Der VfL Bochum empfängt den 1. FC Köln. Im Vorfeld tragen die beiden Kulttrainer eine Privatfehde aus und sorgen für reichlich Gesprächsstoff.

Bochum. Die Einladung zur Privatfehde nahm Peter Neururer dankend an. „Bis dato habe ich mich mit Stani sehr gut verstanden. Aber wenn er sich fetzen will, kann er das gerne haben“, sagte der Trainer des VfL Bochum dem „kicker“ und dem Kölner „Express“. Der verbale Schlagabtausch sorgt für zusätzliche Brisanz vor dem Zweitliga-Westderby zwischen Neururers VfL Bochum und den von Holger Stanislawski trainierten 1. FC Köln am Sonnabend (13.00 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de).

Der sportliche Wert des ausverkauften Duells der beiden Traditionsclubs ist unbestritten: Bochum braucht nach drei Siegen in drei Spielen unter Neururer weitere Punkte für den Klassenerhalt, Köln träumt als Vierter noch von der Relegation und damit der sofortigen Rückkehr in die Bundesliga. Und hat doch wieder eine unruhige Woche hinter sich, bestimmt von Schlagzeilen über einen möglichen Rückzug von Präsident Werner Spinner und den bevorstehenden Abgang von U21-Nationalspieler Christian Clemens.

Und natürlich dem Disput zwischen „Peter dem Großen“ und der St.-Pauli-Legende „Stani“. „Ich weiß nicht wirklich warum. Meines Wissens habe ich ihm gar nichts getan“, sagte Neururer mit Unschuldsmiene. Und weiß doch genau, worum es geht. Zunächst hatte der 58-Jährige, der den FC neben Schalke 04 und Bochum als seine „sportliche Liebe“ bezeichnet, als Sport1-Experte ausgeplaudert, dass der Kölner Christian Eichner wegen seiner hohen Punktprämie nicht eingesetzt werde. Dann kritisierte der Kölner Ex-Coach (1996-97), dass der FC mit der Verpflichtung von Stefan Maierhofer (30) die „vorgegebene Politik des Umbruchs ad absurdum geführt hat“. Eine Kritik, bei der Neururer auch heute noch ausdrücklich bleibt.

Stanislawski hatte den als Trainer drei Jahre arbeitslosen Kollegen nach Erscheinen der Aussagen attackiert. „Irgendwelche Leute, die auf der Couch oder in Kneipen am Runden Tisch sitzen, interessieren uns herzlich wenig“, sagte er im Februar. „Das muss er abkönnen“, sagt er nun: „Das ist wie bei Profiboxern, die werfen sich vor einem Kampf auch so einiges an den Kopf, hinterher ist es aber wieder gut.“ Doch das war, bevor Neururer („Ich war von Kindesbeinen an FC-Fan“) sich „fetzen“ wollte.

Außer auf die Trainer werden die Augen am Sonnabend in der ausverkauften Bochumer Arena auf Kölns Clemens gerichtet sein. Der 21-Jährige will mit dem FC eigentlich aufsteigen, würde sich selbst damit aber teurer machen. Denn falls der FC in der 2. Liga bleibt, darf er für festgeschriebene drei Millionen Euro wechseln. Im Falle des Aufstiegs fiele die Klausel weg, die Ablösesumme wäre mit Interessenten wie Schalke 04, Bayer Leverkusen, dem VfL Wolfsburg oder dem VfB Stuttgart frei verhandelbar.

„Christian verlässt den FC in jedem Fall“, stellte sein Berater Torsten Weck schon mal via „Express“ klar. Stanislawski will den in den letzten Wochen überragenden Offensivspielern aber trotz der verzwickten Lage aufstellen. „Keiner sagt hier: Nächstes Jahr bin ich nicht mehr hier und lässt die anderen im Regen stehen“, sagte er: „Clemens schon mal gar nicht, weil er ein Ur-Kölner ist.“