Am Mittwochabend trifft die Rumpftruppe des Bundestrainers in der Hitze von Florida auf die Südamerikaner. Rund acht Millionen Euro kassiert der DFB für die Übertragung der beiden Testländerspiele.

Miami. Nachmittagssonne, mögliche Gewitter und ein aufstrebender Gegner mit großer Motivation: Nach dem deutschen Fußball-Kracher von Wembley stehen Joachim Löw und seine zweite Auswahl-Garde vor einer ungemütlichen Aufgabe. Testspiel-Kontrahent Ecuador rangiert auf Rang zehn der Weltrangliste und ist extremes Wetter gewöhnt, internationale Reputation aber besitzen die Südamerikaner wenig. „Das ist ein Heimspiel für Ecuador. Das sind ihre Bedingungen“, warnte Bundestrainer Löw vor dem Spiel seiner mit vier Länderspiel-Neulingen und zahlreichen Nachrückern aufgefüllten Nationalmannschaft am Mittwoch (20.30 Uhr MESZ/ARD und Liveticker auf abendblatt.de) in Florida.

Löw weiß um die komplizierte Aufgabe im FAU-Stadion in Boca Raton, in dem es weder für Spieler noch für Zuschauer einen Schutz gegen die knallende Sonne oder Blitz und Regen gibt. Die Anstoßzeit um 14.30 Uhr hat das Fernsehen diktiert, um zur deutschen Prime Time möglichst viele Zuschauer vor die TV-Geräte und Leinwände zu locken. Dafür füllt der DFB, der sich die nationalen Fernsehrechte für das Spiel gegen Ecuador und auch für die Partie am 2. Juni gegen die USA gesichert hat, auch seine Kasse. Rund acht Millionen Euro kassiert der Verband für die Übertragung der beiden Länderspiele abzüglich der Produktionskosten für das TV-Signal.

Der DFB-Chefcoach ließ im Training den Ablauf und die Bedingungen des erst zweiten Aufeinandertreffens mit Ecuador simulieren. Trotz der „ein bisschen beschwerliche Bedingungen“, wie Leverkusens Mittelfeldmann Lars Bender nach den Hitzeproben auf dem Gelände der Barry University feststellte, will sich der aus der Personalnot durch 15 verhinderte Nationalspieler geborene Reisekader beweisen. Die Meteorologen haben zur Spielzeit 29 Grad und Gewitter vorausgesagt.

„Die Spieler, die hier dabei sind, machen das mit großer Freude“, erklärte Löw nach der Eingewöhnungsphase in den USA. „Wir haben uns gut akklimatisiert. Die Spieler sind mit Leidenschaft bei der Sache. Man spürt, dass sie ihre Chance nutzen wollen.“ Der zukünftige Mönchengladbacher Max Kruse soll als Länderspiel-Neuling in der Startelf stehen, während der Schalker Julian Draxler nach seiner Hand-Operation wahrscheinlich noch geschont wird.

„Von einer Resterampe zu sprechen, ist respektlos“

Im zentralen offensiven Mittelfeld könnte dafür der Bremer Aaron Hunt nach fast drei Jahren Nationalmannschafts-Pause wieder von Beginn an auflaufen. Der Dortmunder Champions-League-Finalist Kevin Großkreutz kann wegen einer Fußprellung nicht in die USA nachreisen.

„Von einer Resterampe zu sprechen, ist respektlos gegenüber den Jungs, die hier sind. Das haben sie nicht verdient. Hier gibt es viele, die eine großartige Saison gespielt haben und es verdient haben, in diesem Kreis dabei zu sein“, sagte Lukas Podolski, mit 108 Länderspielen zusammen mit seinem Arsenal-Kollegen Per Mertesacker (88) die Abteilung Erfahrung im derzeit 19-köpfigen Kader. „Man sieht, dass die Motivation da ist“, beschrieb Bierhoff seine Eindrücke aus den bisherigen Tagen im Sonnenstaat.

„Die Bedeutung des USA-Spiels ist höher“

Neben den Trainingseinheiten in der Mittagsglut hatte Reiseleiter Bierhoff auch für Abwechslung gesorgt, die den Gewöhnungsprozess an die klimatischen Verhältnisse und die Zeitumstellung beschleunigen sollten. So besuchten die Spieler ein NBA-Finale der Eastern Conference zwischen Miami Heat und Indiana Pacers, einmal war selbst Basketball-Training angesetzt, am Strand gab es Beachvolleyball. Und auch in die Geheimnisse des Baseballs sollen Löws Fußballer vor den Länderspielen gegen Ecuador und die USA noch eingeweiht werden.

„Ecuador ist ein stärkerer Gegner“, betonte Löw. „Aber die Bedeutung des USA-Spiels ist höher. Die Amerikaner feiern 100. Geburtstag, das volle Stadion ist ein Ansporn für beide“. Mit jener Mannschaft, gegen die Deutschland bei der Heim-WM 2006 das Vorrundenspiel klar mit 3:0 gewonnen hatte, hat das aktuelle Team Ecuadors nichts mehr zu tun. Miroslav Klose, der als frisch gebackener italienischer Pokalsieger erst zum zweiten Spiel in Washington nachreisen soll, und Podolski hatten vor sieben Jahren die Tore erzielt.

Voraussichtliche Aufstellung:

Adler – Höwedes, Mertesacker, Westermann, Jansen – Lars Bender, Reinartz – Schürrle, Hunt, Podolski - Kruse.