Wie 2009 stehen Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber im Achtelfinale der French Open. Dauerbrenner Haas besiegte John Isner nach sage und schreibe 13 Matchbällen und wehrte selbst einen ab.

Paris. Nach einem Tennis-Drama mit einem Dutzend vergebener Matchbälle hat Tommy Haas doch noch sein drittes Achtelfinale bei den French Open erreicht. Der 35-Jährige bezwang den amerikanischen Aufschlagriesen John Isner am Samstag 7:5, 7:6 (7:4), 4:6, 6:7 (10:12), 10:8 und wehrte im fünften Satz selbst einen Matchball ab. Die viereinhalbstündige Partie weckte Erinnerungen an das Davis-Cup-Halbfinale 1995 in Moskau: Damals allerdings verlor Michael Stich nach neun Matchbällen das entscheidende letzte Einzel gegen Andrej Tschesnokow.

Anschließend folgte bei einbrechender Dämmerung auch Philipp Kohlschreiber durch den schnellen 6:0, 7:6 (7:0), 6:1-Erfolg gegen den Rumänen Victor Hanescu. Kohlschreiber holte im zweiten Satz einen

2:5-Rückstand auf und trifft in seinem zweiten Paris-Achtelfinale nach 2009 auf den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic aus Serbien. Angelique Kerber spielt bereits an diesem Sonntag (11 Uhr) im Achtelfinale gegen die Russin Swetlana Kusnezowa. Haas trifft am Montag auf den Russen Michail Juschni.

„Ich war bei einem großen Match dabei. Leider musste einer verlieren. Für mich wäre das nach den vielen Chancen enttäuschender gewesen“, sagte Haas. „Es war eine große Achterbahnfahrt und wird eines der besten Matches sein, um sich später daran zu erinnern.“ Kohlschreiber zeigte sich hochzufrieden mit seiner Leistung: „Ich habe toll gespielt“, meinte der 19. der Weltrangliste, dessen Match eigentlich auf dem Platz von Haas stattfinden sollte und verlegt wurde. Kohlschreiber verfolgte die Partie, so lange es ging und litt mit: „Es ist verdammt schwierig, so etwas anzuschauen.“

In der voll besetzten Stierkampfarena sahen die Zuschauer ein faszinierendes Match, in dem Haas am Ende des vierten Satzes der Verzweiflung nahe war. Bei einer 6:5-Führung besaß er die ersten neun Matchbälle gegen den servierenden Isner. Der 2,06 Meter lange US-Boy mit der weißen Basketballkappe bewies eiserne Nerven und donnerte seine ersten Aufschläge konstant auf die Rückhandseite von Haas. Drei Matchbälle wehrte er mit Assen ab.

Der folgende Tiebreak verlief nicht minder unglücklich für den gebürtigen Hamburger. Ein sogenanntes Minibreak gab er wieder ab, verhinderte beim 5:6 aber den Satzausgleich. Zwei weitere Matchbälle konnte Haas nicht verwerten, bei einer 8:7-Führung hatte er endlich die erste Chance bei eigenem Aufschlag – und servierte einen Doppelfehler. Danach gelang ihm ein Ass, doch ein Rückhandfehler machte danach auch die zwölfte Möglichkeit auf den Sieg zunichte.

Anschließend schien der Wahl-Amerikaner mit Kräften und Nerven am Ende. Im fünften Satz geriet Haas schnell 0:3 und 1:4 in Rückstand - und gab trotzdem nicht auf: Zum 3:4 schaffte er im vierten Anlauf das Rebreak, beim Stand von 4:5 wehrte er selbst einen Matchball von Isner ab. Der 28-Jährige lief nun nicht mehr zu den kurzen Bällen, die Haas einstreute. Der Dauerbrenner schien trotz seines Alters fitter und war bei der nächsten Breakchance zum 9:8 zur Stelle. Als nach 4:37 Stunden eine Rückhand von Isner seitlich ins Aus gesegelt war, schlug sich Haas mit der Faust an die Brust – sein Kampfgeist mit Herz hatte sich doch gelohnt.

Es war im sechsten Vergleich gegen Isner der dritte Erfolg gegen den Weltranglisten-21., der bereits am Freitag fast vier Stunden spielen musste und dabei gegen seinen Landsmann Ryan Harrison ebenfalls einen 0:2-Satzrückstand aufgeholt hatte. „Rückblickend hätte ich wohl lieber in drei Sätzen verloren. Mir geht es jetzt ziemlich furchtbar“, sagte Isner.

Titelverteidigerin Maria Scharapowa aus Russland siegte 6:1, 7:5 gegen die Chinesin Zheng Jie. Nächste Gegnerin ist die Amerikanerin Sloane Stephens. Australian-Open-Siegerin Victoria Asarenka aus Weißrussland gewann 4:6, 6:3, 6:1 gegen die Französin Alizé Cornet und trifft auf Ex-Paris-Siegerin Francesca Schiavone aus Italien. Der siebenmalige Paris-Sieger Rafael Nadal arbeitete sich mit 7:6 (7:5), 6:4, 6:4 gegen den Italiener Fabio Fognini ins Achtelfinale und trifft dort auf Kei Nishikori, der als erster Japaner seit 1938 die Runde der letzten 16 bei dem Turnier erreichte. Djokovic schaltete den Bulgaren Grigor Dimitrow mit 6:2, 6:2, 6:3 aus.