Amsterdam. 100 deutsche Leichtathletentreten von Mittwoch bis Sonntag bei den Kontinentalmeisterschaften an. Das Ziel: mehr als acht Medaillen.

Kugelstoßerin Christina Schwanitz soll für einen goldenen Start sorgen, der Rest des jungen deutschen Teams könnte mit Medaillen im Gepäck Selbstvertrauen für Rio tanken: Die deutschen Leichtathletik-Asse wollen bei der EM in Amsterdam (Mittwoch bis Sonntag live bei ARD, ZDF und Eurosport) auch ohne ihreStars Robert Harting (Diskus) und Raphael Holzdeppe (Stabhochsprung) glänzen. Weil die Russen wegen ihres Dopingskandals international gesperrt sind, scheinen die Erfolgschancen auf dem Weg zu den Olympischen Spielen so gut wie nie.

„Unsere Athleten sollen ihre Championship-Performance abrufen. Die EM ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg nach Rio“, sagt Cheftrainer Idriss Gonschinska. Am heutigen Mittwoch steht mit den 10.000 Metern der Frauen nur ein Finale auf dem Programm, am Donnerstag dann will Weltmeisterin Schwanitz ihren Titel erfolgreich verteidigen.

„Im Moment kann ich etwa 70 Prozent meiner Leistungsfähigkeit abrufen“, sagt Schwanitz, die wegen einer Schulterverletzung verspätet in die Saison einstieg. Dennoch ist die 30-Jährige die Nummer eins in Europa, wie ihr Trainingskollege David Storl will sie mit dem nächsten Titel Schwung aufnehmen Richtung Brasilien. „Der Fokus ist auf Rio ausgerichtet“, sagt auch Speerwerfer Thomas Röhler, der mit 91,28 Metern die Nummer eins der Welt ist.

Harting verzichtete wegen Rio gleich ganz auf die EM. „Ich brauche die nächsten Wochen im Training, um bei Olympia konkurrenzfähig zu sein“, sagte der Berliner, der nach seinem Kreuzbandriss und weiteren Rückschlägen im Frühling lieber intensiv an seiner Form feilt. Auch ohne Harting schickt der DLV mit 100 Athleten ein starkes Team nach Amsterdam. Top-Sprinter Julian Reus ist heiß auf die EM, sie sei ein „großes Ding“, und „wer nicht bei 100 Prozent ist, muss sich bei einer internationalen Meisterschaft nicht hinstellen“.

Im letzten Moment sagte daher auch Stabhochspringer Holzdeppe ab – der nächste Rückschlag auf dem Weg zu alter Stärke. Den Vizeweltmeister, der sich im Winter schwer am Sprunggelenk verletzt hatte, plagen nun muskuläre Probleme. Für Rio rennt dem 26-Jährigen damit die Zeit davon, eigentlich hatte er in Amsterdam die geforderte Norm von 5,70 Metern nachliefern wollen. „Ich werde aber weiter für Rio kämpfen“, teilte Holzdeppe mit. Aber schon am Wochenende läuft die Quali-Frist ab. „Ich würde ihn noch nicht ganz abschreiben“, sagt Gonschinska.

Eine Medaillenprognose will der Verband fast schon traditionell nicht herausgeben, aber durch den Ausschluss der Russen sind die Erfolgsaussichten deutlich gestiegen. Mehr als die acht Medaillen (viermal Gold) von Zürich 2014 sollten es auf jeden Fall werden. Die Werfer um Storl und Schwanitz, Röhler sowie Hammerwerferin Betty Heidler sind immer für Medaillen gut, in Amsterdam hoffen aber auch Läufer wie Homiyu Tesfaye (1500 m), Gesa Felicitas Krause, WM-Dritte über 3000-m-Hindernis, oder Dreisprung-Entdeckung Max Heß auf Edelmetall. Die Hamburgerinnen Jana Sussmann (3000 m Hindernis) und Nadja Käther (Weitsprung) wollen sich für die Olympia-Nominierung empfehlen.