Hamburg. Der 20-Jährige will den UHC zur Endrunde um die deutsche Hallenhockey-Meisterschaft schießen. Am Wochenende kommt Uhlenhorst Mühlheim.

Ein Gedanke lässt sich nicht wegschieben, während man Philip Schmid gegenübersitzt: dass Deutschland ein sehr ruhiges Land sein müsste, wenn seine jungen Wilden alle so wären wie dieser 20-Jährige, der mit seiner dunkel gerahmten Brille und der akkurat gebundenen Krawatte in etwa so wild wirkt wie ein schlafender Säugling. Aber erstens soll man Menschen nie nach ihrem Äußeren bewerten, und zweitens gibt es ja noch den anderen Phil Schmid; den, der auf dem Hockeyplatz mit den anderen jungen Wilden vom Uhlenhorster HC für Furore sorgt und an diesem Sonnabend (13 Uhr, Wesselblek) als Nordmeister gegen den Westzweiten Uhlenhorst Mülheim um den Einzug in die Endrunde um die deutsche Hallenmeisterschaft (6./7. Februar in Lübeck) kämpft.

Arbeit am eigenen Nachwuchs zahlt sich aus

Als Ausbildungsverein versteht sich der UHC seit vielen Jahren, und in dieser Hallensaison, in der Nationalspieler wie Moritz Fürste, Oliver Korn oder Florian Fuchs pausieren, zeigt sich wieder einmal der Wert des eigenen Nachwuchses. Toptalente wie Max Kapaun, Tino Teschke und Niklas Bruns, alle 21, haben wichtige Rollen übernommen, doch Schmid, mit 14 Treffern zweitbester Hauptrundenschütze hinter Jonas Fürste (15), sticht aus dem hochklassigen Quartett heraus. „Er hat einen enormen Entwicklungsschritt gemacht, weil er sehr lernfähig und bereit ist, an sich zu arbeiten“, lobt Cheftrainer Kais al Saadi.

Der Coach, sagt Schmid, der bei der Norddeutschen Reederei H. Schuldt Schifffahrtskaufmann lernt und deshalb im Anzug zum Gespräch erschienen ist, sei der Hauptgrund für seinen Höhenflug. „Dass er auf die Jugend baut, hat mir viel Selbstvertrauen gebracht“, sagt der Blankeneser, der mit vier Geschwistern aufwuchs und noch bei seinen Eltern wohnt. Seit 2009 spielt der HSV-Fan für den UHC, nachdem er bei der SV Blankenese und dem Großflottbeker THGC in seinem Lieblingssport ausgebildet wurde. Als 17-Jähriger debütierte er in der Bundesliga, der Durchbruch gelang aber erst im vergangenen Sommer, als er im Europapokal und bei der deutschen Feld-Endrunde Einsätze bekam.

Vor zwei Wochen hollte Schmid mit dem Hallenteam EM-Gold

„Seitdem traue ich mir einfach viel mehr zu und bin auch bereit, wichtige Rollen zu übernehmen“, sagt er. Dabei helfe ihm die Mischung aus Talenten und Führungsspielern wie Nico Jacobi, Jan-Philipp Rabente oder Pilt Arnold. Dass er auf dem Platz meist sehr fokussiert wirkt, liege daran, dass er gelernt habe, sich auf sein Spiel zu konzentrieren. „Kais hat mir geraten, gelassen ins Spiel zu gehen und meine Stärken einzubringen. Das funktioniert sehr gut“, sagt der geborene Hamburger, der sich grundsätzlich als ruhigen Menschen beschreiben würde. „Ich bin zwar keiner, der nur in der Ecke sitzt, aber ich bringe auch nicht dauernd Sprüche“, sagt er.

Das muss er auch nicht, wenn die Taten für ihn sprechen. Am vorvergangenen Wochenende gewann er mit dem deutschen Hallenteam EM-Gold. „Es war schon eine Riesenehre, als Nachrücker nominiert worden zu sein“, sagt er, „den Titel zu gewinnen war dann natürlich die Krönung.“ Lust hat der Triumph gemacht, Lust auf die U21-WM in Indien Ende des Jahres – und auf die Olympischen Spiele 2020, die sein Fernziel sind.

Erst einmal aber würde er mit dem UHC gern die Nordmeisterschaft vergolden. Dazu muss zunächst Mülheim gestoppt werden, ein Team, das über eine glänzende Startsechs verfügt und in Benedikt Fürk und Timm Herzbruch zwei herausragende Hallenspieler hat. „Das wird ein sehr enges Match. Aber in unserer Halle können wir jeden schlagen“, sagt Phil Schmid. Sollte das klappen, dürfte auch sein Jubel etwas wilder ausfallen.