Hannover. Für Schaaf zeige der Fall Schmidt, dass die Chemie zwischen Trainern und Schiris nicht stimme. Labbadia kritisiert die harte Strafe.

Thomas Schaaf hat in ungewöhnlich scharfer Form das Urteil des DFB-Sportgerichts gegen Leverkusens Trainer Roger Schmidt kritisiert. „Für mich ist es ein Hammer, dass mein Trainerkollege Roger Schmidt für drei plus zwei Spiele gesperrt wird und eine Geldstrafe bekommt, ohne in der Situation die Chance gehabt zu haben, eine Klärung mit dem Schiedsrichter herbeiführen zu können“, erklärte der Coach des Fußball-Bundesligisten Hannover 96 im Interview der „Syker Kreiszeitung“ (Donnerstag).

Und HSV-Trainer Bruno Labbadia schlug auf der Pressekonferenz vor dem Ingolstadt-Spiel in die gleiche Kerbe: "Ich kann Leverkusens Schmidt verstehen, dass er sich gegen Dortmund aufgeregt hat. Es wäre gut, wenn die Trainer und Schiedsrichter mehr miteinander reden würden. Drei Spiele Sperre halte ich für zu viel", sagte der Coach.

KOMMENTAR: WER MEHR KOMMUNIKATION BRAUCHT, SOLL SICH AN DIE SPIELER WENDEN

Für Schaaf zeige der Fall Schmidt, dass die Chemie zwischen Trainern und Schiedsrichtern derzeit nicht stimme. „Wir Trainer haben über viele Jahre versucht, durch Gespräche das Verhältnis zu den Schiedsrichtern zu verbessern. Wir haben Vorschläge gemacht, wie man die Spielführung zugunsten der Unparteiischen vereinfachen kann. Das wurde fast alles ignoriert“, argumentierte der 96-Trainer und fügte hinzu: „Was wir in Leverkusen erlebt haben, ist ein klares Zeichen, dass es im Moment absolut nicht funktioniert.“

Von Meggle bis Schmidt: Die härtesten Strafen gegen Trainer

Februar 2016: Bayer Leverkusens Trainer Roger Schmidt löst im Bundesligaspiel gegen den BVB einen Eklat aus. Nach seiner Weigerung, auf die Tribüne zu gehen, wird die Partie sogar unterbrochen. Der DFB sperrt ihn für drei Spiele. Das Innenraumverbot für zwei weitere Partien wird zur Bewährung ausgesetzt
Februar 2016: Bayer Leverkusens Trainer Roger Schmidt löst im Bundesligaspiel gegen den BVB einen Eklat aus. Nach seiner Weigerung, auf die Tribüne zu gehen, wird die Partie sogar unterbrochen. Der DFB sperrt ihn für drei Spiele. Das Innenraumverbot für zwei weitere Partien wird zur Bewährung ausgesetzt © Imago/Chai v.d. Laage
September 2014: Nach seinem Trainerdebüt beim Zweitligaclub FC St. Pauli Hamburg rempelt Thomas Meggle den Vierten Offiziellen an und fährt den Ellenbogen aus. Er muss zwei Spiele von der Tribüne zuschauen
September 2014: Nach seinem Trainerdebüt beim Zweitligaclub FC St. Pauli Hamburg rempelt Thomas Meggle den Vierten Offiziellen an und fährt den Ellenbogen aus. Er muss zwei Spiele von der Tribüne zuschauen © Witters
September 2013: Der frühere Trainer von Borussia Dortmund, Jürgen Klopp, wird beim SSC Neapel am 18. September 2013 nach heftigen Diskussionen mit dem Vierten Offiziellen aus dem Innenraum verwiesen. Die Uefa sperrt ihn für zwei Champions-League-Spiele
September 2013: Der frühere Trainer von Borussia Dortmund, Jürgen Klopp, wird beim SSC Neapel am 18. September 2013 nach heftigen Diskussionen mit dem Vierten Offiziellen aus dem Innenraum verwiesen. Die Uefa sperrt ihn für zwei Champions-League-Spiele © Witters
September 2006: Der FC Schalke 04 muss im Champions-League-Spiel gegen den FC Valencia ohne Mirko Slomka auskommen: Wegen Protestierens am 28. September 2006 beim französischen Verein AS Nancy sperrt ihn die Europäische Fußball-Union (Uefa) für ein Spiel
September 2006: Der FC Schalke 04 muss im Champions-League-Spiel gegen den FC Valencia ohne Mirko Slomka auskommen: Wegen Protestierens am 28. September 2006 beim französischen Verein AS Nancy sperrt ihn die Europäische Fußball-Union (Uefa) für ein Spiel © Witters
März 2006: Markus Schupp vom Zweitligisten Wacker Burghausen wird für eine Partie gesperrt, weil er im Spiel bei Energie Cottbus die Coachingzone verlässt und den Schiedsrichter beschimpft
März 2006: Markus Schupp vom Zweitligisten Wacker Burghausen wird für eine Partie gesperrt, weil er im Spiel bei Energie Cottbus die Coachingzone verlässt und den Schiedsrichter beschimpft © Imago/Contrast
Dezember 2005: Norbert Meier, damals Trainer des MSV Duisburg, versetzt im Spiel gegen den 1. FC Köln am 6. Dezember 2005 dem gegnerischen Spieler Albert Streit einen Kopfstoß. Er wird für drei Monate gesperrt, eine Geldbuße von 12.500 Euro kommt hinzu
Dezember 2005: Norbert Meier, damals Trainer des MSV Duisburg, versetzt im Spiel gegen den 1. FC Köln am 6. Dezember 2005 dem gegnerischen Spieler Albert Streit einen Kopfstoß. Er wird für drei Monate gesperrt, eine Geldbuße von 12.500 Euro kommt hinzu © Imago/Chai v.d. Laage
März 2004: Wegen einer Handgreiflichkeit gegen den Vierten Offiziellen im Bundesligaspiel bei Borussia Dortmund wird Willi Reimann, damals Trainer von Eintracht Frankfurt, für fünf Spiele gesperrt. Außerdem muss er eine Geldbuße von 25.000 Euro zahlen
März 2004: Wegen einer Handgreiflichkeit gegen den Vierten Offiziellen im Bundesligaspiel bei Borussia Dortmund wird Willi Reimann, damals Trainer von Eintracht Frankfurt, für fünf Spiele gesperrt. Außerdem muss er eine Geldbuße von 25.000 Euro zahlen © Imago/Weckelmann
Mai 2000: Trainer Eugen Hach vom Zweitligisten Alemannia Aachen würgt den brasilianischen Stürmer Franklin in der Partie gegen Energie Cottbus. Für die Tätlichkeit wird er für drei Monate gesperrt, zudem muss er 15.000 Mark Strafe zahlen
Mai 2000: Trainer Eugen Hach vom Zweitligisten Alemannia Aachen würgt den brasilianischen Stürmer Franklin in der Partie gegen Energie Cottbus. Für die Tätlichkeit wird er für drei Monate gesperrt, zudem muss er 15.000 Mark Strafe zahlen © Witters
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Nach Ansicht des früheren Werder-Trainers hat Roger Schmidt, der im Rahmen seiner Trainer-Ausbildung mehrere Wochen bei Schaaf in Bremen hospitiert hatte, etwas falsch gemacht, als er sich weigerte, auf die Tribüne zu gehen. „Aber er hat niemanden beleidigt oder tätlich angegriffen. Es geht sicherlich auch um Deeskalation, davon kann bei der Spielunterbrechung von Herrn Zwayer nicht unbedingt die Rede sein“, kommentierte Schaaf.

Den Dialog zwischen Schiedsrichtern und Trainern möchte er aber nicht beenden. „Wir Trainer müssen sehr viel über uns ergehen lassen. Aber aussteigen sollte man aus der Kommunikation auch nicht. Es muss sich aber auch mal etwas verändern“, sagte der frühere Meistertrainer.