Der in Hamburg ansässige Mitinhaber des größtem Profiboxstall Deutschlands, Kalle Sauerland, geht davon aus, dass Marco Huck in zwei Jahren eine realistische Chance gegen Wladimir Klitschko haben wird. „Aber nur, wenn er vernünftig bleibt und sich auf das Wesentliche konzentriert.“

Der Start ins Boxjahr 2014 war für das Berliner Sauerland-Team mit dem vorzeitigen Sieg von Marco Huck gegen Firat Arslan und dem Punktsieg von Arthur Abraham gegen WBO-Supermittelgewichtsweltmeister Robert Stieglitz erfreulich. Große Aufgaben liegen allerdings noch vor Deutschlands größtem Profiboxstall, doch der in Hamburg ansässige Mitinhaber Kalle Sauerland macht im Gespräch mit dem „Abendblatt“ bei Ribeye-Steak mit Blattspinat und Salat nicht den Eindruck, als würde ihn das abschrecken.

Abendblatt: Herr Sauerland, Ende dieses Jahres läuft Ihr Vertrag mit der ARD aus. Die deutschen Boxfans würden gern wissen, ob sie auch über 2014 hinaus Sauerland-Veranstaltungen live im TV sehen können. Wie sieht es aus?

Kalle Sauerland: Wir hatten angekündigt, dass die Gespräche mit der ARD über die Fortsetzung der Partnerschaft im ersten Quartal dieses Jahres beginnen. Da für uns die Geschäftsleitung um Freddy Ness und Chris Meyer die Verhandlungen führt, möchte ich nicht vorgreifen. Wir sind aber optimistisch.

Einige Experten sehen das anders. Was macht Sie so optimistisch?

Sauerland: Der Fakt, dass wir das erfolgreichste deutsche Sportprogramm am Sonnabendabend bieten. Wir haben stabile Quoten, unsere sportliche Entwicklung stimmt auch. Vor 18 Monaten habe ich mir tatsächlich Gedanken gemacht. Aber jetzt haben wir mit Marco Huck, Jürgen Brähmer, Arthur Abraham und Yoan Pablo Hernandez drei deutsche Weltmeister, mit Jack Culcay, Tyron Zeuge, Enrico Kölling und Noel Gevor vier deutsche Toptalente und dazu einige erstklassige ausländische Kämpfer. Wir haben kräftig aufgeräumt, aber jetzt ist die Qualität, die wir liefern, spitze. Alle Sportler, die noch da sind, sind Anwärter auf Titel. Und die Mischung zwischen Erfahrung und Talent stimmt. All das macht mich zuversichtlich.

Ihre vier Weltmeister sind allesamt Wackelkandidaten, allen voran Marco Huck. Zuletzt hat er zweimal bewiesen, wie stark er sein kann, wenn er fokussiert arbeitet. Aber den Fokus verliert er allzu oft. Wie wollen Sie ihn verlässlicher machen?

Sauerland: Die Unruhe, die Marco hat, ist andererseits auch sein Antrieb. Aber er ist 29 und lernt jeden Tag dazu, auch außerhalb des Rings. Gegen Firat Arslan hat er bewiesen, was er leisten kann. Er hat einen Mann, der körperlich zu den stärksten Boxern Deutschlands gehört, physisch geknackt. Und im Kampf davor einen Techniker wie Ola Afolabi über zwölf Runden ausgeboxt. Deshalb wissen wir, dass er das Potenzial hat, ein ganz Großer zu werden.

Das Problem ist, dass er sich schon lange für einen ganz Großen hält. Wie also kann es Ihnen gelingen, dass er sich in Zukunft einzig auf sein sportliches Fortkommen fixiert, anstatt immer wieder darüber nachzudenken, wie er noch mehr Geld verdienen könnte?

Sauerland: Das Wichtigste ist, dass er konstant arbeitet und keine langen Pausen hat. Ich glaube, dass er nach und nach klarer sieht, dass wir ein gutes Team sind und unsere langfristig gesteckten Ziele gemeinsam erreichen können. Er spürt, wie wichtig es ist, dass ihm jemand den Kopf und den Rücken freihält.

Huck will unbedingt Schwergewichts-Weltmeister werden. Wann lassen Sie ihn einen neuen Anlauf wagen?

Sauerland: Wenn die Zeit dafür reif ist. Erst einmal soll er im Cruisergewicht alle schlagen, die da sind, er soll Titel vereinigen, noch in diesem Jahr. In zwei Jahren gebe ich ihm dann eine realistische Chance, auch Wladimir Klitschko zu schlagen. Ich bin überzeugt davon, dass Marco auch im Schwergewicht Weltmeister wird. Aber nur, wenn er vernünftig bleibt und sich auf das Wesentliche konzentriert.

Ihr zweiter Cruisergewichts-Champion ist Yoan Pablo Hernandez bei der IBF. Sein Problem ist die Anfälligkeit für Verletzungen. Auch seinen für 8. März geplanten Kampf gegen den Polen Pavel Kolodziej musste er wegen eines Magen-Darm-Virus absagen.

Sauerland: Yoan ist ein kompletter Boxer, der alles mitbringt und vor allem die feine Klinge perfekt beherrscht. Aber Sie haben recht, er braucht jetzt dringend eine Phase, in der er verletzungsfrei bleibt und konstant gute Kämpfe macht. Die Handverletzungen haben ihn weit zurückgeworfen.

Hernandez wirkt bisweilen ein wenig wie einst der Ungar Zsolt Erdei bei Universum. Ein perfekter Boxer, der bestens Deutsch spricht, sehr gute Manieren hat und eine gute Ausstrahlung, der aber zu wenig Beachtung findet. Wie können Sie das ändern?

Sauerland: Ich muss da widersprechen. Die Gemeinsamkeit zwischen Hernandez und Erdei ist, dass beide tolle Boxer sind. Aber Erdei hat höchstens zwei spannende Kämpfe gemacht, Pablo dagegen steht für Action in jedem Kampf. Und ich finde auch, dass er besser vermarktbar ist als Erdei.

Einer breiten Masse wird er allerdings nur durch große Kämpfe gegen bekannte Gegner geläufig. Was planen Sie?

Sauerland: Natürlich gilt für Hernandez auch die Weisheit, dass Helden nur im Ring geboren werden, deshalb braucht er große Kämpfe. Auch für ihn sind Titelvereinigungen geplant. Ich könnte mir auch einen Mann wie Juan Carlos Gomez gut als Gegner vorstellen, der ist in Deutschland bekannt, und ein Duell zweier gebürtiger Kubaner ist absolut reizvoll. Aber dafür muss Gomez erst einmal zwei, drei gute Aufbaukämpfe machen und sich beweisen.

Bei WBA-Halbschwergewichtschampion Jürgen Brähmer weiß man nicht, wie lange er noch auf höchstem Niveau mithalten wird.

Sauerland: Jürgen hat im vergangenen Jahr eins der größten Sportcomebacks in Deutschland geschafft. Ich glaube, dass die Reise für ihn mit dem erneuten WM-Titelgewinn jetzt erst richtig anfängt. Am 5. April hat er in Rostock mit Enzo Maccarinelli einen echten Prüfstein vor sich. Siegt er, können wir auch bei ihm an eine Titelvereinigung denken. Allerdings würde er auch gern noch einmal im Supermittelgewicht antreten, und da könnte ich mir eine Reihe interessanter Kämpfe vorstellen.

Klar ist aber doch auch, dass Brähmer kein Mann für die Zukunft ist.

Sauerland: Falsch. Jürgen hatte sehr lange Pausen in seiner Laufbahn und lebt und trainiert vorbildlich, dadurch wirkt er noch extrem frisch. Er ist auch ein toller Teil des Teams, weil er mit seiner Präsenz die jungen Talente anleitet und ihnen den Rücken freihält. Durch ihn haben sie nicht den Druck, jetzt schon Hauptkämpfer sein zu müssen. Und das ist sehr wichtig. Wir machen unsere Nachwuchsasse dadurch bekannt, dass sie im Schatten der Stars als zweiter Hauptkampf im Fernsehen zu bewundern sind. Eine bessere Promotion gibt es nicht.

Sie haben zuletzt die Jungstars Zeuge und Kölling, aber auch Noel Gevor sehr gelobt. Warum?

Sauerland: Weil ich sie alle drei für Titelanwärter halte. Kölling hat einen enormen Schritt nach vorn gemacht. Zeuge hatte bei seinem letzten Kampf in Stuttgart vor Huck gegen Arslan eine Quote von 3,2 Millionen, was für einen relativ unbekannten Mann wirklich super ist. Und von Noel Gevor halte ich sehr viel, der hat unglaublich gute Anlagen. Sein Kampf in Stuttgart gegen den unbesiegten Loris Emiliani war sensationell. Aber bei allen dreien ist es beeindruckend, dass die Entwicklung so stark nach oben geht.

Der Name Jack Culcay fällt dagegen zuletzt seltener. Liegt das daran, dass er in den vergangenen Monaten in seiner Leistung stagnierte?

Sauerland: Jack hat so viel Talent, ihm liegt die Welt zu Füßen. Aber in diesem Jahr muss er seine Aufgaben konzentrierter angehen, und wir müssen als Mannschaft agieren und an einem Strang ziehen. Dann kann die Reise schon in diesem Jahr in Richtung eines großen Titelkampfes gehen.

Ist bei Culcay das Problem, dass sein Manager Moritz Klatten ihn zu sehr behütet? Die vielen Trainerwechsel der vergangenen Monate sprechen in jedem Fall nicht für Konstanz.

Sauerland: Wie ich schon sagte: Nur als Einheit werden wir den gewünschten Erfolg haben. Wir wünschen uns Kontinuität auf der Trainerposition, und wir glauben, dass Jack aus seiner Komfortzone raus muss. Aber da arbeiten wir eng mit Jack und Moritz dran.

Glauben Sie denn, dass er das Potenzial hat, mit den Besten seiner Gewichtsklasse mitzuhalten?

Sauerland: Aktuell hat er es nicht, aber er ist auf einem guten Weg dahin, den er am 5. April in Rostock fortsetzen wird. Er war Amateurweltmeister, da gehört sehr viel dazu. Er hat auf jeden Fall das Potenzial, auch Profiweltmeister zu werden. Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, das umzusetzen. 2014 wird ein entscheidendes Jahr für Jack.

Lassen Sie uns auch über Ihre Schwergewichtler sprechen. Mit Alexander Povetkin und Robert Helenius drohen Sie zwei ehemalige WM-Anwärter gerade zu verlieren.

Sauerland: Povetkin hat einen Vertrag bei dem russischen Milliardär Andrej Ryabinski, der den Kampf gegen Wladimir Klitschko nach Moskau geholt hatte, unterschrieben, weil er mehr in Russland präsent sein will. Aber wir sind weiter als Berater tätig und haben ein gutes Verhältnis, ich habe ihn Mitte Februar in Moskau besucht. Mit Helenius sind wir derzeit in Verhandlungen, wann er wieder boxen wird. Ich hoffe, dass er schon im April wieder für uns in den Ring steigt.

Das soll auch Kubrat Pulev tun, der seit vielen Monaten als Pflichtherausforderer von Wladimir Klitschko bei der IBF gehandelt wird, aber seine Chance nicht bekommt. Wie halten Sie ihn bei Laune?

Sauerland: Kubrat hatte leider das Problem, dass er zwischen die Mühlen der Weltverbände geraten ist. Man hat ihn Ausscheidungen boxen lassen, dann haben wir lange keine hochwertigen Gegner gefunden, die gegen ihn antreten wollten. Tomasz Adamek, Tyson Fury, Bryant Jennings, Alexander Dimitrenko – sie alle haben es abgelehnt, einen Eliminator gegen Kubrat zu boxen. Aber er nimmt das gelassen. Kubrat wird am 5. April in Rostock boxen, er muss einfach weiter überzeugen, dann wird die Chance gegen Klitschko bald kommen. Und ich bin mir sicher, dass das ein Highlight wird.

Von Klitschkos nächster Pflichtverteidigung am 26. April in Oberhausen gegen Alex Leapai erwarten Sie das sicherlich nicht, oder?

Sauerland: Ich denke, dass Leapai Wladimir höchstens für zwei Runden lang gefährlich werden kann, und auch nur, wenn er absolut fit ist. Aber ich respektiere, dass Wladimir die Weisung der WBO akzeptiert und Leapai als Pflichtherausforderer annimmt.

Vielmehr muss es Sie noch immer wurmen, dass Ihr Hoffnungsträger Denis Boytsov die WM-Ausscheidung gegen Leapai verloren hat. Sonst könnte er jetzt gegen Klitschko boxen.

Sauerland: Einerseits ärgert es mich natürlich, andererseits denke ich, dass es auch seine gute Seite hatte, denn ein Boytsov in der Verfassung vom Leapai-Kampf müsste gegen Klitschko vielleicht um sein Leben bangen. Und ich liebe das Boxen nur auf Augenhöhe.

Sind Sie noch immer entsetzt über den Zustand, in dem Boytsov sich präsentiert hat? Haben Sie dafür eine Erklärung bekommen?

Sauerland: Fakt ist, dass der Junge mit gerissener Bizepssehne gekämpft hat, und uns wurde das verschwiegen. Fakt ist auch, dass wir Denis ganz von vorn aufbauen müssen, und das kostet Zeit und Geld. Er hat riesiges Potenzial, vor allem eine unglaubliche Schlaghärte. Aber er braucht einen freien Kopf und viel Zeit. Die geben wir ihm. Er wird erst im Frühsommer wieder boxen.

Boytsovs Berater ist der frühere Universum-Geschäftsführer Peter Hanraths, der Ihnen auch Jürgen Brähmer gebracht hat. Waren Sie überrascht, dass ein Experte wie Hanraths einen Boxer in so schlechter Verfassung, wie Boytsov sie hatte, in den Ring lässt?

Sauerland: Wir haben diese Dinge intern besprochen und werden sie jetzt nicht öffentlich diskutieren.

Welche Rolle spielen denn Berater überhaupt im Boxen? Sind die nicht allzu häufig nur daran interessiert, ihr eigenes Konto aufzustocken?

Sauerland: Das ist nicht nur im Boxen so, auch in anderen Sportarten gibt es Berater, die einzig zum Abkassieren kommen. Die haben nie Geld in ihre Schützlinge investiert und gehen kein Risiko ein, halten aber bei Siegen die Hand auf. Die haben bei uns nichts zu suchen. Es gibt aber auch andere, die sehr viel Gutes für ihre Sportler machen, und zu der zweiten Gruppe zählt Peter Hanraths.

Eine weitere Neuverpflichtung im vergangenen Jahr war der Brite David Price, der zweimal von Tony Thompson besiegt worden war. Warum glauben Sie, dass er dennoch WM-Potenzial hat?

Sauerland: Weil er für mich der größte Puncher im Schwergewicht weltweit ist. Er hat eine riesige Schlagkraft, ist 209 cm groß, und er hat in England eine große Fangemeinde. Er hat schon mehrmals über 10.000 Karten verkauft, und das zu einem so frühen Zeitpunkt in seiner Karriere. Für unsere Auslandsausrichtung ist er sehr wichtig, wir planen im Oktober die erste Veranstaltung mit ihm in England, zunächst wird er aber am 29. März in Berlin kämpfen. Ich würde ihn gern 2015 gegen Tyson Fury sehen.

Ihr Auslands-Engagement scheint immer wichtiger zu werden. In 2012 und 2013 haben Sie mehr Veranstaltungen außerhalb Deutschlands gemacht als in Deutschland selbst. Warum?

Sauerland: Weil wir uns so ein breiteres Fundament geschaffen haben, auf dem wir aufbauen können. Vor allem in Dänemark, wo wir in diesem Jahr schon zwei ausverkaufte Shows hatten, läuft es perfekt, da haben wir einen tollen Fernsehpartner. In England sind wir gerade in der Endverhandlung, Mitte Oktober geht es auch da richtig los. Zwei weitere Länder haben wir schon im Visier, aber ich glaube, dass man so etwas langsam und richtig machen soll.

Besteht nicht die Gefahr, dass Sie Deutschland vernachlässigen?

Sauerland: Auf gar keinen Fall, Deutschland liegt uns sehr am Herzen. Aber die Auslandsaktivitäten stärken unser Gesamtbild.

Tatsächlich sind Sie gerade dabei, Ihren deutschen Stall weiter zu verschlanken, zwölf Boxer sollen überbleiben. Dafür haben Sie fünf Trainer. Ist das nicht etwas zu viel?

Sauerland: Wir haben zudem auch noch Boxer wie Culcay oder Price, die mit Privattrainern arbeiten. Ob das zu viele sind, werden wir besprechen, wenn wir wissen, wohin die Reise in Deutschland geht. In der Röwer-Trainingsgruppe mit Zeuge, Kölling und Brähmer hatten wir allerdings auch Erfolg, weil wir das Team um einen Fitnesscoach aufgestockt haben.

Ihr Verhältnis zu Cheftrainer Ulli Wegner wurde im vergangenen Jahr mehrfach auf die Probe gestellt. Haben Sie sich zusammengerauft, oder ist er weiter ein Streichkandidat?

Sauerland: Ulli hat mit den Leistungen seiner Weltmeister Huck, Abraham und Hernandez gerade wieder einige Überraschungen aus der Schublade gezaubert. Er hat eher bewiesen, dass er wieder ein Kandidat für die Wahl zum Trainer des Jahres 2014 ist.

Gibt es derzeit deutsche Boxer, die Sie gern verpflichten würden?

Sauerland: Natürlich gucken wir immer auch nach talentiertem Nachwuchs. Ich glaube zwar, dass wir so gut aufgestellt sind, dass wir in den nächsten drei bis fünf Jahren niemanden holen müssten. Aber wenn sich eine gute Gelegenheit bietet, greifen wir zu. Nur verpflichten wir nicht mehr nach Masse, sondern nur nach Klasse.

In diesem Jahr soll auch die Profiserie des Amateur-Weltverbandes AIBA starten, die Ihnen zusätzliche Konkurrenz machen könnte. Zittern Sie schon?

Sauerland: Ich habe schon vor zwei Jahren gesagt, dass ich kein schlüssiges Konzept entdecken kann, und daran hat sich nichts geändert. Ich glaube noch immer, dass eine Vermischung von Profi- und Amateurboxen nicht funktioniert. Beides sind für sich genommen wunderbare Sportarten, aber jetzt das Amateurboxen neu zu erfinden, wie es seit einigen Jahren schon mit der World Series passiert, halte ich für nicht zielführend. Ich bin weiterhin der Meinung, dass Boxen ein Sport der Einzelhelden ist und nicht des Teams. Wir verstehen uns zwar bei Sauerland als Team, aber im Ring kämpft doch jeder allein.

Ist es nicht auch im Profiboxen an der Zeit für neue Konzepte, um zum Beispiel die Fülle an Titelkämpfen oder die vielen Fehlurteile einzudämmen?

Sauerland: Die Diskussion hatten wir ja häufig im vergangenen Jahr. Ich finde, es wurden zu viele Urteile zu Fehlurteilen abgestempelt. Dass man kontrovers diskutiert, finde ich gut, davon lebt der Sport. Aber wirkliche Skandale habe ich nicht viele gesehen. Ein Problem ist in meinen Augen, dass bisweilen zu viele Emotionen in die Wertung eingehen. Oft werden Runden in den ersten und den letzten 15 Sekunden entschieden, und die zweieinhalb Minuten dazwischen werden ausgeblendet. Oder die Punktrichter lassen sich davon beeindrucken, dass das Publikum nach zwei dominanten Schlussrunden den Boxer bejubelt, der davor aber von zehn Runden acht abgegeben hat.

Wie löst man das Problem?

Sauerland: Ich denke, dass es gut wäre, wenn die Punktrichter ihre Urteile nach dem Kampf der Öffentlichkeit erklären würden. Dann müssten sie sich intensiver mit ihrer Arbeit befassen. Ich bin da mit den Weltverbänden im Gespräch, das Thema kommt in diesem Jahr auf die Agenda. Auch über Profirichter muss man nachdenken. Das Geld dafür hätten die Weltverbände.

Sie gelten als Erfinder des Super-Six-Turniers, das es vor einigen Jahren im Supermittelgewicht gab. Wann haben Sie wieder einmal eine solche Idee?

Sauerland: Ich denke schon lange an ein Viererturnier im Cruisergewicht, das wäre eine sehr spannende Sache. Aber leider fehlt mir dazu derzeit noch der Partner in den USA. Wenn wir einen Kampf von Marco Huck bald auf HBO unterbringen, dann bin ich mir sicher, dass wir schnell einen Partner haben werden. Also: Keine Sorge, es gibt noch so viele gute Kämpfe, die darauf warten, gemacht zu werden. Und wir werden sie machen.