La Pierre-Saint-Martin. Schon bei der ersten Bergankunft versetzte der Toursieger von 2013 der Konkurrenz einen schweren Schlag und siegte mit großem Vorsprung.

Nach seiner schier unglaublichen Klettershow grinste Christopher Froome schelmisch vom Podium, hob immer wieder den Daumen und konnte sein Glück kaum fassen. „Ich bin so happy. Es war ein historischer Tag für unser Team. Manche Konkurrenten sind nach dem Ruhetag wohl aus dem Rhythmus gekommen“, sagte der Mann im Gelb, nachdem er auf dem 1610 Meter hohen Col de La Pierre Saint-Michel am Dienstag seine gesamte Konkurrenz bei der 102. Tour de France geradezu gedemütigt hatte.

„Formidable! Fantastique!“, schallte es aus den Lautsprechern, als Froome im Expresstempo und mit hochgerissenen Armen über die Ziellinie rauschte. Zuvor hatte er Anden-Kletterer Nairo Quintana mit einem Bergsprint regelrecht stehen gelassen. Zeitweise meisterte er die bis zu elf Prozent steilen Rampen mit einem Tempo von 35 Stundenkilometer. Ganz anders Alberto Contador, der sich weit abgeschlagen und mit aufgerissenem Trikot nahe seiner spanischen Heimat nach 166 Kilometern ins Ziel quälte. Und Vorjahressieger Vincenzo Nibali blickte nach dem Ende seiner Tour-Träume paralysiert in die Bergwelt der Pyrenäen.

Froome siegte 59 Sekunden vor seinem Sky-Teamkollegen Richie Porte (Australien). Erst danach kamen die Rivalen: Quintana verlor als Dritter 1:04, Contador auf Platz elf 2:51 und Nibali (21.) gar 4:25 Minuten. Während Contador noch Durchhalteparolen („Ich kämpfe weiter“) formulierte, erklärte Nibali fast schon seine Kapitulation: „Ich bin nicht einmal so stark wie der kleine Bruder des Vincenzo Nibali von 2014. Jetzt wird es ganz, ganz schwer.“ Nur Quintana ist noch nicht vollends am Boden zerstört: „Ich bin ganz ruhig, meine Form ist gut. Ich werde mich noch steigern.“

Das muss der Mann aus Kolumbien auch, will er nur annähernd eine Chance haben. Denn im Gesamtklassement liegt er als Dritter schon 3:09 Minuten hinter Froome zurück, Platz zwei belegt der Amerikaner Tejay van Garderen (2:52). Der Brite ist sich seiner Sache aber noch nicht ganz sicher: „Achtung, Achtung, Es ist noch weit bis Paris. Quintana ist jetzt mein schärfster Rivale.“

Froome sicherte sich bei seinem vernichtenden Schlag auch das Bergtrikot. Schwächen scheint der „Roboter auf dem Rennrad“ derzeit nicht zu haben. „Er ist körperlich mindestens in der Fassung von 2013, aber kompletter und souveräner. Er ist ein sehr intelligenter Kapitän“, schwärmte Teamchef Dave Brailsford.

Der Konkurrenz war dagegen die Laune verdorben, auch den Gastgebern war am französischen Nationalfeiertag das Feiern vergangen. Der Franzose Pierrick Fédrigo hatte zusammen mit dem Belgier Kenneth van Bilsen auf dem Weg zum letzten Anstieg mit zum Teil 15 Minuten Vorsprung in Front gelegen und von einem ganz besonderen Etappensieg geträumt. Aber Froome und sein Skyteam hatten am Dienstag kein Erbarmen.

Am 15 Kilometer langen Schlussanstieg begann ein Kampf Mann gegen Mann zwischen den zunächst noch Großen Fünf - Froome, Contador, Quintana, Nibali und van Garderen. Aber gegen Turbo-Froome hatte an diesem Tag vor Zehntausenden meist spanischer Zuschauer niemand ein Rezept. Nibali strauchelte schon zehn Kilometer vor dem Ziel. Sechs Kilometer vor dem Ende startete Froome schließlich sein Solo.

Die besten Bilder der 102. Tour de France

Das sind die Träger der begehrtesten Trikots: Christopher Froome (M.) holte sich durch seinen zweiten Tour-Sieg neben Gelb auch das gepunktete Bergtrikot, Peter Sagan beendete die Große Schleife im grünen Sprinterdress und Nairo Quintana (r.) erhielt als bester Jungfahrer das weiße Leibchen
Das sind die Träger der begehrtesten Trikots: Christopher Froome (M.) holte sich durch seinen zweiten Tour-Sieg neben Gelb auch das gepunktete Bergtrikot, Peter Sagan beendete die Große Schleife im grünen Sprinterdress und Nairo Quintana (r.) erhielt als bester Jungfahrer das weiße Leibchen © Witters
Froomes Sky-Kollegen standen mit einem eigenen Triumphbogen Spalier
Froomes Sky-Kollegen standen mit einem eigenen Triumphbogen Spalier © Witters
Vom Publikum wurde der Brite  - hier mit Ehefrau Michelle - dagegen nicht unbedingt nur geliebt
Vom Publikum wurde der Brite - hier mit Ehefrau Michelle - dagegen nicht unbedingt nur geliebt © Witters
Konnte sein Glück nicht fassen: Der erst 24 Jahre alte Romain Bardet sorgte auf der zweiten Alpen-Etappe für den zweiten Sieg eines französischen Fahrers in diesem Jahr
Konnte sein Glück nicht fassen: Der erst 24 Jahre alte Romain Bardet sorgte auf der zweiten Alpen-Etappe für den zweiten Sieg eines französischen Fahrers in diesem Jahr © dpa | Kim Ludbrook
Der Gesamtführende Christopher Froome (r.) konnte erneut alle Angriffe seiner Konkurrenten abwehren und hat damit seinen zweiten Tour-Sieg nach 2013 bereits in Sichtweite
Der Gesamtführende Christopher Froome (r.) konnte erneut alle Angriffe seiner Konkurrenten abwehren und hat damit seinen zweiten Tour-Sieg nach 2013 bereits in Sichtweite © dpa | Sebastien Nogier
Rasante Abfahrten entschädigten das Peloton für die kraftraubenden Anstiege in extrem bergigem Terrain
Rasante Abfahrten entschädigten das Peloton für die kraftraubenden Anstiege in extrem bergigem Terrain © dpa | Sebastien Nogier
Die 17. Etappe führte das Peloton vorbei am malerischen Lac de Castillon
Die 17. Etappe führte das Peloton vorbei am malerischen Lac de Castillon © Witters
Nach einem beeindruckenden Soloritt hat Simon Geschke die 17. Etappe in Pra Loup gewonnen
Nach einem beeindruckenden Soloritt hat Simon Geschke die 17. Etappe in Pra Loup gewonnen © dpa | Sebastien Nogier
Der Radfahrer mit dem markanten Bart war beim Schlussanstieg auch noch von Krämpfen geplagt
Der Radfahrer mit dem markanten Bart war beim Schlussanstieg auch noch von Krämpfen geplagt © dpa | Yoan Valat
Simon Geschke war eigentlich gar nicht für die Tour vorgesehen und rutschte erst durch die Formschwäche von Sprintstar Marcel Kittel ins Team
Simon Geschke war eigentlich gar nicht für die Tour vorgesehen und rutschte erst durch die Formschwäche von Sprintstar Marcel Kittel ins Team © Getty Images | Bryn Lennon
Der Spanier Ruben Plaza Molina holte sich auf der 16. Etappe nach 201 Kilometern im Sattel den Tagessieg in Gap. Zuvor war der ...
Der Spanier Ruben Plaza Molina holte sich auf der 16. Etappe nach 201 Kilometern im Sattel den Tagessieg in Gap. Zuvor war der ... © dpa | Kim Ludbrook
... er etwa 18 Kilometer vor dem Ziel aus einer 23 Fahrer starken Spitzengruppe ausgerissen.
... er etwa 18 Kilometer vor dem Ziel aus einer 23 Fahrer starken Spitzengruppe ausgerissen. © dpa | Yoan Valat
Zu dieser gehörte auch der Deutsche Simon Geschke (2.v.r.), der am Ende den unglücklichen vierten Platz belegte
Zu dieser gehörte auch der Deutsche Simon Geschke (2.v.r.), der am Ende den unglücklichen vierten Platz belegte © dpa | Yoan Valat
Vorjahressieger Vincenzo Nibali attackierte auf einer Abfahrt und verringerte mit dieser Aktion seinen Rückstand auf den Gesamtführenden Christopher Froome um wenige Sekunden auf jetzt 7:49 Minuten
Vorjahressieger Vincenzo Nibali attackierte auf einer Abfahrt und verringerte mit dieser Aktion seinen Rückstand auf den Gesamtführenden Christopher Froome um wenige Sekunden auf jetzt 7:49 Minuten © dpa | Yoan Valat
Froome selbst (M.) ließ es wie die anderen Topfahrer eher ruhig angehen. Er erreichte das Ziel mit den anderen Mitfavoriten letztlich rund 18 Minuten hinter Sieger Plaza Molina
Froome selbst (M.) ließ es wie die anderen Topfahrer eher ruhig angehen. Er erreichte das Ziel mit den anderen Mitfavoriten letztlich rund 18 Minuten hinter Sieger Plaza Molina © dpa | Yoan Valat
Stephen Cummings siegt auf der 14. Etappe
Stephen Cummings siegt auf der 14. Etappe © dpa | Yoan Valat
Der gestürzte Ex-Champion sollte ab dem 16. Juli die Etappen der Tour de France immer einen Tag vor dem Hauptfeld abfahren
Der gestürzte Ex-Champion sollte ab dem 16. Juli die Etappen der Tour de France immer einen Tag vor dem Hauptfeld abfahren © dpa
Christopher Froome verteidigte auf der elfte Etappe der Tour de France das Gelbe Trikot
Christopher Froome verteidigte auf der elfte Etappe der Tour de France das Gelbe Trikot © dpa | Yoan Valat
Rafal Majka bei seiner Solo-Tour durch die Pyrenäen
Rafal Majka bei seiner Solo-Tour durch die Pyrenäen © Getty Images | Doug Pensinger
Der deutsche Neuprofi Emanuel Buchmann zählt zu den Überraschungen bei der Tour. Der 22-Jährige fuhr auf der zweiten von drei Pyrenäen-Etappen auf Rang drei
Der deutsche Neuprofi Emanuel Buchmann zählt zu den Überraschungen bei der Tour. Der 22-Jährige fuhr auf der zweiten von drei Pyrenäen-Etappen auf Rang drei © dpa | Sebastien Nogier
Auf der elften Etappe führte die Route 188 Kilometer durch die Pyrenäen
Auf der elften Etappe führte die Route 188 Kilometer durch die Pyrenäen © dpa | Kim Ludbrook
Augen zu und durch? Chris Froome bei der Siegerehrung nach seiner Gala auf der ersten Bergetappe
Augen zu und durch? Chris Froome bei der Siegerehrung nach seiner Gala auf der ersten Bergetappe © Getty Images
Radsport trifft Fun-Sport: Stand-up-Paddler schauen auf der zehnten Etappe dem Hauptfeld nach
Radsport trifft Fun-Sport: Stand-up-Paddler schauen auf der zehnten Etappe dem Hauptfeld nach © dpa
Und pittoresk war die 167 Kilometer lange Strecke von Tarbes nach La Pierre-Saint-Martin ohnehin
Und pittoresk war die 167 Kilometer lange Strecke von Tarbes nach La Pierre-Saint-Martin ohnehin © dpa
Spitzenreiter Chris Froome (r.) erfuhr am Rande der zehnten Etappe von einem Hacker-Angriff auf seine Trainingsdaten
Spitzenreiter Chris Froome (r.) erfuhr am Rande der zehnten Etappe von einem Hacker-Angriff auf seine Trainingsdaten © dpa
Ein Exot unter den Radprofis: Daniel Teklehaimanot aus Eritrea (MTN Qhubeka) wartet als Träger des gepunkteten Trikots auf den Startschuss für die erste Bergetappe
Ein Exot unter den Radprofis: Daniel Teklehaimanot aus Eritrea (MTN Qhubeka) wartet als Träger des gepunkteten Trikots auf den Startschuss für die erste Bergetappe © dpa
Mehr als zwei Pferdestärken: Reiter messen sich mit dem Peloton während der zehnten Etappe von Tarbes nach La Pierre-Saint-Martin
Mehr als zwei Pferdestärken: Reiter messen sich mit dem Peloton während der zehnten Etappe von Tarbes nach La Pierre-Saint-Martin © dpa
Ivan Basso (r.) konnte nach der Schock-Diagnose Hodenkrebs Alberto Contador nicht mehr durch die Berge helfen
Ivan Basso (r.) konnte nach der Schock-Diagnose Hodenkrebs Alberto Contador nicht mehr durch die Berge helfen © dpa
Die neunte Etappe ging an BMC Radsport
Die neunte Etappe ging an BMC Radsport © Witters
Das US-Team setzte sich im Zeitfahren durch
Das US-Team setzte sich im Zeitfahren durch © Witters
Der Brite Christopher Froome hielt zu diesem Zeitpunkt noch das Gelbe Trikot
Der Brite Christopher Froome hielt zu diesem Zeitpunkt noch das Gelbe Trikot © Witters
Alexis Vuillermoz (AG2R La Mondiale) durfte zum Abschluss der achten Etappe in Mur-de-Bretagne jubeln
Alexis Vuillermoz (AG2R La Mondiale) durfte zum Abschluss der achten Etappe in Mur-de-Bretagne jubeln © Witters
Ein letzter Gruß in Gelb: Tony Martin bei der Siegerehrung nach seinem schweren Sturz bei der Tour de France
Ein letzter Gruß in Gelb: Tony Martin bei der Siegerehrung nach seinem schweren Sturz bei der Tour de France © Witters
Der Cottbuser zog sich auf der sechsten Etappe einen Schlüsselbeinbruch zu und wurde in Hamburg operiert
Der Cottbuser zog sich auf der sechsten Etappe einen Schlüsselbeinbruch zu und wurde in Hamburg operiert © Hamburger Abendblatt/Achim Leoni | Achim Leoni
Das Unglück geschah auf  der Zielgeraden in Le Havre
Das Unglück geschah auf der Zielgeraden in Le Havre © Witters
Ob Teufel Didi Senft deshalb zum Rumpelstilzchen wurde?
Ob Teufel Didi Senft deshalb zum Rumpelstilzchen wurde? © Witters
Der Edelfan aus Deutschland darf auch bei der 102. Großen Schleife nicht fehlen
Der Edelfan aus Deutschland darf auch bei der 102. Großen Schleife nicht fehlen © Witters
Andere zogen es vor, das Spektakel als Asterix und Obelix zu verfolgen
Andere zogen es vor, das Spektakel als Asterix und Obelix zu verfolgen © Witters
Diese Kühe durften die drei begehrtesten Tour-Trikots testen
Diese Kühe durften die drei begehrtesten Tour-Trikots testen © Witters
Das Original Bergtrikot ging allerdings vorerst an Daniel Teklehaimanot
Das Original Bergtrikot ging allerdings vorerst an Daniel Teklehaimanot © Witters
Frankreich und der 2CV - auch bei der Tour de France passt die
Frankreich und der 2CV - auch bei der Tour de France passt die "Ente" natürlich ins Bild © Witters
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Die deutschen Radprofis hatten bei der gnadenlosen Kletterei nicht viel zu bestellen - mit Ausnahme des bulligen Sprinter André Greipel. Der zweimalige Etappensieger quälte sich mit den Besten über die ersten beiden Anstiege des Tages und war dann hinter den beiden Ausreißern beim Zwischensprint in Trois Ville der Schnellste vom Rest. Damit holte sich der gebürtige Rostocker das Grüne Trikot von dem Slowaken Peter Sagan vorerst zurück. Greipel hat jetzt wieder drei Punkte Vorsprung. Als bester Deutscher erreichte der erst 22 Jahre alte nationale Meister Emanuel Buchmann 6:28 Minuten zurück das Ziel.

Am Mittwoch folgt die zweite Kletterpartie durch die Pyrenäen von Pau nach Cauterets über 188 Kilometer, die auch den 2215 Meter hohen Tour-Klassiker Tourmalet im Programm hat.