Zwölfmal gewann der 44-Jährige den Weltcup auf Sylt. Bei seiner letzten Teilnahme will er genießen. Das Warten auf den Wind hat dann ein Ende.

Sylt. Bernd Flessner wartet auf den Wind. Brett und Segel liegen im Sand, es herrscht Flaute am Brandenburger Strand. Nichts Neues für den Mann von Norderney. Flessner ist zum 25. Mal hier, er kennt das Revier in- und auswendig – und das Warten gehört dazu. Doch in diesem Jahr ist für Flessner alles anders. Er wartet zum letzten Mal auf den Wind. Nach mehr als einem Vierteljahrhundert auf dem Wasser beendet der Windsurfer beim 30. Weltcup auf Sylt seine einzigartige Profi-Karriere.

„Es wird sicher Wehmut aufkommen und ich werde melancholisch werden, da kenne ich mich. Ich versuche, alles mitzunehmen und aufzusaugen“, sagte der 44-Jährige. Das Ergebnis ist in dieser Woche eigentlich egal, Flessner ist nach gesundheitlichen Problemen weit von seiner Topform entfernt. Doch nach 26 Jahren voller Ehrgeiz, Druck und Erfolge schaltet man nicht so einfach um. Vom Racemodus in den Müßiggang.

„Ich war immer extrem gut vorbereitet und dadurch sehr erfolgreich“, sagt Flessner. Er wurde 16 Mal deutscher Windsurfmeister, holte 39 Einzeltitel und gewann zwölfmal den Windsurf Cup auf Sylt. Flessner war zwölf Jahre lang in der Top Ten der Weltrangliste, wurde zweimal IFCA-Slalomweltmeister – er hat den Sport in Deutschland geprägt. Doch am Sonntag ist für Flessner Schluss mit dem Weltcup-Zirkus, der neben vielen großartigen Momenten auch für etliche Entbehrungen stand.

„Wenn andere feiern gehen, Urlaub machen und sich an den Strand legen, heißt es trainieren“, sagt Flessner: „Man ist viel von zu Hause weg, kann nur wenig Zeit mit der Familie verbringen und muss sich immer aufraffen.“ Das Leben auf der Tour sei wie in einer Firma mit 60 Angestellten, sagt der zweifache Vater. Man müsse sich jedes Jahr unter den besten Zehn etablieren. Das koste gerade als Einzelsportler sehr viel Kraft, denn die Windsurfer sind „self-made“: Flüge buchen, Hotels suchen, den Transport für bis zu 400 Kilogramm Gepäck organisieren.

Anstehende Trips ins Surfmekka Hawaii führten daher oftmals zu hitzigen Diskussion mit seinen Freunden. Hobbysurfer würden alles dafür geben, einmal am legendären Strand von Ho'okipa das Board ins Wasser zu tragen. Flessner, der 25 Jahre lang in Südafrika überwinterte, hätte vieles gegeben, um sich die Reisen dorthin zu ersparen. „Hawaii ist eine superschöne Insel“, berichtet er: „Aber ich war meistens nur für ein paar Tage da, die langen Flüge haben mich genervt, da war wenig Platz und die Locals waren aggro. Ich konnte mich das eine oder andere Mal mit einer Notlüge erfolgreich vor einem Fotoshooting dort drücken.“

Notlügen braucht der Inhaber einer Agentur für Kommunikation und Marketing jetzt nicht mehr. Im Gegensatz zum Wind. Denn auch nach 26 Jahren als Profi wird das Windsurfen weiter eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen: „Wenn es wieder ein Hobby ist, dann wird die Faszination sicher noch größer für mich.“