Hamburg. Vor dem Auftakt der Feldhockey-Weltmeisterschaft spricht der Hamburger Tobias Hauke über seine neue Rolle.

Man sollte Tobias Hauke glauben, wenn er über Indien spricht. Nicht nur, weil der Welthockeyspieler von 2013 in Delhi 2010 seine erste Feld-WM erlebte. Sondern vor allem, weil der 31 Jahre alte Mittelfeldregisseur des Harvestehuder THC 2016 in Indiens Profiliga HIL für die Uttar Pradesh Wizards auflief und deshalb im Land Erfahrungen gesammelt hat, die über den Alltag eines Leistungssportlers weit hinausreichen. „Indien ist für Körper und Geist eine Herausforderung“, sagt Hauke also vor dem Start der Feld-WM in Bhubaneswar, bei der die deutschen Herren zum Auftakt am Sonnabend (14.30 Uhr/DAZN) auf Pakistan treffen, „es wird nicht das Team den Titel holen, das sportlich am stärksten ist, sondern das, das sich auf die verschiedenen Herausforderungen am besten einstellt.“

30 Grad am Tag

Die klimatischen Bedingungen in der knapp eine Million Einwohner zählenden Stadt im östlichen Bundesstaat Odisha mit schwüler Wärme bis 30 Grad am Tag und kühlen Nächten sind eine der Herausforderungen. Das größte Problem jedoch waren im World-League-Finale 2017 an selber Stelle die hygienischen Umstände, die dazu führten, dass reihenweise Spieler mit Magen-Darm-Problemen ausfielen und im Spiel um Platz drei der aktuell verletzte Torhüter Mark Appel (Club an der Alster) im Sturm spielen musste – und sich als Torschütze in den Hockey-Geschichtsbüchern verewigen konnte.

Der Deutsche Hockey-Bund (DHB) hat darauf reagiert. Ernährungspartner und Trikotsponsor Real lieferte die komplette Verpflegung an. In der Hotelküche wacht ein eigens engagierter Aufpasser über die Einhaltung gängiger Hygienestandards. Hauke als Perfektionist, der er ist, findet es gut, nichts dem Zufall zu überlassen. Dennoch rät er vor allem zu Gelassenheit. Diese Erfahrung ist es, die der Hamburger bei seiner dritten WM-Teilnahme auf dem Feld in die Auswahl von Bundestrainer Stefan Kermas einbringen soll. In seiner neuen sportlichen Rolle ist er nicht mehr unbedingt der Antreiber im Mittelfeldspiel, sondern der Ruhepol, er soll das Bindeglied zwischen der Abwehr und dem Angriff sein, der als der aktuell stärkste der Welt eingestuft wird.

Immer wieder das Knie

Das kommt dem Vater einer sechs Monate alten Tochter, der beim HSV als Mitarbeiter in der Profifußballsparte die sportliche Entwicklung vorantreibt, insofern zugute, als dass sein in 13 Jahren Hockey auf Weltspitzenniveau geschundener Körper zuletzt nicht immer einwandfrei funktionierte. Anhaltende Knieprobleme raubten ihm in der Bundesliga bisweilen die Dynamik, die ihn vor fünf Jahren zum besten Spieler der Welt gemacht hatte. Wie wichtig er als funktionierender Mittelfeldmotor ist, zeigte sich indes schon 2014 bei der WM in den Niederlanden, als er nach einer schweren Kopfverletzung erst kurzfristig fit wurde, aber seiner Bestleistung deshalb hinterherlief. Deutschland verpasste das Halbfinale, wurde Sechster.

Damit will sich in Indien nun niemand zufriedengeben. „Wir wollen Weltmeister werden“, sagt Hauke. „Wir wissen, dass das sehr schwer wird, aber es gibt aktuell keine Übermannschaft, die wir fürchten müssten.“ Er selbst fühle sich „bereit für diese WM. Ich weiß meinen Fokus auf die entscheidenden Details in einem solchen langen Turnier zu legen.“ Hoffnung sollte diese Aussage machen, weil man Tobias Hauke nicht nur glauben kann, wenn er über Indien spricht.