Die Windsurf-Legende kehrt auf Maui zurück und feiert sein Comeback. Dann könnte es zum Duell des jüngsten Weltmeisters mit dem zweitjüngsten kommen.

Hamburg/Sylt. Als 1976 ein schmächtiger Junge bei den Weltmeisterschaften der Windsurfer am Strand der Bahamas aufkreuzte und selbstbewusst sein Board in die Brandung schleppte, schmunzelten die Zuschauer. Sie ahnten nicht, dass sie Zeitzeugen eines historischen Moments werden sollten. Der 13-jährige Robby Naish schnappte sich sensationell den Weltmeister-Titel und schrieb mit seinem Triumph Sportgeschichte. Format: Wunderkind.

Auch 37 Jahre später steht Naish noch jeden Tag auf dem Board, nun will er sogar ein Wettkampf-Comeback wagen. Nach zwölf Jahren Pause kehrt der mittlerweile 50-Jährige beim Weltcup in seiner hawaiianischen Wahlheimat Maui (24. Oktober bis 6. November) auf die Tour zurück. „Ich lebe auf Maui und kenne das Revier wie meine Westentasche. Jetzt möchte ich sehen, ob ich mit den jungen Leuten noch mithalten kann“, sagte Naish als Gast beim Weltcup auf Sylt.

Eine Wildcard lehnt der gebürtige Kalifornier allerdings ab, „die würde ich lieber einem jungen Fahrer überlassen. Ich will das Hauptfeld über die Qualifikationsrunde erreichen.“ Auf Hawaii könnte es zum Duell mit dem zweimaligen Hamburger Titelträger Philip Köster kommen. Dann würde der jüngste Windsurf-Weltmeister der Geschichte (Naish) auf den zweitjüngsten (Köster) treffen.

24 WM-Titel sammelte der im kalifornischen La Jolla geborene Robert Staunton Naish in seinen Karriere. Sein Name gilt bis heute als Synonym für die Sportart, doch der Sonnyboy blieb trotz aller Erfolge stets bescheiden: „Ich hatte nie einen Manager, nie einen Trainer oder einen Fitnesscoach.“

Sein Markenzeichen wurde die Segelkennung US-1111, Flugnummer Naish. Der Mann revolutionierte das Windsurfen, er zeigte radikale Manöver, die anfangs keiner außer ihm beherrschte: Sein spektakulärer „Table Top Pushloop“, ein extrem verzögerter Salto bei vertikaler Segelstellung, war ein bahnbrechender Trick. „Er hat die Coolness des Windsurfens verbreitet, surft immer radikal“, sagte Philip Köster: „Ich setze mich immer noch gerne an den Strand und gucke ihm beim Surfen zu.“

Familie Naish zog es früh von Kalifornien nach Hawaii, Vater Rick folgte als Rettungsschwimmer und Surfer den großen Wellen der berüchtigten Waimea Bay. Diese Leidenschaft übertrug sich auf den Sohn, Robby ist einer der wenigen Surfer mit Segel, die es mit Riesenwellen aufnehmen.

Naish wuchs mit seinen drei Geschwistern in eher bescheidenen Verhältnissen in Kailua im Nordosten der Insel Oahu auf. Bis zur vierten Klasse trug er fast nie Schuhe, sein Leben spielte sich am Strand ab: „Ich war auf Hawaii der einzige Junge mit einem Windsurfbrett. Die anderen dachten nur ans Wellenreiten.“

Heute ist das Multi-Talent auch Multi-Millionär, dank des Erfolgs seiner Firma Naish Hawaii, die Material für das Wind- und Kitesurfen vertreibt. Der scheinbar ewig jung bleibende Naish und Frau Katie sind mittlerweile Großeltern. Wenn er sagt, „ich bin der glücklichste Mann auf der Welt“, klingt das authentisch: „Ich habe keinen Grund für Depressionen.“

Naish ist oft in Europa, er mag die raue Nordsee und spricht fließend deutsch. Auch beim Stand-Up-Paddling Weltcup in Hamburg war er im August zu Gast. In seinem kleinen Dorf auf Hawaii habe sich nie jemand um Windsurfen geschert, sagte er einmal: „Das war eine gute Balance, die wohl half, dass ich kein arroganter Idiot wurde.“