Trotz seiner Weltklasse-Leistungen schien die Tür zur Nationalmannschaft für Roman Weidenfeller zu. Seit seiner Gala im Champions-League-Finale ist sie offen.

Miami. Andreas Köpke hat Roman Weidenfeller die Tür zur deutschen Fußball-Nationalmannschaft geöffnet. „Wir registrieren auch, dass er richtig stark hält, das sieht jeder“, sagte der Bundestorwarttrainer: „Wir müssen für die WM 2014 drei Torhüter nominieren, die zusammenpassen. Da könnte auch Roman Weidenfeller dazugehören.“

Auch Bundestrainer Joachim Löw sprach in Miami nach Schlusspfiff des Champions-League-Finals davon, dass beim 2:1-Erfolg von Bayern München gegen Borussia Dortmund im Endspiel der Königsklasse „beide Torhüter Weltklasseleistungen geboten haben“. Also neben Manuel Neuer, der unumstrittenen Nummer eins bei den Bayern und in der DFB-Auswahl, auch der bereits 32 Jahre alte, aber noch nie in der Nationalelf eingesetzte BVB-Torhüter Weidenfeller.

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Der Spalt in der Tür zur DFB-Elf ist für den „besten Nicht-Nationaltorwart der Welt“ (FAZ) aber doch eher klein. „Wenn man die Leistungen der letzten Jahre betrachtet, hätte Roman durchaus mal ein Länderspiel verdient“, sagt Löw: „Aber man muss auch überlegen, welches Alter die Nummer zwei oder drei der WM hat.

Unsere Strategie in den letzten Jahren war immer die: Manuel Neuer ist die Nummer eins, das ist klar. Dahinter haben wir auf junge Talente gesetzt.“ Einen symbolischen Einsatz als Belohnung wird es für Weidenfeller nicht geben. „Wir brauchen Roman kein Länderspiel zu geben, nur weil er gut hält“, sagt Köpke: „Wir müssen abwägen, ob alles zusammenpasst.“

Dies heißt übersetzt: Das Trio Neuer (bei Turnierstart 28), René Adler (dann 29) und Weidenfeller (dann 33) wird es im nächsten Sommer in Brasilien nicht geben. Neuer ist gesetzt, ein junger Torhüter – in den USA sind Ron-Robert Zieler (24/Hannover 96) und Marc-André ter Stegen (21/Borussia Mönchengladbach) mit dabei – wird in jedem Fall dabei sein, um als Nummer drei Turnierluft schnuppern zu können. Weidenfeller müsste also die aktuell klare Nummer zwei Adler verdrängen. Oder dürfte sich im Falle einer Verletzung Neuers mit dem Hamburger sogar um die Eins streiten.

So oder so ist Weidenfeller im Kreise des DFB-Teams kein Tabuthema mehr, so wie es etwa Bundesliga-Torschützenkönig Stefan Kießling (Bayer Leverkusen) seit der WM 2010 war und ist. Zumal man ihn durchaus schon eine Weile beobachtete. „Er hatte den Fuß schon mal leicht drin, aber dann hat er sich verletzt“, äußert Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff, der ebenfalls feststellte, dass Weidenfeller „in den letzten zwei Jahren einen Schub gemacht hat“.

Weidenfellers Pech: Er wurde zu spät richtig gut. Noch vor einigen Jahren kreideten ihm Kritiker zurecht seine Unbeständigkeit und seine Schwächen in der Spieleröffnung sowie in der Strafraumbeherrschung an. Und kaum zeigte er beständige Leistungen, verbrannte sich der BVB-Keeper mit dubiosen Äußerungen den Mund („Ich habe nie eine Chance bekommen. Vielleicht sollte ich mir einfach die Haare schneiden oder etwas zierlicher werden.“)

All das scheint nun vergessen. Nach der „Werbung für die deutschen Torhüter“ (Bierhoff) und einer „überragenden, sensationellen“ (Köpke) Leistung auf der größten Bühne des europäischen Klub-Fußballs steht die Tür zur Nationalmannschaft für Weidenfeller plötzlich auf. Wenn auch nur einen Spalt weit.