Alle Viertelfinalisten aus der Stadt erreichen die Endrunde um die deutsche Hallenmeisterschaft. Neben UHC-Damen sind die Herren vom Club an der Alster und beide Teams des Harvestehuder THC vertreten.

Hamburg. „Roda oben rechts“, das waren die Worte, mit denen Horst Müller-Wieland seinen Ruf als Orakel zementierte. 2:0 führten die Hockeydamen des Uhlenhorster HC in der 34. Minute ihres Viertelfinalduells mit dem Münchner SC, als Roda Müller-Wieland, Tochter des Clubpräsidenten, die erste Strafecke in den rechten Torwinkel schoss – und damit nicht nur die Vorhersage ihres Vaters erfüllte, sondern auch den Gästen den letzten Mut nahm. Dass der Nordmeister letztlich 9:2 gewann, war ein leistungsgerechter Ausdruck seiner Dominanz und der höchste Sieg eines Hamburger Teams an einem Sonnabend, der auch für die erfolgsverwöhnte Hockey-Hauptstadt kein alltäglicher war.

Erstmals seit der Saison 2000/2001 nämlich schafften alle vier Hamburger Viertelfinalisten den Sprung in die Endrunde um die deutsche Hallenmeisterschaft, die am Wochenende in der Berliner Max-Schmeling-Halle ausgetragen wird. Neben den UHC-Damen sind die Herren vom Club an der Alster (3:2 beim Mannheimer HC) und beide Teams des Harvestehuder THC vertreten. Während die schwarz-gelben Herren ihrem Ruf als Titelfavorit mit einem 8:3 gegen den TSV Mannheim gerecht wurden, sorgten die Damen vom Voßberg für die größte Überraschung, indem sie bei Südmeister Mannheimer HC 3:2 gewannen. „Für uns ist es sensationell, dass wir mit beiden Teams nach Berlin fahren dürfen“, jubelte HTHC-Präsident Cito Aufenacker.

Etwas angespannter waren Aufenacker und die 600 Fans in der überfüllten HTHC-Halle in der Halbzeit des Herren-Viertelfinales gewesen. 1:2 lag der Nordmeister, der in der Hauptrunde alle zehn Spiele gewonnen hatte, gegen ein athletisch starkes und homogen auftretendes TSV-Team zurück. Doch das, was sich über die gesamte Saison als größte Stärke der Auswahl von Cheftrainer Christoph Bechmann herausgestellt hatte, kam auch gegen den Südzweiten zum Tragen: Während der HTHC drei gleichwertige Fünferblöcke besitzt und sein Spiel deshalb trotz Durchwechselns nicht an Substanz verliert, konnte der TSV das physische und geistige Tempo nicht mitgehen.

Angeführt von den starken Österreichern Michael Körper, mit drei Toren bester Schütze, und Benjamin Stanzl konnte der amtierende Feldmeister die zweite Halbzeit mit 7:1 für sich entscheiden und letztlich souverän ins Halbfinale einziehen, wo am Sonnabend (16.30 Uhr) Titelverteidiger Uhlenhorst Mülheim wartet. „Gegen die dürfen wir es uns nicht erlauben, so viele Chancen leichtfertig zu vergeben wie heute in der ersten Halbzeit. Da müssen wir mindestens eine Klasse besser spielen“, sagte Trainer Bechmann.

Das dürfte auch für die UHC-Damen gelten, denn um den 2014 in Hamburg gewonnenen Hallentitel erfolgreich zu verteidigen, muss die Auswahl von Cheftrainer Claas Henkel im Halbfinale (Sa, 12 Uhr) Westmeister Düsseldorfer HC ausschalten, der sich beim 9:1 gegen Leipzig noch souveräner behauptete. Wer die zweite Halbzeit des Viertelfinales gegen München sah, darf sich allerdings fragen, ob es wirklich möglich ist, noch eine Klasse besser zu spielen. „Das war Werbung für das Damenhockey. Was der UHC geboten hat, hat mich begeistert“, sagte Bundestrainer Jamilon Mülders, der mit der Erwartung aus Berlin an den Wesselblek gekommen war, das spannendste der vier Viertelfinals geboten zu bekommen.

Dass dem nicht so war, lag auch am Leistungseinbruch der im ersten Durchgang zwar abwartend, aber dennoch aggressiv spielenden Bayerinnen, die beim Stand von 1:5 acht Minuten vor Spielende die ehemalige UHC-Torfrau Kim Platten vom Feld nahmen und sich prompt noch vier Konter einfingen. Die Ruhe und Übersicht, mit der die auffällig starken Jana Teschke, Julia Dudorov und Eileen Hoffmann (mit drei Toren beste Schützin) das Spiel lenkten, beeindruckte indes auch Mitspielerinnen und den Trainer. „Es macht Spaß, von hinten zuzuschauen, wie die vorne kombinieren“, sagte Abwehrchefin Janne Müller-Wieland, und Henkels Fazit klang nicht weniger begeistert: „Das war unfassbar seriös. Alle haben mitgedacht, alles hat gepasst.“

Letzteres muss auch auf die HTHC-Damen und Alsters Herren zutreffen, wollen sie in Berlin den Titel gewinnen. Dennoch: Im Halbfinale gegen Mülheim (Sa, 14.15 Uhr) ist der HTHC, der sich über die gesamte Hauptrunde als unbequemer, defensivstarker Gegner erwiesen hatte und in Mannheim auch dank zweier Tore von Anne Deupmann verdient gewann, sicherlich nicht chancenlos. „Die Mädels haben sich mit großem Kampf das Endrundenticket verdient“, sagte Trainer André Otten.

Gleiches gilt für Alster, das in Mannheim in Constantin Staib (zwei) seinen besten Torschützen hatte und im Halbfinale (Sa, 18.45 Uhr) auf Rot-Weiß Köln trifft. Der Westzweite hatte im Siebenmeterschießen beim Berliner HC gewonnen und dafür gesorgt, dass die Endrunde ohne Berliner Beteiligung stattfindet. „Natürlich werden wir versuchen, gegen Köln zu gewinnen, aber für uns ist es schon ein Riesenerfolg, überhaupt die Endrunde erreicht zu haben“, sagte Alster-Chefcoach Joachim Mahn, der wegen seiner notorischen Tiefstapelei als eines sicherlich nicht taugt: als Orakel.