Im Achtelfinale der French Open wartet nun Michail Juschni auf den gebürtigen Hamburger Tommy Haas. Die Kielerin Angelique Kerber ist indes ausgeschieden.

Paris. Tommy Haas peilt bei den French Open in Paris den nächsten Rekord an. Sollte der gebürtige Hamburger an diesem Montag beim französischen Grand-Slam-Turnier gegen den Russen Michail Juschni erstmals ins Viertelfinale einziehen, wäre der 35-Jährige der älteste Tennisprofi seit 42 Jahren, dem beim bedeutendsten Sandplatzturnier der Welt der Sprung in die Runde der letzten Acht gelingt. 1971 unterlag der bereits 39 Jahre alte Ungar Istvan Gulyas dem Jugoslawen Zeljko Franulovic in vier Sätzen.

Angelique Kerber dagegen konnte ihren Vorjahreserfolg nicht wiederholen. Die Kielerin scheiterte am Sonntag als letzte deutsche Spielerin im Damenfeld im Achtelfinale an der früheren Paris-Siegerin Swetlana Kusnezowa (Russland) mit 4:6, 6:4, 3:6 und verpasste damit ein Duell mit US-Star Serena Williams. Dennoch war Kerber in Anbetracht ihrer gerade erst überwundenen Bauchmuskelverletzung "zufrieden".

Der Weltranglisten-14. Haas hatte am Sonnabend 13 Matchbälle benötigt, ehe er den 2,06 Meter großen US-Amerikaner John Isner niederkämpfen konnte. Für seinen denkwürdigen 7:5, 7:6 (7:4), 4:6, 6:7 (10:12), 10:8-Erfolg benötigte er 4:37 Stunden. John McEnroe wollte nach dem Match vor Haas "niederknien". Eurosport-Experte Mats Wilander meinte: "Mit diesem Sieg hat Tommy sich fast ein Denkmal gesetzt."

Boris Becker hatte Haas schon vor dem Turnier als "kleines Sportwunder" bezeichnet, Sandplatzkönig Rafael Nadal lobte den Charakter des Deutschen: "Er ist eine Inspiration für unseren Sport." Haas selbst sagte: "Dieses Spiel gehört sicherlich in die Top Ten der Auftritte meiner Karriere." Es war ein Drama mit vielen Höhen und Tiefen, eine "riesige Achterbahnfahrt", wie sie Haas in 17 Profijahren noch nie erlebt hatte. "Wegen solcher Matches mache ich weiter", sagte er. "Wenn man dann am Ende auch noch belohnt wird, macht das alles total Sinn." Marathon-Mann Isner hatte schon 2010 in Wimbledon im fünften Satz 70:68 gegen den Franzosen Nicolas Mahut gewonnen.

Zu mehr Emotionen ließ sich Haas nach dem epischen Match nicht hinreißen. Vielleicht war er einfach nur zu müde. "Am Ende des Jahres kann ich das alles Revue passieren lassen", sagte er. "Jetzt geht es nur darum, wie ich für Juschni wieder fit werden kann."

Wie bereits 2009 steht Philipp Kohlschreiber gemeinsam mit Haas im Achtelfinale von Paris. Der 29 Jahre alte Augsburger, Deutschlands Nummer zwei, gewann die Drittrundenpartie gegen den Rumänen Victor Hanescu im Schnelldurchgang 6:0, 7:6 (7:0), 6:1. Das Spiel war auf Platz 7 verlegt worden, nachdem Haas auch seinen zwölften Matchball im vierten Durchgang nicht genutzt hatte und das Marathon-Match in die Verlängerung ging. Am Montag bekommt es Kohlschreiber mit dem serbischen Branchenprimus Novak Djokovic zu tun.