Der Manager ist mit der Entwicklung des Arsenal-Profis nicht zufrieden. Ex-St.-Pauli-Profi Kruse bekommt am Mittwoch gegen Ecuador eine Einsatzgarantie.

Miami. Es wurde viel debattiert über Sinn und Unsinn der USA-Tour ohne viele Stars – jetzt muss sich die Übersee-Reisegruppe von Joachim Löw als wettkampftauglich beweisen. Gegen den ehrgeizigen Weltranglisten-Zehnten und programmierten WM-Teilnehmer Ecuador sollen Lukas Podolski, Benedikt Höwedes oder auch Neuling Max Kruse in der Sonne von Florida den Fans in der Heimat zeigen, dass die Fußball-Nationalmannschaft auch ohne ein Dutzend Stammkräfte von Lahm und Schweinsteiger bis Özil und Götze begeistern kann. „Ich freue mich auf das Spiel“, betonte der 108-malige Nationalspieler Podolski, der am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD und im Liveticker auf abendblatt.de) im Universitäts-Stadion von Boca Raton besonders im Fokus steht.

Nach dem weltweit gelobten „German Final“ in der Champions League „wird der Fokus jetzt wieder langsam auf die Nationalmannschaft kommen. Es steht natürlich in Deutschland noch das Pokalfinale an. Aber wir werden mit unseren Länderspielen hoffentlich wieder Highlights setzen“, erklärte Manager Oliver Bierhoff, der mit deutlichen Worten dem „ewigen“ DFB-Podolski einen „Stillstand“ in dessen Auswahl-Laufbahn attestiert hatte und damit für Zündstoff in der Gute-Laune-Welt des Nationalteams sorgte.

Bierhoff: „Podolski-Entwicklung nicht zufriedenstellend“

„Ich bin auch ein Freund von klaren Worten. Und auch Spieler müssen kritikfähig sein, müssen auch mit Tatsachen leben“, erklärte der einstige DFB-Kapitän Bierhoff und ergänzte zu Podolski: „Er hat uns immer wieder unglaublich geholfen. Er ist unglaublich wichtig für die Mannschaft. Aber die Entwicklung im letzten Jahr war bei der Nationalmannschaft eben nicht so zufriedenstellend.“ Schon gegen das starke Ecuador erhofft sich Bierhoff eine positive Reaktion von Podolski: „Die Konkurrenz ist stärker geworden. Und ich hoffe, dass es für ihn wieder Ansporn ist, sich diese Position zu erkämpfen.“

Podolski mochte Bierhoffs Urteil nicht groß besprechen: „Wenn er es anders sieht, ist das seine Meinung.“ Mit 27 fühle er sich keinesfalls auf dem absteigenden Ast: „Ich habe in England eine gute Saison gespielt“, sagte der Routinier nach seinem ersten Jahr beim FC Arsenal. Mit seinem 109. Einsatz könnte Podolski seinen einstigen Trainer Jürgen Klinsmann in der deutschen Rekordliste überbieten.

„Der Lukas ist ja jetzt schon fast zehn Jahre dabei. Bei der Nationalmannschaft weiß man natürlich, dass er unglaubliche Dynamik und Durchsetzungsvermögen mitbringt“, sagte Bundestrainer Löw zu Podolski, der in Abwesenheit der Dortmunder Marco Reus und Mario Götze, der Bayern Thomas Müller und Toni Kroos sowie von Real-Star Mesut Özil wieder mal erste Wahl im offensiven Mittelfeld ist.

Gerade auf die erfahrenen Kräfte im Aufgebot setzt Löw im ersten der zwei Länderspiele im Land der unbegrenzten Möglichkeiten – das zweite folgt am Sonntag gegen die von Klinsmann gecoachte USA. „Das ist ein wichtiger Ansatzpunkt, in beiden Spielen die richtige Mischung aus erfahrenen, neuen und jugendlichen Spielern zu haben. Klar braucht man auch erfahrene Spieler auf dem Platz, die das Gefühl der Länderspiele kennen“, erklärte Löw vor der Partie gegen Ecuador.

So will der Bundestrainer wohl seine Abwehrreihe mit Benedikt Höwedes (12 Länderspiel-Einsätze), Per Mertesacker (88) und den beiden HSV-Profis Heiko Westermann (24) und Marcell Jansen (37) besetzen. Im defensiven Mittelfeld soll das Leverkusener Duo Lars Bender und Stefan Reinartz für Stabilität sorgen. Der gesundheitliche Zustand von André Schürrle (grippaler Infekt) und Julian Draxler, der nach einer Operation am Unterarm in den USA erst langsam wieder trainieren konnte, werden die Zusammenstellung des Offensivblocks maßgebend mitbestimmen. Der Bremer Aaron Hunt könnte ein kaum noch erwartetes Comeback feiern.

Löw schwärmt von Ex-St.-Pauli-Profi Kruse

Ganz vorne soll der unbekümmerte Noch-Freiburger und künftige Gladbacher Kruse zu seinem Länderspiel-Debüt kommen. „Max hat beim Training einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Er hat eine gewisse Frechheit, macht gute Laufwege. Ich halte ihn für einen schlauen Stürmer, der schwer zu berechnen ist“, begründete Löw sein Vertrauen. „So hat Jogi die Möglichkeit, schon die nächste Generation zu begutachten, die auch wahnsinnig viel Talent mitbringt. Darum wird Deutschland von der ganzen Welt beneidet“, sagte der ehemalige Bundestrainer Klinsmann, der sich auf das direkte Aufeinandertreffen mit Löw in Washington „schon wahnsinnig freut“.

Der aktuelle DFB-Chefcoach sieht gute Zeichen, dass sein Kader mit vier Neulingen und zahlreichen Rückkehrern trotz der ungewohnten Bedingungen zur Anstoß-Ortszeit um 14.30 Uhr Ortszeit schon gegen Ecuador bestehen kann. „Sicher merkt man im Training, dass es zu dieser Zeit heiß ist, die hohe Luftfeuchtigkeit kommt dazu. Nach vier, fünf Einheiten hat man aber schon das Gefühl, dass sich die Spieler mehr daran gewöhnt haben“, sagte Löw.