Amsterdam. Bronze für Diskuswerferin Craft und Weitspringerin Mihambo. Für Jana Sussmann beginnt nun das große Zittern.

Hammerwerferin Betty Heidler hat auf ihrer Abschiedstournee Edelmetall aus dem Ring gezaubert. Bei ihrer letzten Leichtathletik-Europameisterschaft ließ die 32-Jährige noch einmal die Muskeln spielen. Der Lohn aller Mühen war die Silber­medaille. Mit 75,77 Metern musste sich die frühere Weltmeisterin und Weltrekordlerin von der LG Eintracht Frankfurt am Freitagabend nur der polnischen Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk (78,14 Meter) geschlagen geben.

„Silber ist riesig! Ich habe den Druck ausgehalten. Das war mein bester Wurf in diesem Jahr“, sagte die Polizeihauptmeisterin überglücklich. Schon in der Qualifikation hatte sie Nervenstärke bewiesen – das war nicht immer so. Bei den Weltmeisterschaften 2005 und 2013 sowie bei der EM 2012 hatte sie das Finale verpasst. Heidler hat bereits ihren Rücktritt nach den Olympischen Spielen angekündigt, will in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) aber zum Abschied noch mal groß auftrumpfen. „Auch wenn ich bald aufhöre, will ich noch einmal allen zeigen, was ich draufhabe“, sagte die Weltmeisterin von 2007, Europameisterin von 2010 und Olympiadritte von 2012.

Am späten Abend legten dann die Diskuswerferinnen Julia Fischer und Shanice Craft sowie Weitspringerin Malaika Mihambo nach. Fischer, Freundin vom bei der EM pausierenden Diskus-Topstar Robert Harting, holte ebenfalls die Silbermedaille. Die 26 Jahre alte Berlinerin musste sich mit 65,77 Metern nur der Kroatin Sandra Perkovic (69,97) geschlagen geben. Bronze holte die Mannheimerin Craft (63,89). Toptalent Mihambo (22) von der LG Kurpfalz gewann mit 6,65 Metern hinter der Serbin Ivana Spanovic (6,94) und Jazmin Sawyers aus Großbritannien (6,86) ebenfalls Bronze – die erste deutsche Medaille im Weitsprung der Frauen, seit Heike Drechsler 1998. HSV-Weitspringerin Nadja Käther verpasste bei der Windlotterie als Neunte mit 6,48 Metern den Endkampf um drei Zentimeter und muss ihren Traum von der Teilnahme an den Rio-Spielen wohl begraben. Die letzte Chance, die Norm von 6,70 Metern zu erbringen, hat die 27-Jährige am Sonntag bei einem Meeting in Oberteuringen am Bodensee.

Für das Finale über 3000 Meter Hindernis qualifizierten sich Gesa Felicitas Krause (Frankfurt/Main) und Maya Rehberg von der SG TSV Kronshagen/Kieler TB sicher. Für Jana Sussmann beginnt dagegen nun das große Zittern. Die Hindernisläuferin vom LT Haspa-Marathon Hamburg erreichte in 9:49,04 Minuten in ihrem Vorlauf als Neunte das Ziel und verpasste damit das Finale der besten 15 am Sonntag. „Ich wollte hier am liebsten eine Bestzeit laufen. Am Anfang war es vielleicht ein wenig zu langsam, und wenn so viele Läuferinnen zum Hindernis kommen, gibt es Gedränge. Aber ich will keine Entschuldigungen suchen. Ich konnte heute einfach nicht schneller und kann deswegen auch nicht sauer auf mich sein“, sagte die 25-Jährige.

Die frühere deutsche Meisterin muss nun hoffen, dass Sanaa Koubaa aus Leverkusen, ihre Konkurrentin um das Olympiaticket, am Sonnabend in Kortrijk (Belgien) nicht schneller ist als Sussmann bei ihrer Saisonbestleistung (9:43,56 Minuten). Dann würde die Hamburgerin ihre Olympiapremiere feiern und am kommenden Sonntag zu einem 13-tägigen Höhentrainingslager in St. Moritz (Schweiz) aufbrechen.

Alex Schwazer wird wohl trotz erfüllter Norm in Rio fehlen. Der Geher-Olympiasieger aus Italien wurde nach seinem zweiten positiven Dopingtest vom Weltverband suspendiert. Ihm droht eine lebenslange Sperre. Schwazers Anwalt erstattete wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten bei der Probe Anzeige gegen unbekannt.