Mailand/Hamburg. Die Athletin gewann bei den Paralympics 2012 Gold im Rollstuhlbasketball. Jetzt will sich die Hamburgerin für Rio qualifizieren.

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Im Campingbus mit dem Partner von See zu See, zwei Wochen lang. Herrliche Natur in Ungarn, Kroatien und Slowenien, Sonnenschein und gute Stimmung. Das Boot passt, die Paddel greifen – es klingt wie Urlaub und war doch hartes Training für Edina Müller.

An diesem Mittwoch startet die Hamburgerin bei der Parakanu-WM in Mailand um 12.26 Uhr zu ihrem Vorlauf über 500 Meter. „Das Gefühl ist gut, bis jetzt“, sagt die 32-Jährige, „es war eine Super-Vorbereitung.“

Erst seit rund einem Jahr sitzt sie als Leistungssportlerin im Kanu. Als Rollstuhlbasketballerin hatte sie fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, als Höhepunkt die Goldmedaille bei den Paralympischen Spielen 2012 in London. Ein Jahr später hörte die im Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Hamburg angestellte Physiotherapeutin mit dem Basketball auf, es passte nicht mehr, die Motivation war weg. „Aber Leistungssport, das ist auch ein bisschen wie eine Sucht“, gibt sie zu. Adrenalin und so. Gepaddelt hatte sie mit ihrem Freund eh immer gerne, und so fügte sich schließlich eins zum anderen. Da Parakanu 2016 zum ersten Mal auf dem Programm der Spiele in Rio steht, ergab sich zudem eine neue Motivation.

„Ich muss in Mailand unter die ersten sechs kommen“, erklärt Edina Müller „dann habe ich das direkte Ticket zu den Paralympics sicher.“ Nur 14 Starterinnen sind insgesamt bei der WM gemeldet.

Da die Sportart relativ jung ist, sind die Startfelder noch nicht so groß. Auch ein Grund, weshalb Edina Müller so schnell in der nationalen Spitze angekommen ist. Der andere ist, dass sie von ihrer Basketballkarriere noch gute Ausdauerwerte und einen sehr trainierten Oberkörper hat. In Duisburg qualifizierte sich die ehrgeizige Hamburgerin im April sofort für die Nationalmannschaft, Anfang Mai gewann sie bei der EM im tschechischen Racice sofort Silber.

Geschlagen wurde sie damals von der Engländerin Jeanette Chippington. „Ich denke, dass sie auch in Mailand wieder eine meiner härtesten Konkurrentinnen ist“, meinte Edina Müller, „aber die Russin ist sicher auch stark. Und es ist eine WM, da kommen auch Gegnerinnen aus den USA, Australien und China. Die kann ich überhaupt nicht einschätzen.“

Über einen Halbfinallauf am Mittwochnachmittag geht es ins Finale, das am Freitag um 15.05 Uhr gestartet wird. Auf ihrem weißen Kanu prangt bei den Rennen übrigens ein großes „Feuer-und-Flamme-Logo“ der Hamburger Olympiabewerbung für 2024, die sie ja intensiv unterstützt.

Die Sitzschale für die querschnittsgelähmte Athletin ist extra angepasst, denn sie kann ja keinen Druck mit den Beinen ausüben, wie es im Kanusport normalerweise notwendig ist, auch neue Griffbänder für Paddel wurden aufgezogen.

Edina Müller ist bestens vorbereitet: „Platz sechs möchte ich mindestens erreichen – aber eine Medaille zu gewinnen ist ja immer schön.“