Hamburg. Am Montag startet die Hockey-Profiliga HIL. Die Nationalspieler Moritz Fürste, Tobias Hauke und Florian Fuchs sind dabei.

Aufgeregt? Nee, sagt Moritz Fürste, sei er nicht. Und trotzdem: „Irgendwie ist das natürlich etwas Besonderes. Tobi und ich haben zwar schon so oft gegeneinander gespielt, aber immer nur UHC gegen HTHC. Insofern glaube ich schon, dass das ein sehr lustiges Spiel wird.“ Lustig also. Wahrscheinlich ist genau das der Reiz, den das große Abenteuer Indien ausübt auf altgediente Hockeystars wie den 31 Jahre alten Regisseur des Uhlenhorster HC. Dass sie dort fast ohne Druck spielen können in der Hockey India League (HIL), die an diesem Montag mit der Partie zwischen Fürstes Kalinga Lancers und den Uttar Pradesh Wizards beginnt. Für das Gästeteam läuft Tobias Hauke, Kapitän des Harvestehuder THC, auf.

Der Welthockeyspieler von 2013 ist schon ein Stück weit aufgeregter als sein Vorgänger, der 2012 als bester Krummstockartist der Welt ausgezeichnet wurde, und das muss man verstehen. Während Fürste 2013 in der HIL-Premierensaison mit den Ranchi Rhinos, dem Vorgängerteam von Titelverteidiger Ranchi Rays, Meister wurde und im Jahr darauf Platz drei holte, ist die indische Profiliga für Hauke Neuland. Mit der deutschen Nationalmannschaft war der 28-Jährige zwar schon sechsmal zu Turnieren auf dem Subkontinent, mehr als Hotel und Stadion sah er auf diesen Reisen allerdings nicht. Ähnliches gilt für den dritten Hamburger Nationalspieler, Florian Fuchs vom Uhlenhorster HC. Der 24 Jahre alte Torjäger hat bei Dabang Mumbai angeheuert und erlebt ebenfalls seine HIL-Premiere.

Indien ist der verdiente Lohn

Dass ein Hauptgrund für den fünfwöchigen Ausflug, für den das Trio auf die Hallenbundesligasaison und einen Auswahllehrgang in Mannheim verzichten muss, der finanzielle Anreiz ist, verhehlt niemand. Die ausländischen Spieler wurden Mitte September meistbietend an die sechs Clubs versteigert. Die gebotene Summe beziffert das jeweilige Bruttogehalt pro Saison, alle Spieler erhielten Zweijahresverträge. Für Fürste wurde die Rekordgage von 105.000 US-Dollar (aktuell rund 97.000 Euro) aufgerufen. Hauke und Fuchs verdienen je 96.000 Dollar (89.000 Euro). Für Amateure, die sie in Deutschland sind und als die sie entlohnt werden, sind das Summen, die nicht auszuschlagen sind.

„Ich mache es aber sicherlich nicht nur wegen des Geldes“, sagt Hauke, der neben seinem Sport in der Presseabteilung des Hamburger SV arbeitet. „Für mich ist es eine spannende Mischung aus finanziellem, sportlichem und kulturellem Anreiz.“ Vor allem freue er sich auf die Herausforderung, in einem Team mit 18 neuen Mitspielern zurechtkommen zu müssen. Aus dem ­20er-Kader, aus dem neben Hauke die australischen Topstars Jamie Dwyer und Eddie Ockenden sowie der argentinische Eckenspezialist Gonzalo Peillat hervorstechen, kennt der Defensivspezialist, der am Montag nach Indien reiste, nur seinen südafrikanischen HTHC-Kollegen Nic Spooner.

Auch über seine neue Heimat Lucknow, die 2,8-Millionen-Einwohner-Hauptstadt des Bundesstaates Uttar Pradesh, weiß er bislang wenig. Das Team lebt, anders als die Mannschaften von Fürste und Fuchs, nicht im Hotel, sondern in einem eigens errichteten Spielerdorf. „Letztlich sind wir aber zwei Wochen auf Reisen, sodass ich sowieso wenig Zeit für Sightseeing haben werde“, sagt Hauke. Touristen-Highlights wie das Tadsch Mahal möchte er aber auf keinen Fall verpassen. „Dafür werde ich mir Zeit nehmen.“

Das hat sich auch Fuchs, der ebenso wie Fürste am Mittwoch nach Indien flog, vorgenommen. Er hofft in der Zwölf-Millionen-Metropole Mumbai auf viele neue Eindrücke. „Dass ich in einer solchen Großstadt lebe, macht den Alltag sicherlich abwechslungsreicher“, sagt der BWL-Student, der sich mit dem früheren HTHC-Angreifer Johan Björkman ein Hotelzimmer teilt. Der Schwede spielt aktuell in den Niederlanden. Fuchs freut sich vor allem auf die Stimmung in den Stadien. „Das ist eine ganz andere Dimension als in der Bundesliga, und das macht es so reizvoll“, sagt er. Erstmals erleben wird er dies am 21. Januar, wenn er mit Dabang in Bhubaneswar (840.000 Einwohner) antritt, wo Fürstes Kalinga Lancers vor 18.500 Zuschauern ihre Heimspiele austragen.

Die Begeisterungsfähigkeit der indischen Fans ist es, die auch in Moritz Fürste die Vorfreude wachsen lässt. Ansonsten betrachtet er sein drittes Engagement – im vergangenen Jahr spielte kein Deutscher in Indien – als Job, und das hat einen einleuchtenden Grund. Erstmals ist der Marketingfachmann, der in der Hamburger Agenturgruppe Thjnk als Direktor Sportmarketing arbeitet, für fast zwei Monate von Töchterchen Emma (sieben Monate) getrennt, da das Hamburger Trio direkt aus Indien zum Nationalmannschaftslehrgang nach Südafrika weiterreist. „Das wird bestimmt eine harte Zeit“, sagt er. Aber die Gedanken an lustige Duelle mit seinen Hamburger Freunden und den satten Zuwachs auf dem eigenen Konto dürften den Trennungsschmerz doch ein wenig lindern.