René Adler ist bei der USA-Reise der deutschen Nationalmannschaft die Nummer eins. Ansprüche will er daraus nicht ableiten.

Miami Beach. Manuel Neuer und Roman Weidenfeller standen in London im Fokus der Fußball-Welt – in Miami Beach beobachtete René Adler die Situation ganz entspannt. Von „Urlaub“ sprach der 28-Jährige kurz sogar. Es war natürlich nur ein Versprecher, auch wenn bei Temperaturen um die 30 Grad in Florida leicht Urlaubsgefühle aufkommen könnten.

Doch Adler ist nicht mit der Nationalmannschaft in die USA gereist, um Sonne und Strand zu genießen. Er will seine Position festigen und unterstreichen, dass Bundestrainer Joachim Löw im Notfall auf ihn bauen kann.

Bei den Länderspielen am 29. Mai in Boca Raton gegen Ecuador und am 2. Juni in Washington gegen die USA ist der Torwart vom Hamburger SV im DFB-Kader die etatmäßige Nummer eins. Ansprüche für die Zukunft will Adler daraus aber nicht ableiten. Eine Kampfansage an den Münchner Neuer gibt es deshalb aus rund 7000 Kilometern Entfernung nicht.

„Die Rollenverteilung ist klar“, betonte er und fügte an: „Ich möchte es dem Bundestrainer so schwer wie möglich machen und ihm zeigen, dass er sich auf mich verlassen kann, wenn er mich braucht.“ Es könne immer etwas passieren, „da ist so eine Reise gut, um Alternativen aufzuzeigen und seine Position zu festigen“.

Der elfmalige Nationalspieler weiß, wovon er spricht. Vor der WM 2010 in Südafrika war er die Nummer eins, doch eine Schulter-Verletzung warf alles über den Haufen. Seitdem ist Neuer unangefochten.

Natürlich sei er „schon einmal weiter gewesen“, meinte Adler, aber er halte sich „immer wieder vor Augen, dass ich acht Monate verletzt und über ein Jahr nicht dabei gewesen war. Deshalb bin ich froh über jedes Spiel. Es ist immer eine Ehre und Auszeichnung, für mein Land zu spielen.“ Er müsse seine Einsätze „härter sammeln. Aber wie sie letztendlich zustande kommen, danach fragt keiner mehr.“

Im Februar beim 2:1 in Frankreich war Adler nach 812 Tagen in den Kreis der DFB-Auswahl zurückgekehrt und hatte sich dabei mit einer starken Leistung glänzend eingeführt. Der HSV-Keeper ist seitdem zumindest wieder die Nummer zwei, vor den jungen, aufstrebenden Torhütern Ron-Robert Zieler und Marc-André ter Stegen, die auch in den USA dabei sind.

Löw weiß auf jeden Fall, was er an dem Routinier hat. „René Adler war schon lange bei uns dabei, er war die Nummer eins, und es ist imponierend, wie er zurückgekommen ist“, sagte er: Er habe in Hamburg „überragende Leistungen gezeigt und die Mannschaft mit seiner Persönlichkeit positiv beeinflusst.“ Auf der USA-Reise erwartet der 53-Jährige deshalb, „dass auch René Führungsansprüche erfüllen muss“.

Doch Adler sieht sich da nicht besonders gefordert – trotz der vier Neulinge im Kader. „Das ist generell ein neue Generation, die kommen auf uns zu, sind Teil der Mannschaft. Sie hängen sich voll rein“, meinte er. Und überhaupt: „Ob jemand null Länderspiele oder 80 hat, wir wollen gewinnen und eine schöne Zeit haben.“

Die will er auch im Verein haben. Beim HSV läuft sein Vertrag noch bis 2017. Im März hatte er schon einmal angedeutet, sich vorstellen zu können, für immer in Hamburg zu spielen. „Es gibt keinen Anlass, an etwas anderes zu denken. Für mich ist der HSV einer der besten Vereine in Deutschland“, sagte er, schränkte aber auch ein: „Es wäre naiv, große Töne zu spucken und zu sagen: Ich werde nie woanders spielen.“

Zumal er, wie er in Miami Beach verriet, gerne wie Neuer und Weidenfeller einmal Champions League spielen würde. Von der ist der HSV derzeit aber Lichtjahre entfernt. Trotzdem, so Adler, wisse er, „dass ich auch gut bin“.