Arjen Robben leitete Sieg mit seinem Treffer in der 107. Minute ein. Das Traumfinale um den DFB-Pokal hat der ARD eine Traumquote und mehrere Bestmarken beschert

Berlin. Am Ende war es das Sorgenkind des Abends, das den ersehnten Pokal um 22.50 Uhr in den Nachthimmel von Berlin stemmte: Philipp Lahm gehörte die Ehre, nachdem er in der 30. Minute des DFB-Pokalkrimis zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund für die Schrecksekunde sorgte – nicht zuletzt bei Bundestrainer Joachim Löw auf der Tribüne. Nach einer halben Stunde musste der Bayern-Kapitän wegen eines Schlags aufs Wadenbein ausgewechselt werden. Nach ungewissen Minuten folgte dann jedoch Entwarnung: Seine WM-Teilnahme ist offenbar nicht gefährdet. „So viel ich jetzt weiß, ist es nicht so schlimm“, sagte Lahm in der ARD: „Ich hoffe, dass es die nächsten Tage irgendwann wieder geht.“

Zum Pokalhelden wurde am Ende Arjen Robben: Dank des Niederländers feierte München das zehnte Double der Vereinsgeschichte und damit einen glänzenden Saisonabschluss. Gegen Dauerrivale Borussia Dortmund erzielte Robben in der 107. Minute den Führungstreffer beim 2:0-Erfolg der Bayern nach Verlängerung. Thomas Müller beseitigte alle Zweifel (120.+3).

Schon beim 2:1-Triumph der Münchner im Champions-League-Endspiel 2013 gegen den BVB hatte Robben das Siegtor erzielt. Der 30-Jährige ist damit zudem der erste Spieler in der Geschichte des DFB-Pokals, der in drei verschiedenen Endspielen ein Tor erzielte. „Bayern hat den Pokal verdient gewonnen. Auch in diesem Wettbewerb hatten sie insgesamt die höchste Konstanz aller Teams“, sagte Bundestrainer Löw.

Der BVB musste im Berliner Olympiastadion nach Platz zwei in der Bundesliga erneut den Münchnern den Vortritt lassen. Dem zu den Bayern wechselnden Torjäger Robert Lewandowski blieb ein Titel zum Abschied verwehrt.

„Im letzten Jahr drei Titel, in diesem Jahr zwei. Wir schreiben weiterhin Geschichte“, sagte Javi Martínez bei Sky. Franck Ribéry ergänzte bei der ARD: „In der letzten Zeit standen wir etwas unter Druck. Es war eine schwere Zeit, aber wir haben immer zusammengehalten und immer den Kopf oben gehalten. Dass wir vor diesen Fans heute gewinnen, ist Wahnsinn.“

„Das sind die schönsten Spiele. Da musst du bereit sein. Ich hatte heute nicht so viele Ballkontakte. Ich habe gewartet. Aber ich habe gewusst, da kommt eine Chance“, sagte der Spieler des Tages Arjen Robben. „Ich denke wir haben hochverdient gewonnen und ein super Spiel gemacht. Jetzt können wir feiern. Ich denke, alle haben gesehen, wer die bessere Mannschaft ist“, fügte Toni Kroos hinzu.

Für den Titelverteidiger, der zum dritten Mal nacheinander im Endspiel stand, wurde die Saison dagegen endgültig zu einer guten. Trainer Pep Guardiola hat in seiner ersten Spielzeit in Deutschland bis auf die Champions League und den nationalen Supercup alle möglichen Titel gewonnen. „Das war eine herausragende Saison. Es war erkennbar, dass wir Flexibilität und Stabilität haben. Arjen ist ein Vollprofi, der auch bei uns durch ein Tal 2012 gegangen ist. Es gibt keine höheren Superlative“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer. Lob gab es auch von Ehrenpräsident Franz Beckenbauer: „Das Glück ist wieder zurückgekehrt. Die Bayern waren die bessere, aber im entscheidenden Moment auch die glücklichere Mannschaft.“

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Die meist diskutierte Szene des Spiels gab es in der 64. Minute, als ein Kopfball des Dortmunders Mats Hummels wohl hinter der Linie landete, Schiedsrichter Florian Meyer aber weiterlaufen ließ. Heiß diskutiert blieb zudem, ob Hummels zuvor im Abseits gestanden habe. „Wir haben in der regulären Spielzeit ein Tor erzielt, das regulär war und das hätte zählen müssen. Hinterher fehlte uns die Kraft. Das war entscheidend“, befand BVB-Torhüter Roman Weidenfeller.

Sekunden nach dem Abpfiff des DFB-Pokal-Endspiels herrschte in Dortmund riesige Enttäuschung. Mit traurigen Gesichtern gingen die Fans von Borussia Dortmund nach der Niederlage nach Hause. Zehntausende Menschen hatten in der Dortmunder Innenstadt beim Public Viewing mit ihrem Verein mitgefiebert. Bis kurz vor dem Ende der Verlängerung hatten sie noch auf einen glücklichen Ausgang gehofft, ehe Thomas Müller mit dem zweiten Treffer die Entscheidung für die Bayern besorgte. Dennoch bleiben viele Fans auch nach dem Abpfiff vor Ort, halten Stolz ihre Schals in die Höhe und singen gegen den Frust an.

Dabei war eigentlich alles angerichtet für die große Pokalsause in der größten Stadt des Ruhrgebietes. Im Laufe des Tages hatten die Anhänger der Borussia die Dortmunder Innenstadt zunehmend in eine schwarz-gelbe Partyzone verwandelt. Singend und tanzend, dabei ausgelassen und friedlich stimmten sie sich auf das Spiel ein. Nur durch das Abbrennen einiger Feuerwerkskörper wurde das Bild etwas getrübt.

Guardiola setzt auf Boateng, Martínez und Dante

Die Bayern überraschten mit einer neuen taktischen Variante. Nach dem Ausfall von Linksverteidiger David Alaba, der wegen eines Muskelfaserrisses in der Hüftmuskulatur nicht auflaufen konnte, setzte Guardiola auf eine defensive Dreierkette mit Jerome Boateng, Javi Martínez und Dante.

Der BVB kam vor 76.197 Zuschauern mit diesem Schachzug zunächst nicht zurecht. Die Bayern gaben im Duell der Dauerrivalen, das in 189 Ländern übertragen wurde, gleich den Ton an und hätten auch schnell in Führung gehen können. Müller (4.) traf jedoch mit einem Schuss aus halbrechter Position den Dortmunder Torhüter Weidenfeller am Kopf.

Die zahlreichen prominenten Ausfälle hemmten den Titelverteidiger keineswegs. Neben Alaba waren auch die verletzten Mittelfeldspieler Bastian Schweinsteiger und Thiago sowie Angreifer Mario Mandzukic nicht dabei, auf den Guardiola allerdings freiwillig verzichtet hatte. Franck Ribéry saß nach seinen Rückenproblemen zunächst erwartungsgemäß auf der Bank, wurde aber früher als gedacht als Lahm-Ersatz gebraucht.

In einer intensiven und temporeichen Begegnung agierten die Bayern zunächst, als hätte es die dürftigen letzten Wochen und das 0:3 in der Bundesliga Mitte April nicht gegeben. Guardiolas Elf gestattete dem BVB wenig Raum zur Entfaltung und übte bei Ballverlust sofort Druck aus. Die bekannten überfallartigen Gegenstöße der Elf von Jürgen Klopp waren erst einmal nicht zu beobachten.

Klopp, der die erwartete Startelf mit der „Doppelsechs“ Milos Jojic und Nuri Sahin gebracht hatte, sah dennoch gefährliche Ansätze seines Team. Nach einer Viertelstunde fand der BVB besser seinen Rhythmus, es fehlte aber der entscheidende letzte Pass. Kurz vor der Pause verfehlte erst Höjbjerg (44.) für die Bayern und danach Lewandowski (45.) für den BVB.

Auch im zweiten Durchgang erwischte Guardiolas Elf den besseren Start und erarbeitete sich die erste verheißungsvolle Szene. In der 57. Minute brach Ribéry links durch, passte auf Müller, doch dessen Direktabnahme parierte Weidenfeller. Weiterhin versuchten die Bayern über viel Bewegung in der Offensive Lücken zu reißen, doch der BVB stemmte sich ebenso nach Kräften dagegen und gestaltete die Partie immer ausgeglichener.

In der 72. Minute musste der später leicht an der Schulter verletzte Manuel Neuer gegen einen 25-Meter-Schuss des eingewechselten Oliver Kirch sein Können aufbieten. Auf der anderen Seite rettete Weidenfeller in der 75. Minute gegen Robben, der am Ende doch noch traf. Die größte Chance zum Ausgleich hatte Reus in der 120. Minute, doch seinen Schuss lenkte Boateng zur Ecke.

Beim FC Bayern waren der umsichtige Martínez und Robben die auffälligsten Spieler. Hummels und Reus ragten bei Dortmund heraus.

Traumquote für die ARD

Herausragend war auch die TV-Quote des DFB-Pokals für die ARD. 14,27 Millionen Fußball-Fans verfolgen am Sonnabend den 2:0-Sieg des FC Bayern München gegen Borussia Dortmund im Ersten. Die Direktübertragung des Endspiels, das erst in der Verlängerung entschieden wurde, erreichte nach Senderangaben einen Marktanteil von 48 Prozent.

Fast jeder zweite Fernsehzuschauer, der sein Gerät eingeschaltet hatte, entschied sich somit für den Fußball-Klassiker. Das ist Quotenrekord für das laufende Jahr und die höchste Einschaltquote für ein DFB-Pokalfinale überhaupt. Vor zwei Jahren, als der BVB den Pott mit einem 5:2 gegen die Bayern gewonnen hatte, saßen 13,55 Millionen Fans vor den Bildschirmen.

An den Wert für das Champions-League-Finale 2013 zwischen den beiden deutschen Spitzenclubs kam das Berliner Endspiel allerdings nicht heran. Im Vorjahr hatten 21,61 Millionen Zuschauer (61,7 Prozent) das Match im Londoner Wembley-Stadion live im ZDF verfolgt.

Das Interesse war aber auch am Sonnabend größer als es die Quotenzahlen ausdrücken. Zusätzlich verfolgten 380 000 Zuschauer die Begegnung beim Bezahlsender Sky, der ebenfalls live aus Berlin sendete. Nicht berücksichtigt sind zudem die zahlreichen Fans, die das Cup-Finale in Kneipen und beim Public Viewing verfolgten.

Die Bestmarke dürfte allerdings nur einen Monat halten. Bei der WM in Brasilien, die am 12. Juni beginnt, erwarteten TV-Experten bei den Spielen der deutschen Nationalmannschaft Einschaltquoten von mehr als 20 Millionen Fans.