Hamburg. Der Kapitän des Clubs an der Alster will mit Deutschland bei der Hallenhockey-Europameisterschaft 2016 den Titel verteidigen.

Wenn für ihn die Hallenhockey-Europameisterschaft 2016 an diesem Dienstagabend mit der Anreise zum Spielort Prag beginnt, dann hat Alessio Ress vor allem ein Gefühl im Gepäck: Vorfreude. Das mag im ersten Moment nicht überraschen, wenn ein Leistungssportler vor einem Saisonhöhepunkt steht. Und doch gab es schon andere Tage im Leben des Kapitäns des Clubs an der Alster, der vor einigen Jahren Nominierungen für internationale Großereignisse absagte, um sich auf sein Jurastudium konzentrieren zu können. Nun, im für Hockeyspieler reifen Alter von 29 Jahren und mit dem ersten Staatsexamen in der Tasche, kann der Spielgestalter endlich seine Berufung genießen.

„Ich habe das Gefühl, dass ich niemandem mehr etwas beweisen muss, sondern ganz befreit aufspielen kann. Ich fahre nach Prag, weil ich total Lust auf die EM habe und helfen will, dass wir unseren Titel erfolgreich verteidigen“, sagt Ress, der seit 2005 bei Alster spielt. Die Feldbundesliga-Rückrunde, die im März beginnt, wird er verpassen, weil er im Rahmen seines Referendariats für drei Monate beim Auswärtigen Amt in Delhi (Indien) hospitiert.

Nach der EM 2014 in Wien, wo er Gold gewann, und der WM 2015 in Leipzig mit Rang drei ist Prag das dritte Hallenevent in Serie, das er bestreiten darf. „Es ist eine Ehre, schließlich bin ich der einzige, der aus dem Siegerteam von 2014 noch dabei ist“, sagt er. Einen viertägigen Lehrgang hat das Team von Hallen-Bundestrainer Stefan Kermas absolviert. Vor dem Start der Gruppenspiele, in denen es am Freitag gegen Polen (10 Uhr) und Russland (17.10 Uhr) und am Sonnabend (9 Uhr) noch gegen die Schweiz geht, bleiben drei Trainingseinheiten und ein Testspiel gegen Hallenweltmeister Niederlande, um sich als Team zu finden. Mit Tobias Walter und Tobias Lietz (beide Harvestehuder THC) sowie seinem Alster-Teamkollegen Alexander Otte sind drei weitere Hamburger im Kader. Kais al Saadi, Cheftrainer des Uhlenhorster HC, assistiert Kermas.

Dass die europäische Spitze im Hallenhockey breiter geworden ist, ist kein Geheimnis, und weil Ress diese Erfahrung aus den vergangenen beiden Jahren einbringen kann, weiß er, dass die Titelverteidigung kein Selbstgänger ist. „Dennoch kann eine deutsche Mannschaft im Hallenhockey kein anderes Ziel als den Titel haben“, sagt er. Es wäre für ihn vielleicht der krönende Abschluss der internationalen Karriere. „Ich werde noch maximal drei Jahre Hockey spielen, viele Chancen kommen da nicht mehr“, sagt er. Umso wichtiger also, jetzt zuzugreifen.