. Joshua sollte eigentlich gegen WBC-Weltmeister Deontay Wilder kämpfen, doch waren die Verhandlungen in eine Sackgasse geraten. Stattdessen kämpft Wilder am 1. Dezember zunächst gegen Joshuas Landsmann Tyson Fury. „Mir ist egal, wer gewinnt, ich wünsche ihnen beiden viel Glück“, sagte Joshua.

Culcay und Zeuge überzeuigen mit Knockouts

Unterdessen sind die Ex-Boxweltmeister Tyron Zeuge (Berlin) und Jack Culcay (Darmstadt) wieder auf dem Vormarsch. In Potsdam gewannen beide Deutschen am Sonnabend ihre Kämpfe vorzeitig. Culcay hat nach dem Sieg durch technischen K.o. in der zehnten Runde gegen den Dominikaner Rafael Bejaran sogar wieder reelle Chancen auf einen WM-Fight. Zeuge besiegte den Senegalesen Cheikh Dioum ebenfalls durch technischen K.o. in der achten und letzten Runde. "Ich habe zehn Runden hart gekämpft. Er war ein würdiger Gegner und hat sich sehr gut bewegt. Es war ein super Kampf", sagte Culcay, der von 2016 bis 2017 Weltmeister des Verbandes WBA in Mittelgewicht gewesen war, im RBB. Durch den Erfolg gegen Bejaran ist der 32-Jährige nun Zweiter der Weltrangliste der IBF und damit WM-Pflichtherausforderer.

Der Weg zurück an die Spitze ist für Zeuge noch weiter. Der 26-Jährige hatte im Juli seinen WBA-Gürtel im Supermittelgewicht an den Briten Rocky Fielding verloren. Der Triumph in Potsdam war deshalb vor allem für das Selbstvertrauen wichtig. "Es wurde hinten raus immer besser. Für ihn war das ein guter Sieg. Ich glaube, er hat für sich ein bisschen Druck gespürt", sagte Zeuges Trainer Jürgen Brähmer.