Hamburg. Alles Wissenswerte rund um die Empfehlung des Deutschen Olympischen Sportbundes für Hamburg als Bewerber um die Sommerspiele 2024.

Die Vorentscheidung ist gefallen, zumindest hierzulande: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat seine Empfehlung ausgesprochen, Hamburg ins Rennen um die Olympischen Sommerspiele im Jahr 2024 zu schicken. Die Entscheidung der Funktionäre sei "einmütig" getroffen worden, wie DOSB-Präsident Alfons Hörmann am frühen Montagabend in Frankfurt am Main erklärte.

Offiziell werden soll die Kür Hamburgs dann am kommenden Sonnabend bei der Außerordentlichen DOSB-Mitgliederversammlung in Frankfurt. Die Mitglieder können dabei allerdings nur noch dem Präsidiumsvorschlag Hamburg zustimmen oder ihn ablehnen. Eine Wahl findet nicht mehr statt. Die Zustimmung gilt als sicher.

Zeitplan Olympia-Bewerbung

21. März

Außerordentliche DOSB-Mitgliederversammlung in Frankfurt mit Kür des deutschen Bewerbers. Die Mitglieder können nur noch dem Präsidiumsvorschlag Hamburg zustimmen oder ihn ablehnen. Eine Wahl findet nicht mehr statt. Die Zustimmung gilt als sicher.

Voraussichtlich September

Hamburg stimmt in einem Bürgerentscheid über Olympische Spiele ab.

15. September 2015

Ende der Anmeldefrist beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC).

7. bis 9. Oktober

IOC-Info-Seminar für die Bewerberstädte für 2024.

8. Januar 2016

Abgabe der Bewerbungsunterlagen und finanziellen Garantien beim IOC - das etwa 80-seitige sogenannte Mini Bid Book.

April/Mai 2016

Benennung der offiziellen Kandidaten durch das IOC.

5. bis 21. August 2016

Die Kandidatenstädte nehmen im Rahmen des Beobachterprogramms des IOC an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro teil.

Januar 2017

Kandidaten müssen das erforderliche „Bid-Book“ einreichen.

Februar/März 2017

Besuche der IOC-Evaluierungskommission in den Kandidatenstädten.

Juni 2017

Bericht der IOC-Evaluierungskommission, Kandidatenstädte stellen sich den IOC-Mitgliedern vor.

Sommer 2017

Wahl des Ausrichters der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 auf der 129. IOC-Session in Lima/Peru.

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Ob Hamburg dann tatsächlich in Konkurrenz zu den voraussichtlichen Bewerberstädten Boston, Rom, Paris, Doha sowie möglicherweise auch Baku und Istanbul tritt, hängt letztendlich vom Votum der Bürger statt. Dazu soll in der Hansestadt vor Ende der Meldefrist beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) am 15. September ein Bürgerentscheid durchgeführt werden. Wie sich dieser gestaltet, muss sowohl politisch als auch juristisch noch geklärt werden,

Abendblatt.de hält Sie auch am Tag nach der DOSB-Empfehlung für Hamburg über Entwicklungen in der deutschen Olympia-Bewerbung auf dem Laufenden:

Das war's für heute

16.00 Uhr: Der Ticker ist für heute beendet. Alle weiteren Informationen rund um Hamburgs Chancen, Olympia 2024 auszutragen, lesen Sie auf abendblatt.de und in der morgigen Ausgabe des Hamburger Abendblatts.

Ex-HSV-Coach wegen Verbänden irritiert

15.52 Uhr: Bob Hanning, Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), geht von einem starken Bürgerzuspruch für Olympische Spiele in Hamburg aus. "Ich glaube, dass die Hamburger es schaffen werden, mindestens drei Viertel der Bevölkerung dafür zu begeistern", sagte Hanning, Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin, am Dienstag.

Dass auch die Abstimmung der Spitzensportverbände mit 18:11 (vier stimmten für beide Städte) pro Hamburg ausfiel, irritierte Hanning allerdings ein wenig. "Das ist das einzige, was mich wirklich überrascht hat. Das hörte sich im Vorfeld etwas anders an. Aber es ist im Sport so wie in der Politik und in der Wirtschaft: Es wird auch viel geschummelt und nicht immer die Wahrheit gesagt", sagte der 50-Jährige.

Hanning, der vor seiner Zeit als Geschäftsführer der Füchse auch als Trainer des Ligarivalen HSV Hamburg gearbeitet hat, lobte die Strategie der Hanseaten: "Man muss sagen, dass Hamburg alles richtig gemacht hat. Man kann sicherlich sagen, dass Berlin gerade durch die Bürgermeister-Entscheidung ein Stück weit hinten dran war und dass man dann ein bisschen lange gebraucht hat, um die Kräfte zu bündeln."

Als Vertreter der Berliner Profi-Klubs hatte Hanning ursprünglich auf ein anderes Ergebnis gehofft: "Wir hätten es uns in Berlin gewünscht, aber wir wissen: Hamburg kann es auf jeden Fall. Als ich dort gelebt habe, habe ich gesehen, dass das eine Stadt mit viel Herz für den Sport ist."

Van Almsick switcht jetzt auf Hamburg

14.40 Uhr: Der frühere Schwimmstar Franziska van Almsick drückt ab sofort Hamburg die Daumen für die Bewerbung um die Sommerspiele 2024. "Olympia in meiner Heimatstadt wäre für mich als waschechte Berliner Göre natürlich ein gigantisches Erlebnis gewesen. Aber ich bin nicht traurig. Wenn es schon nicht Berlin ist, dann ist Hamburg die absolut beste Alternative", sagte van Almsick am Dienstag.

Die zweimalige Weltmeisterin schwärmte über die Hansestadt: "Hamburg ist auf einem guten Weg, als große Sportstadt durchzustarten." Berlin könne auf das Großereignis noch am ehesten verzichten: "Berlin hat viel mit sich selbst zu tun, da gibt es jeden Tag Tohuwabohu."

Hamburg habe bei der Bewerbung bislang eine sehr gute Figur abgegeben, meinte van Almsick: "Wenn die Hamburger sich etwas in den Kopf gesetzt haben, dann sind sie auch mit Eifer dabei. Das Konzept beinhaltet bereits viele tolle Ideen."

Die Chancen durch Olympische Spiele in Deutschland seien größer als die Risiken, glaubt die viermalige Olympiazweite: "Man hat an Olympia in London gesehen, wie sehr der nationale Sport durch die Spiele gepusht wird. Auch für die deutsche Gesellschaft wäre es wichtig, dass sich die Menschen und vor allem die Jugend mal wieder so einer übergreifenden Euphorie wie bei der Fußball-WM 2006 hingeben können."

Noch mehr geistlicher Beistand für Hamburg

14.20 Uhr: Nach Erzbischof Heße haben sich weitere führende katholische Geistliche positiv über Hamburg geäußert. "Ich denke, es ist eine ganz gute Entscheidung", sagte der katholische Sportbischof Jörg Peters dem Kölner domradio. Laut Peters hat auch Berlin eine tolle Präsentation hingelegt. Hamburg habe nicht zuletzt durch den Standort mit Hafengelände und Industrieland gezogen. "Ich freue mich über neue Bilder, die von Deutschland aus in die Welt gehen werden", sagte der Trierer Weihbischof. Es bleibe in den nächsten zwei Jahren spannend, bis vom Internationalen Olympischen Komitee eine Entscheidung getroffen werde. Städte wie Boston, Melbourne, Paris oder Rom seien eine mächtige Konkurrenz.

Kosten können erst spät genannt werden

13.58 Uhr: Hamburgs Sport- und Innensenator Michael Neumann (SPD) hat am Dienstag noch einmal die guten Chancen der Hansestadt im internationalen Vergleich hervorgehoben. Auch zu den Ausgaben für die Austragung des sportlichen Großereignis bezog Neumann Stellung. Dabei stehe allerdings fest, dass die Kosten für die Spiele zum Zeitpunkt eines Referendums noch nicht feststehen werden, beziehungsweise nur sehr grob.

Der Chef der Senatskanzlei, Staatsrat Christoph Krupp (SPD), sagte, dass die Stadt nach dem Votum der DOSB-Mitglieder am Sonnabend mehrere Gutachten in Auftrag geben werde, um die Kosten zu ermitteln. Dabei werde man sich nur langsam und schrittweise der Wahrheit annähern können. Auf keinen Fall wolle man aber den Fehler wiederholen, der beim Bau der Elbphilharmonie gemacht wurde.

Seinerzeit war relativ früh und vor Abschluss der Planung eine Summe genannt worden, die sich dann als völlig unhaltbar herausgestellt hatte. Im Falle einer Olympiabewerbung müsse man erst genau wissen, welche Sportstätten und welche Infrastruktur überhaupt benötigt werden, dann müsse geplant werden, dann über die Kostenaufteilung zwischen Stadt, Bund, IOC und privater Wirtschaft gesprochen werden – und erst dann könne man genau sagen, was die Spiele Hamburg kosten würden. Dieser „Report“ werde ständig fortgeschrieben, so Krupp: „Daran wird man sich gewöhnen müssen.“

Fest steht immerhin schon, dass allein die Bewerbung rund 50 Millionen Euro kosten wird, wovon die Wirtschaft aber mindestens die Hälfte tragen will.

Seeler für Stich als Olympia-Botschafter

13.11 Uhr: Hamburgs Fußball-Idol Uwe Seeler hält Wimbledon-Sieger Michael Stich für einen geeigneten Kandidaten als Gesicht der Olympia-Bewerbung. „Michael ist absolut prädestiniert dafür“, sagte der ehemalige HSV-Stürmer am Dienstag. Er selbst komme bei Sommerspielen 2024 aus Altersgründen nicht mehr als Olympia-Botschafter infrage, sagte Seeler. „Ich hoffe, ich erlebe das Fest dann noch als Zuschauer.“

Stich hatte bei der Party in der Hamburger O2 World am Montagabend sein Interesse bekundet, eine größere Rolle in den Planungen zu spielen. „Ich hätte total Lust, würde mich gern einbringen“, sagte der 46 Jahre alte Organisator des Rothenbaum-Turniers.

Für Seeler hat Hamburg im Bewerbungsrennen um Olympia noch viele Hürden zu meistern. „Nein, angestoßen habe ich noch nicht, es ist noch ein weiter Weg.“ Die hohen Kosten schrecken den 78-Jährigen nicht ab: „Klar ist das teuer, aber es bringt auf Dauer auch viel. Das ist eine tolle Geschichte, ich habe da keine Befürchtung“, sagte Seeler. Die Weltstadt Hamburg könne noch bekannter werden.

Berliner sauer auf Spitzenverbände

13.06 Uhr: Berlin wirkt am Tag nach dem historischen Olympia-K.o. wie ein angeschlagener Boxer. Die bittere Abfuhr durch das gerade mal halb so große Hamburg nagt am Selbstverständnis der Hauptstadt.

"Das war eine heftige Niederlage. Olympia in Berlin wird es in den nächsten 50 Jahren nicht geben. Damit müssen wir uns abfinden", sagte Klaus Böger. Berlins Olympia-Motor und Chef des Landessportbundes schwitzte seinen Frust im Fitnessstudio aus, der Regierende Bürgermeister Michael Müller lenkte sich beim Bezirkstag in Berlin-Marzahn ab.

Sauer waren die Berliner vor allem darüber, dass sich die Spitzensport-Verbände mit 18:11 (vier stimmten für beide Städte) überraschend klar gegen die Hauptstadt ausgesprochen hatten. "Sonst kommen die kleinen Sportverbände ja gerne nach Berlin, weil es ihre Sportstätten woanders nicht gibt. Nun wollen sie nach Hamburg, weil dort neu gebaut wird", sagte Berlins Olympiasprecher Stefan Thies, der am Dienstag seinen Schreibtisch im Roten Rathaus räumte. Die Arbeit ist getan.

Bischöfin Fehrs hofft auf Nachhaltigkeit

12.48 Uhr: Neben Heße erhofft sich auch Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs von Olympischen Spielen in Hamburg eine „nachhaltige Stadtentwicklung“. „Olympia kann eine Chance für Hamburg sein, wenn es nicht nur als kurzfristiges Glitzer-Event verstanden wird“, sagte sie am Dienstag. Sie wünsche sich „bürgernahe Spiele mit Augenmaß - umweltfreundlich, nachhaltig und transparent“, fügte sie hinzu: „Dann kann unsere Stadt sich den vielen Besuchern aus aller Welt von ihrer besten Seite zeigen: tolerant und offen, freundlich und verbindlich.“

Neuer Erzbischof freut sich für Hamburg

11.40 Uhr: Der neue Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat sich als Olympia-Fürsprecher geoutet. „Ich bin zwar erst vor drei Tagen hier geweiht worden und Frisch-Hamburger, aber ich freue mich riesig, dass Hamburg der Bewerber für die olympischen Sommerspiele geworden ist“, teilte der Erzbischof am Dienstag mit. Er hofft, dass Hamburg wirklich die Stadt sein werde, in der die Wettkämpfe zu Gast sein können. „Ich wünsche mir, dass die Verbindung zwischen dem Sport und der Stadt intensiv und eine ganz homogene, gute Einheit wird“, sagte Heße.

Pro-Hamburg-Appelle von De Maizière

11.09 Uhr: Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat nach der Entscheidung pro Hamburg eine breite Unterstützung für die Hansestadt gefordert. "Es ist nicht nur im Sport so, dass sich jetzt alle Gedanken auf den Gewinner konzentrieren sollten. Deswegen fordere ich jetzt alle auf, Hamburg mit voller Kraft zu unterstützen", sagte der für den Sport zuständige CDU-Politiker in Berlin: "Für Olympia sind wir ab heute alle Hamburger."

Die Bundesregierung werde die deutsche Olympiabewerbung auf dem möglichen Weg bis zur Entscheidung im Sommer 2017 "nach besten Kräften unterstützen", sagte de Maizière: "Wir haben starke Konkurrenz, aber wir werden auch eine starke Bewerbung abgeben und dabei neue Maßstäbe setzen in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Bescheidenheit."

Es gebe "viele gute Gründe für Olympische und Paralympische Spiele in unserem Land", erläuterte de Maizière. Die Spiele wirkten sich positiv auf Staat, Wirtschaft und Gesellschaft aus. Sie stärkten zudem den Patriotismus, seien eine Chance für den Sport in der Region und für Deutschland als Ganzes. Es gelte, eine "seriöse Bewerbung" abzugeben, auch was die Kostenschätzung angehe.

Wichtig sei es, die Bevölkerung mitzunehmen. "Deswegen begrüße ich ein solches Referendum im Herbst", sagte der Minister. "Eine Bewerbung kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie im engen Schulterschluss erfolgt zwischen Politik, Staat und Gesellschaft", betonte de Maizière, der am Sonnabend bei der Mitgliederversammlung des DOSB dabei ist und die Bewerbung unterstützen wird.

Ein negatives Referendum wäre "ein schlechtes Signal" für zukünftige sportliche Großveranstaltungen in Deutschland, betonte der Politiker. "Wir sollten aber nicht zunächst daran denken, dass es scheitert, sondern dafür arbeiten, dass es gelingt. Und zwar überzeugend. Auch 50,01 Prozent wären kein überzeugendes Ergebnis", betonte de Maizière.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), dessen Präsidium sich am Montagabend für Hamburg und gegen Berlin als Bewerber für Olympische Sommerspiele 2024 oder 2028 ausgesprochen hatte, fordert für ein erfolgreiches Bürgervotum mindestens 50 Prozent.

Innensenator: Berlin bewirbt sich nicht mehr

11.01 Uhr: Berlins Innen- und Sportsenator Frank Henkel (CDU) hat Überlegungen eine Absage erteilt, für die Olympischen Spiele 2028 erneut zu kandidieren. Im RBB-Inforadio sagte Henkel am Dienstagmorgen, Berlin und Hamburg hätten sich bereits sowohl für 2024 als auch für 2028 beworben. Es sei ein Irrtum, dass dies gesondert für den späteren der beiden Termine möglich sei, erklärte Henkel mit Blick auf Äußerungen von Kulturstaatssekretär Tim Renner. Der SPD-Politiker hatte zuvor im Inforadio eine erneute Berliner Bewerbung in Aussicht gestellt.

Henkel räumte ein, er verspüre nach der Entscheidung für Hamburg "großes Bedauern". Berlin sei aber für sein nachhaltiges Olympiakonzept vom deutschen Sport sehr gelobt worden. "Es hat dennoch leider nicht gereicht, und damit müssen wir bei allem Bedauern leben und es akzeptieren", so Henkel. Was den Sicherheitsaspekt angehe, gebe es überhaupt kein Aufatmen in seiner Behörde, dass die Spiele nicht nach Berlin kommen. "Wir wollten die Olympischen Spiele, weil wir überzeugt sind, dass wir Olympische Spiele können", erklärte der Berliner Innensenator.

Vesper widerspricht Hamburg-Skeptikern

10.43 Uhr: DOSB-Vorstandschef Michael Vesper hat der Einschätzung widersprochen, Hamburgs Chancen bei der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024 seien gering. „Es ist eindeutig so, dass bei einem internationalen Bewerbungsprozess alle Bewerber von derselben Startlinie loslaufen“, sagte er am Dienstagmorgen im Deutschlandfunk. „Alle haben die gleichen Chancen.“ Niemand könne voraussagen, „wie die Entscheidungssituation in zwei Jahren aussehen wird“.

Vesper betonte, man müsse „einfach eine gute Bewerbung abliefern, und dazu halte ich Hamburg absolut in der Lage“. Die Kriterien, die das IOC im Agendaprozess aufgestellt habe, halte Hamburg ein.

Probleme für Hamburgs Olympia-Bewerbung durch die mögliche Fußball-EM 2024 in Deutschland sieht er nicht. „Wenn ein Land in der Lage ist, beide Ereignisse zu organisieren, in einem Sommer, in einem Super-Sportjahr, dann ist das Deutschland“, meinte der frühere Grünen-Politiker. Für das IOC sei eine Fußball-EM kein Grund, die Bewerbung nicht anzunehmen.

Deutsche Bewerber scheiterten sechs Mal

10.32 Uhr: Erst dreimal fand Olympia bislang auf deutschem Boden statt. Den Spielen von Garmisch-Partenkirchen und Berlin (beide 1936) sowie München (1972) stehen sechs gescheiterte Bewerbungen gegenüber. Zuletzt zerplatzte der Traum von Winter-Olympia 2022 in München an einem Bürgerbegehren.

Dasselbe Schicksal könnte nun auch die Hansestadt ereilen, denn nach der Kandidatenkür durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) kann nur die Zustimmung der Bevölkerung das endgültige "Go" für eine Bewerbung geben. Hierfür ist eine mindestens 50-prozentige Zustimmung der Hamburger Bürger nötig.

Olympische Spiele in Deutschland: 1936 Garmisch-Partenkirchen (Winter), 1936 Berlin (Sommer), 1972 München (Sommer)

Gescheiterte Bewerbungen: Garmisch-Partenkirchen für 1960 (Winter), Berchtesgaden für 1992 (Winter), Berlin für 2000 (Sommer), Leipzig für 2012 (Sommer), München für 2018 (Winter, mit Garmisch-Partenkirchen und Königssee), München 2022 (Winter, mit Garmisch-Partenkirchen, Berchtesgaden, Ruhpolding - allerdings vor offizieller Bewerbung durch negatives Bürgervotum).

Garmisch-Partenkirchen war auch 1940 als Ausrichter der Winterspiele vorgesehen. Diese hätten zunächst in Sapporo/Japan stattfinden sollen, wurden aber am 16. Juli 1938 nach dem Ausbruch des zweiten japanisch-chinesischen Krieges abgesagt. Am 3. September 1938 erhielt zunächst St. Moritz/Schweiz den Zuschlag. Nach Streitigkeiten zwischen dem Organisationskomitee und dem IOC wurden die Spiele St. Moritz am 9. Juni 1939 wieder entzogen und Garmisch-Partenkirchen zugesprochen. Die Absage erfolgte drei Monate später nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.

Drei Segelstandorte kämpfen um die Spiele

10.05 Uhr: Nach der DOSB-Empfehlung für Hamburg nimmt das Rennen um den möglichen Austragungsort der Segelwettbewerbe an Fahrt auf. Dabei rechnet sich neben den Favoriten Kiel und Lübeck-Travemünde auch Rostock weiterhin Chancen aus. "Die Entscheidung für Hamburg ist für uns alle Chance und Herausforderung zugleich", sagte Mecklenburg-Vorpommerns Innen- und Sportminister Lorenz Caffier (CDU) bei NDR.de und sicherte der Hansestadt die volle Unterstützung zu.

Rostock war mit dem Revier vor Warnemünde ursprünglich Bestandteil der Berliner Olympiabewerbung. Doch auch zu Spielen in Norddeutschland könnte die Stadt an der Ostsee ihren Beitrag leisten. "Wir wollen und wir können Olympia", sagte Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) nach der Empfehlung des DOSB-Präsidiums, deren Bestätigung am kommenden Samstag in der Frankfurter Paulskirche nur noch als Formalie gilt.

"Nun heißt es volle Kraft voraus", kündigte auch Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe in den Lübecker Nachrichten an: "Wir haben noch einiges im Köcher." Punkten wollen die Schleswig-Holsteiner mit einem Konzept der wirtschaftlichen Vernunft, "ohne Millionen oder gar Milliarden auszugeben, denn wir haben bereits die notwendige Infrastruktur".

Bei den Olympischen Spielen 1972 in München hatte sich Kiel durchgesetzt, und auch diesmal ist die Fördestadt, die den Olympiastützpunkt der deutschen Segler beheimatet, optimistisch. "Jetzt ist Kiel umso mehr Feuer und Flamme, die olympischen Segelwettbewerbe an die Förde zu holen", sagte Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer den Kieler Nachrichten: "Wir haben das beste Segelrevier und die besten Bedingungen." (HA/dpa/sid/epd/kna)